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  • 6 Studierende geniessen das Studentenleben in Würzburg im Sommer.

Informatik und Nachhaltigkeit an der Uni Würzburg: Vielfalt in allen Facetten

11.06.2025

Gedeon hat es von Magdeburg an die Uni Würzburg verschlagen. Warum? Ein Grund ist der Bachelor Informatik und Nachhaltigkeit. Erfahre, was so besonders an dem Studium ist.

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Als besonders bereichernd empfindet Gedeon nicht nur die Vielfalt im Studium sondern auch die der Studierenden. (Bild: Martin Brandstätter)

2022 in Magdeburg: Ich hatte meinen Bachelor abgeschlossen und stand vor der Frage: Wie geht es weiter? Ein Master im gleichen Fachgebiet erschien mir nicht zielführend, und der direkte Berufseinstieg war keine attraktive Option. Ein zweites Studium schien zunächst eine große Herausforderung – sowohl finanziell als auch organisatorisch. Zudem war der Altersunterschied zu den Erstsemestern für mich ein nicht zu unterschätzender Faktor. Dennoch ließ mich der Wunsch, mich in einem Fachgebiet mit langfristiger Perspektive und gesellschaftlicher Relevanz zu engagieren, nicht los.

Bei meiner Recherche stieß ich auf den Bachelor Informatik und Nachhaltigkeit an der Universität Würzburg. Der Studiengang ist zulassungsfrei (ohne NC) und kombiniert Informatik mit Nachhaltigkeitsdisziplinen – eine Verbindung, die mich sofort ansprach. Das Technische hatte mich schon immer fasziniert, und Nachhaltigkeit spielte in meinem Alltag eine bedeutende Rolle. Warum also nicht beides vereinen? Nach einer Informationsveranstaltung war ich überzeugt und schrieb mich ein.

Was macht das Studium besonders?

Ein zentraler Vorteil dieses Studiengangs ist seine interdisziplinäre Ausrichtung. Neben den klassischen mathematischen und informatischen Grundmodulen wie Mathematik, Grundlagen der Programmierung oder Algorithmen und Datenstrukturen gibt es bereits im Bachelor vielfältige Spezialisierungsmöglichkeiten – darunter Biologie, Klima, Fernerkundung, Nachhaltige IT, Luft- und Raumfahrt oder Extended Artificial Intelligence. Ich entschied mich für die Vertiefung in Fernerkundung und wurde in meinem Interesse bestätigt.

Hier geht es um die Erfassung und Analyse von Umweltdaten mithilfe von Sensoren, vorrangig von Erdbeobachtungssatelliten. Welche Satellitensysteme existieren? Wie werden die großen Datenmengen verarbeitet? Und wie können diese Daten genutzt werden, um Umweltveränderungen – zum Beispiel Veränderungen von Ökosystemen – zu analysieren?

Ein vielfältiges Studium mit vielfältigen Studierenden

Besonders bereichernd empfand ich die Vielfalt der Studierenden. Der Studiengang zieht Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen an: klassische Erstsemester direkt nach dem Abitur, Quereinsteiger:innen aus anderen Fachrichtungen und Berufstätige, die sich weiterqualifizieren möchten. Dieser Austausch hat meine Blickwinkel erweitert und spannende Diskussionen ermöglicht.

Ein weiterer großer Vorteil ist die Flexibilität innerhalb des Studiums. Wer sich während der Studienzeit umorientieren möchte, kann problemlos das Vertiefungsfach wechseln. Das ist ein klarer Unterschied zu spezialisierten Studiengängen wie Geoinformatik oder Bioinformatik, bei denen ein kompletter Studiengangswechsel nötig wäre.

Zudem zeichnet sich der Studiengang durch eine sehr gute Feedbackkultur aus: Studierende können ihre Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge regelmäßig einbringen – sei es über Evaluationen oder direkte Gespräche mit Dozierenden. So wird der Studiengang stetig weiterentwickelt und besser an die Bedürfnisse der Studierenden angepasst.

