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Auf Entdeckungstour im bunten Indien

07.03.2017

Auf einer Exkursion des Masterstudiengangs „Ethnomusikologie“ haben sieben Studierende der Universität Würzburg die klassische indische Musik kennen gelernt. Zu diesem Zweck besuchten sie Konzerte und nahmen an traditionellen Ritualen teil.

Ausladende Kostüme sind typisch für manche religiösen Zeremonien in Indien. (Foto: Lisa Herrmann-Fertig)
Ausladende Kostüme sind typisch für manche religiösen Zeremonien in Indien. (Foto: Lisa Herrmann-Fertig)

In ein weit entferntes Land reisen und fremde Kulturen erkunden: Diese Chance bekommt nicht jeder Studierende in seiner universitären Laufbahn. Lisa Herrmann-Fertig, Doktorandin und Assistentin für Ethnomusikologie am Institut für Musikforschung der Universität Würzburg, hat dies für sechs ihrer Studierenden möglich gemacht. Zwei Wochen lang erlebte die Gruppe vor Ort hautnah die indische Musikkultur.

Scharfes Essen und Tieropfer

Am ersten Januar hieß es für Franziska Betz, Moritz Beck, Ya’qub El-Khaled, Merle Greiser, Monika Jonska und Theresa Seitz: „Abflug“. Gemeinsam reisten sie mit ihrer Dozentin in das 7.500 Kilometer entfernte Chennai, an die Ostküste Südindiens. Dort angekommen, erwarteten sie zahlreiche neue Eindrücke.

Enge Gassen und Menschenmengen prägen die Erinnerungsfotos der Studierenden. Und an das scharfe indische Essen musste sich die Gruppe erst nach und nach gewöhnen, erinnert sich die Dozentin. Doch ein Erlebnis werden sie wohl alle nicht so schnell vergessen.

„Das Tieropfer während der religiösen Zeremonie war sehr gewöhnungsbedürftig“, erinnert sich Ya’qub El-Khaled. Denn im Trancezustand trinken manche indischen Tänzer frisches Tierblut.

Kultur hautnah erleben

Um den Studierenden möglichst viele Eindrücke der indischen Musiklandschaft vermitteln zu können, hatte Lisa Herrmann-Fertig zwei Stationen organisiert. Während der ersten Woche besuchte die Gruppe zahlreiche Konzerte und Tanzaufführungen, die sie mit der klassischen südindischen Musik vertraut machten. Am Wochenende bot die Universität Indian Institute of Technology Madras mit einem Festival auf dem Campus einen weiteren Einblick in die indische Musik und Kultur.

Die zweite Woche gestaltete sich für die Studierenden etwas aufregender. Gemeinsam mit der Dozentin besuchten sie drei Theyyams in der Gegend um Kannur, Kerala. Hierbei handelt es sich um religiöse Zeremonien, die in einem Abstand von einem bis 25 Jahren stattfinden.

„Nach Fastenzeit und Reinigungsritualen wird meist ein Mann zu einer Gottheit“, erklärt Lisa Herrmann-Fertig. Dieser diene dann als Medium, das den Dorfbewohnern ihre Fragen zu Themen wie Gesundheit oder Landwirtschaft beantworte. „Bei einem der Theyyams wurde dann tatsächlich ein Huhn geopfert“, berichtet Ya’qub El-Khaled.

Schwarz-rot geschminkte Gesichter und Körper sind charakteristisch für Theyyams. Ausladende Kostüme, riesige Kopfbedeckungen und Feuerspiele bieten ein spektakuläres Bild. Begleitet von Live-Musik tanzt sich das Medium nach und nach in Trance. Ein Theyyam-Guide informierte die Studierenden über alle Einzelheiten der traditionellen Rituale.

Eigene Projekte

Für die Forschungsreise hatten sich die Studierenden je ein eigenes Projekt ausgesucht.

Moritz Beck untersuchte die Verbindung von Tanz und Musik in der klassischen indischen Musik. „In den Tanztheateraufführungen erzählt ein Sänger meist ein Epos, das einen religiösen Hintergrund hat“, berichtet Beck. „Oft improvisieren die Musiker, was von den Tänzern mit starker Mimik und einer Art Ausdruckstanz umgesetzt wird“, fährt der Student fort. Während der verschiedenen Aufführungen konnte Moritz Beck viele Informationen sammeln, die er in einer wissenschaftlichen Arbeit zusammenfassen wird.

Die Würzburger Studierenden mit ihrer Dozentin Lisa Herrmann-Fertig (3.v.r.). Foto: privat

Auch Ya’qub El-Khaled hat sich auf ein Thema spezialisiert: Die Aufführungspraxis der klassischen indischen Musik. Während des Aufenthalts in Indien stellte er viele Unterschiede zur deutschen Klassik fest. „Die indische Musik besteht zum größten Teil aus Improvisationen“, erzählt El-Khaled. „Dabei werden die Geigen nicht nur anders gehalten, sie sind auch anders besaitet“, berichtet der Student der klassischen Gitarre. Die Exkursion hat ihn nachhaltig beeindruckt. „Die Theyyams sind ein richtiges Spektakel“, so El-Khaled, der seine Eindrücke ebenfalls in einer Arbeit zusammenfassen wird.

Ein Anstoß für die Forschung

Neben Konzerten und Ritualen besuchte die Reisegruppe auch verschiedene Sehenswürdigkeiten und Tempel. Das Museum der Kerala Folklore Academy vermittelte den Studierenden Spezialwissen über Theyyam-Zeremonien.

Besonders stolz ist Lisa Herrmann-Fertig auf die beiden Bücher, die sie von einem indischen Professor der Akademie erhielt. „Das könnte ein Anstoß für die Theyyam-Forschung in Würzburg sein“, freut sich die Doktorandin. In Zukunft möchte sie sich noch ausführlicher mit der klassischen indischen Musik beschäftigen.

Die Exkursion stand unter dem Motto: „Potenziale indischer Musiklandschaften im interkulturellen Dialog aus ethnomusikologischer Perspektive“. Finanziell unterstützt wurde sie vom Institut für Musikforschung der Philosophischen Fakultät der Universität Würzburg und dem Bayerisch-Indischen Zentrum für Wirtschaft und Hochschulen (BayIND).

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