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  • Neue Universität, Sanderring

Die JMU: eine erfolgreiche Geschichte

Die Anfänge

Würzburg ist schon vor mehr als 1000 Jahren ein Ort von Studium und Bildung. Die Domschule mit Bibliothek und Scriptorium ist hierbei vor allem zu nennen, die ab dem 8. Jahrhundert europaweit ausstrahlt. In der Domschule werden die sieben artes liberales unterrichtet, ein auf die Antike zurückgehendes Wissensfundament, an das sich theologische und weitere vertiefende Studien anschließen. Von 952 bis 970 lehrt Stephan von Novara hier, der die Domschule zu einer neuen Blüte führt und zu dessen Schülern die späteren Bischöfe Wolfgang (Regensburg) und Heinrich (Erzbischof von Trier) zählen. Parallel zur Domschule unterhalten verschiedene Klöster eigene Schulen, d. h. höhere Bildungseinrichtungen, an denen bedeutende Gelehrte tätig sind. Ende des 13. Jahrhunderts wirkt beispielsweise Albertus Magnus im Dominikanerkloster in Würzburg. Abt Winrich von Ebrach errichtet 1282 in Würzburg ein Studienhaus für die Mitglieder des Zisterzienser­ordens. 1284 gewährt das zu Citeaux versammelte Generalkapitel der Zisterzienseräbte dem Würzburger Studienkolleg dieselben Privilegien wie ihrem 1245 gegründeten Ordens­kolleg in Paris (Collège des Bernardins), das in die Université de Paris – die Vorläuferin der Sorbonne – integriert ist.

Gründung der Universität Würzburg 1402

1402 gründet Fürstbischof Johann I. von Egloffstein die Universität Würzburg mit einem Privileg von Papst Bonifatius IX. Im päpstlichen Privileg für die Universitätsgründung in Würzburg wird u. a. ausgeführt:

„[…] legen wir mit apostolischer Autorität zum Lob des göttlichen Namens und zur Verbreitung des rechten Glaubens fest, dass in derselben Stadt es in Zukunft eine Universität gebe nach dem Vorbild der Universität zu Bologna und das diese für ewige Zeiten dort blühen solle, sowohl in der Fakultät der Theologie als auch des kanonischen und bürgerlichen Rechts, als auch in jeder anderen erlaubten Fakultät, und dass die Lehrenden und Studierenden sich ebendort aller Privilegien, Freiheiten und Immunitäten, die den Magistern der Theologie, den lehrenden Doktoren, den Studierenden und den Anwesenden an der Universität von Bologna zugestanden sind, auf jede beliebige Art erfreuen und diese nutzen können.“

Link zur Übersetzung des päpstlichen Privilegs

Das päpstliche Privileg stellt darüber hinaus fest, dass die an der Würzburger Universität erworbene Lehrbefugnis dazu berechtigt, an jeder anderen Universität zu lehren.

Die wenigen noch vorhandenen Quellen berichten von zwei Promotionen zum Doktor der Theologie 1405 und 1407. Im Jahr 1413 wird der Rektor der Universität, Johann Zantfurt, ermordet. Der Universitätsbetrieb wird – wahrscheinlich aus wirtschaftlichen Gründen – mit der Zeit immer weiter eingeschränkt.

Ab 1419 gibt es an der Domschule unter der Leitung des Domscholasters – jeweils ein Domkapitular – einen Lektor der Theologie, für den eine akademische Graduierung gefordert ist. Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass es mit dem ersten Inhaber dieser Stelle, dem Augustiner Gerlach von Alsfeld, sogar eine personelle Kontinuität zur vorherigen Universität gibt. Bei der Bestellung seines Nachfolgers im Jahre 1427, Johannes von Münnerstadt, wird ausdrücklich auf die früher bestehende Universität verwiesen.

Daneben spielen auch die jeweiligen Weihbischöfe eine große Bedeutung, um in Würzburg eine universitätsähnliche Ausbildung der Geistlichen zu bewahren und gewährleisten. Sie führen Vorlesungen für die Weihekandidaten durch und nehmen die Prüfungen bei den Weiheexamen vor. Der Dominikaner Dr. Kaspar Grünwald (†1512) wirkt vor seiner Zeit als Weihbischof in Würzburg (ab 1498) als Theologieprofessor in Freiburg. Sein Nachfolger, Johannes Pettendorfer (Weihbischof von 1512-1525), besitzt eine philosophische und theologische Promotion (1509 in Ferrara); vorher lehrt er an der Universität Ingolstadt und ist 1509 sowie 1511 sogar deren Rektor.