Arbeiten neben dem Studium – von der Theorie in die Praxis

Nach einem Jahr an der Universität und zwei Stellen als studentische Hilfskraft musste ich, aufgrund des Wegfalls des Kindergelds und der Tatsache, dass ich meine Krankenversicherung selbst zahlen musste, auf die Suche nach einer Werkstudierendenstelle gehen. Ich hatte mehrere Bewerbungsgespräche bei klassischen Softwareunternehmen, bei denen mir jedoch der Sinn hinter dem Produkt fehlte. Über eine Job-Plattform, die ausschließlich Stellen aus dem Nachhaltigkeitsbereich listet, fand ich ein Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien. Im Bewerbungsprozess zeigte sich, dass der Studiengang – vor allem in dieser Branche – Interesse weckt und einen Vorteil gegenüber anderen Mitbewerber:innen darstellt.

Ich bin nun seit einem Jahr in dieser Firma tätig und kann mir vorstellen, auch während meines Masters dort weiterzuarbeiten. Es ist für mich eine starke Doppelbelastung, 20 Stunden pro Woche neben dem Studium zu arbeiten. Aber: Es lohnt sich allemal! Ich kann die theoretischen Kenntnisse aus dem Studium in der Praxis anwenden und herausfinden, was wirklich relevant ist. Ich bin dort für Prozessautomatisierung und Geodatenverarbeitung zuständig.

Und was kommt nach dem Bachelor?

Im Gegensatz zu meiner Situation vor drei Jahren identifiziere ich mich heute mit meinem Fachgebiet und freue mich auf den nächsten Schritt. Mein Ziel ist ein Master im Bereich Fernerkundung mit informatischem Schwerpunkt, da ich mich nach dem Bachelor noch stärker in den geographischen Bereich vertiefen möchte, die Informatik aber nicht aus den Augen verlieren will.

Ein Vorteil als Absolvent des Studiengangs Informatik und Nachhaltigkeit ist, dass viele Studierende aus umweltbezogenen Disziplinen Schwierigkeiten mit der Informatik haben. Absolvent:innen unseres Studiengangs verfügen jedoch über ein fundiertes technisches Verständnis und können dieses gezielt anwenden – dadurch sind sie am Arbeitsmarkt besonders gefragt. Neben der Forschung bietet der Studiengang vielseitige berufliche Perspektiven, zum Beispiel in der Stadt- und Raumplanung, Umweltinformatik, Energiewirtschaft, im Consulting, in der Softwareentwicklung – und noch vielem mehr. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Ein Neustart in Würzburg, der sich gelohnt hat

Ein Zweitstudium zu beginnen – insbesondere nach einem abgeschlossenen ersten Bachelor – ist keine einfache Entscheidung. Finanzielle und organisatorische Hürden spielten für mich eine große Rolle, ebenso wie persönliche Unsicherheit. Dennoch hat sich dieser Schritt vollends gelohnt, und ich kann dich nur darin bestärken, diesen Weg ebenfalls zu gehen, wenn du mit deiner derzeitigen Situation unzufrieden bist.

Der Studiengang "Informatik und Nachhaltigkeit" hat mir nicht nur fachliche Kompetenzen vermittelt, sondern auch berufliche Perspektiven eröffnet, die sowohl technisch als auch gesellschaftlich relevant sind. Wer sich für Informatik interessiert, die reine Informatik aber zu trocken findet, und gleichzeitig einen nachhaltigen Beitrag leisten möchte, findet hier ein vielversprechendes Studium. Die große Vielfalt an Studierenden und Vertiefungsmöglichkeiten macht das Studium besonders spannend. Zudem sind Absolvent:innen durch ihr breit gefächertes Wissen auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt und haben die Möglichkeit, in verschiedensten – nicht nur nachhaltigkeitsorientierten – Branchen Fuß zu fassen. Die Nachfrage nach Fachkräften mit Expertise in IT und Umwelt wird in den kommenden Jahren weiter steigen – und genau diese Schnittstelle bildet der Studiengang perfekt ab.

Von Gedeon Igelspacher

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