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Corona in Kitas: Regelmäßige Tests bremsen die Ausbreitung

03.05.2021

Ein halbes Jahr lang haben Wissenschaftler der Uni und des Uniklinikums Würzburg Kinder und Personal in Kitas auf eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus getestet. Jetzt haben sie erste Ergebnisse dieser Studie vorgestellt.

Nach der Pressekonferenz standen Johannes Liese (l.) und Oliver Kurzai zahlreichen Fernseh-Teams vor den Kameras Rede und Antwort.
Nach der Pressekonferenz standen Johannes Liese (l.) und Oliver Kurzai zahlreichen Fernseh-Teams vor den Kameras Rede und Antwort. (Bild: Gunnar Bartsch / Universität Würzburg)

Rund 1000 Kinder im Alter bis zu sechs Jahren sowie deren Betreuerinnen und Betreuer aus neun Kinderbetreuungseinrichtungen der Stadt Würzburg waren zur Teilnahme eingeladen. Das entspricht etwa einem Viertel aller in Würzburg betreuten Kinder dieser Altersgruppe. Mehr als 60 Prozent von ihnen waren mit der Teilnahme einverstanden. Für mehr als 5000 Tests auf das SARS-CoV-2-Virus standen sie zur Verfügung.

Das sind die Rahmendaten der sogenannten Wü-KiTa-CoV-Studie, die im September 2020 gestartet wurde und die jetzt in ihrer ersten Phase zu Ende gegangen ist. Verantwortlich dafür war ein interdisziplinäres Studienteam, zusammengesetzt aus Mitgliedern der Universität, des Universitätsklinikums und der Stadt Würzburg. Geleitet wurde die Studie von dem Mikrobiologen Professor Oliver Kurzai (Universität Würzburg) und dem Kinder- und Jugendarzt Professor Johannes Liese (Universitäts-Kinderklinik).

Verschiedene Testmethoden im Einsatz

„Wir wollten im Rahmen unserer Untersuchungen in erster Linie die Akzeptanz und die Durchführbarkeit verschiedener Testmethoden zum frühzeitigen Nachweis von Infektionen mit dem neuen Coronavirus ermitteln“, beschreibt Oliver Kurzai das Ziel der Studie. Dazu wurden Kinder und Betreuungspersonal in den beteiligten Einrichtungen zwischen Oktober 2020 und März 2021 mit unterschiedlichen Verfahren getestet. Zur Auswahl standen folgende Methoden:

  • Regelmäßige Testungen bis zu zwei Mal pro Woche in der Kita bei allen teilnehmenden gesunden Kindern und Beschäftigten.
  • Tests bei Kindern, Beschäftigten und deren jeweiligen Haushaltsangehörigen nur beim Auftreten von Erkältungszeichen in einer Untersuchungsstelle außerhalb der Kita.

Auch bei den regelmäßigen Testungen in den Kitas gab es unterschiedliche Methoden: „Wir haben entweder vor Ort Nasenabstriche durch geschultes Studienpersonal durchgeführt oder Mundspülwasserproben eingesammelt, die von den Teilnehmenden selbständig zu Hause entnommen und anschließend in die KiTa mitgebracht wurden“, erklärt Johannes Liese.

Die Akzeptanz der jeweiligen Testkonzepte wurde anhand der initialen Zustimmung und über eine regelmäßige Befragung der Kinder, Eltern und des Betreuungspersonals ausgewertet.

Jetzt liegen erste Ergebnisse vor. Sie zeigen:

  • Die Bereitschaft zur Teilnahme an einer regelmäßigen Testung war sowohl bei Kindern und deren Eltern als auch bei den Mitarbeitenden der Kitas hoch.
  • Unter den Testmethoden fand die zweimal wöchentliche Entnahme von Mundspülwasser im häuslichen Umfeld die größte Zustimmung. Diese Testmethode verzeichnete auch die geringste Abbruchrate über den Studienverlauf.
  • Regelmäßiges Testen von Kindern und Betreuungspersonal ist eine effektive Möglichkeit, Infektionen schnell zu erkennen und eine Ausbreitung in der Einrichtung einzudämmen.
  • Kinderbetreuungseinrichtungen und die dort betreuten Kleinkinder spielen in dieser Phase der Pandemie keine wesentliche Rolle in der Verbreitung des Virus. Bei den regelmäßigen Testungen gesunder Kinder sowie ihrer Betreuerinnen und Betreuer wurde lediglich eine einzige Infektion mit dem neuen Coronavirus bei einem Kind nachgewiesen.
  • Häufiger als die Kinder hatte sich das Betreuungspersonal mit SARS-CoV-2 infiziert. Das spricht dafür, dass ein Impfangebot für diese Berufsgruppen auch aus infektionspräventiven Gründen sinnvoll ist.
  • Das Testen symptomatischer Personen, die sogenannte „Testung auf Wunsch“, erkannte zwar mehr Infektionen pro durchgeführtem Test. Diese Methode ist aber weniger gut dazu geeignet, Infektionsketten in Kitas zu unterbrechen, da der Nachweis zu spät erfolgt, um die Weiterverbreitung rechtzeitig aufzuhalten.