Für das Jahr 1563 findet sich der Hinweis, dass in der Tradition des päpstlichen Gründungsprivilegs von 1402 in Würzburg eine Promotion zum Doktor der Theologie vorgenommen wird. Es handelt sich dabei um den Dominikaner Antonius Rescius. Im gleichen Jahr lehrt er an dem 1561 von Fürstbischof Friedrich von Wirsberg gegründeten Würzburger Pädagogium. Ab 1567 ist er zunächst unter Wirsberg und dann unter seinem Nachfolger, Fürstbischof Julius Echter, Würzburger Weihbischof.

Die Wiedereröffnung des Universitätsbetriebs 1582 und der Übergang von einer kirchlichen zu einer staatlichen Institution

Das Pädagogium erweist sich als nicht existenzfähig. Bereits im Jahr 1563 muss es seine Pforten wieder schließen. In eine neue Phase tritt die Entwicklung mit dem 1567 von Fürstbischof Friedrich von Wirsberg gegründeten Jesuitenkolleg mitsamt Gymnasium und Konvikt. Die Jesuiten bieten ab 1575 Vorlesungen für Theologie an.

1575 erhält Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn von Kaiser Maximilian II das kaiserliche Privileg für die Wiedereröffnung des Universitätsbetriebs. 1576 erfolgt die Bekräftigung des ursprünglichen päpstlichen Privilegs durch Papst Gregor XIII. Da die Universität rechtlich seit 1402 weiterbesteht, gibt es keine Stiftungs- oder Gründungsurkunde für die Alma Julia.

Am 2. Januar 1582 wird die Universität von Fürstbischof Julius Echter feierlich wiedereröffnet, der zugleich ihr erster Rektor wird. Die Julius-Universität umfasste zunächst eine Theologische und eine Philosophische Fakultät, in den Folgejahren werden zudem eine juristische und eine medizinische Fakultät gegründet.

1591 werden die Universitätsgebäude der heute noch von der Juristischen Fakultät genutzten „Alten Universität“ mitsamt der Neubaukirche eröffnet.

Ab 1734 dürfen auch nichtkatholische Männer in Ausnahmefällen an der Julius-Universität ein Studium aufnehmen.

1803 kommt die Julius-Universität im Rahmen der Säkularisation zum Kurfürstentum Bayern. Der Name des Kurfürsten Maximilian IV. Joseph, ab 1806 als Maximilian I. Joseph König von Bayern, wird in den Universitätsnamen der Julius-Maximilians-Universität (JMU) mit aufgenommen.

1901 werden an allen drei bayerischen Universitäten Frauen als Hörerinnen zugelassen. Die Immatrikulation von Frauen wird 1903 durch Prinzregent Luitpold von Bayern eingeführt.

Die Julius-Maximilians-Universität heute

Heute ist die Julius-Maximilians-Universität eine international renommierte forschungsstarke Volluniversität mit einem breiten Fächerspektrum. In 10 Fakultäten und 55 Instituten sind ca. 450 Professorinnen und Professoren sowie rund 4.000 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Ihren mehr als 28.000 Studierenden, darunter etwa 17.000 Frauen, bietet die Universität Würzburg 250 Studiengänge in den Geistes- und Gesellschafts­wissenschaften, den Natur- und Lebenswissenschaften, der Medizin sowie in ausgewählten Bereichen der Ingenieurwissenschaften.

Die Universität gehört zu den größten Arbeitgebern der Region. Durch die enge Verbindung von Forschung und Lehre ist sie ein Impulsgeber gesellschaftlicher Entwicklung. Den wissenschaftlichen Nachwuchs bildet sie ebenso wie zukünftige Fach- und Führungskräfte für weite Bereiche der Wirtschaft und der Gesellschaft aus. Ihre gesellschaftliche Verantwortung nimmt die Universität im Einsatz für demokratische Grundrechte, humanitäre Ziele und nachhaltigen Ressourceneinsatz wahr. Das spiegelt sich auch in ihrem Leitprinzip „Wissenschaft für die Gesellschaft“ wider.

Internationale Hochschulrankings spiegeln die Leistungsstärke der Julius-Maximilians-Universität. Der „Nature Index 2020“, der auf den Zitationen der Arbeiten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den Natur- und Lebenswissenschaften basiert, sieht sie weltweit auf Platz 69 und deutschlandweit auf Platz 4. Im „Times Higher Education World University Ranking 2020“, das weitere Parameter wie etwa Internationalisierung und Personalstärke berücksichtigt, liegt die JMU weltweit auf Platz 140 und deutschlandweit auf Platz 13.