Stimmen zur Studie

„Forschung und Wissenschaft sind die Schlüssel zur Bewältigung der Pandemie. Dass sich die Kommune und Teile der Stadtgesellschaft hier aktiv an der wissenschaftlichen Forschung beteiligen konnten, macht mich stolz. Es ist eines von vielen Beispielen erfolgreicher und enger Zusammenarbeit zwischen der Universität, dem Universitätsklinikum und der Stadt Würzburg. Ich danke ganz besonders den Eltern, dem Betreuungspersonal und natürlich den Kindern sehr für ihre Teilnahme. Dank ihres Einsatzes kann Wissenschaft verifiziert werden und wir kommen wieder einen Schritt weiter auf dem Weg zur Bekämpfung der Pandemie. Christian Schuchardt (Oberbürgermeister Stadt Würzburg)

„Die gute Teilnahmerate und das Durchhaltevermögen des Betreuungspersonals, aller Eltern und vor allem der Kinder haben gezeigt, wie hoch die Akzeptanz für eine solche Studie mit Focus auf die jüngsten Stadtbürger Würzburgs ist und für wie wichtig dieser Beitrag zur Corona-Bekämpfung erachtet wurde.“ Dr. Hülya Düber (Jugend-, Familien- und Sozialreferat, Stadt Würzburg)

„Kinder haben unter der Pandemie und den damit einhergehenden Beschränkungen besonders zu leiden. Die Studie mit dem Ziel, Testkonzepte zu entwickeln, die auch in Pandemiezeiten die Öffnung von Kinderbetreuungseinrichtungen gewährleisten können, ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung eines kontinuierlichen und sicheren Betreuungsangebotes.“ Prof. Dr. Christoph Härtel (Direktor der Würzburger Universitätskinderklinik)

Die Beteiligten

Finanziert wurde die Studie mit mehr als einer Million Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Forschungsnetzwerks InfectControl. In der täglichen Arbeit wurde das interdisziplinäre Studienteam aktiv von der Stadt Würzburg unterstützt. Unter den beteiligten Partnern waren außerdem die Virologie, die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Allgemeinmedizin und die Klinische Epidemiologie.

Folgestudie startet demnächst

Abgeschlossen sind die Untersuchungen an Würzburger Kinderbetreuungseinrichtungen damit nicht: Im Mai 2021 wird als Fortsetzung die Wü-KiTa-CoV 2.0-Studie anlaufen. „Ziel dieser Studie ist es, auch weiterhin die sichere Kita-Betreuung durch regelmäßiges Testen zu gewährleisten, insbesondere da in der dritten Welle nun auch Kinder zunehmend betroffen sind“, sagt Oliver Kurzai.

Dazu besteht in den neun Studien-Kitas wieder die Möglichkeit, mit einem Antigen-Schnelltest aus einem Nasenabstrich, der Abgabe von Mundspülwasser oder mit einer Kombination beider Testkonzepte an der Studie teilzunehmen. „Neben einem direkten Vergleich der Akzeptanz und Effizienz von Antigen-Schnelltest und PCR-Test steht bei dieser Studie die Frage nach der Tauglichkeit für einen großflächigen Einsatz der Testmethoden im Vordergrund“, erklärt Johannes Liese.

Ziel sei es, ein Konzept zu entwickeln, das sowohl eine hohe Akzeptanz findet als auch sicher, schnell und praktikabel auf eine größere Zahl von Kinderbetreuungseinrichtungen übertragen werden kann und so die Aufrechterhaltung der Kinderbetreuung sicherstellt. 

Die Folgestudie Wü-KiTa-CoV2.0 wird vom Land Bayern über das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit finanziert.

Kontakt

Prof. Dr. Oliver Kurzai, Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie, T +49 931 31-88007, oliver.kurzai@uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Johannes G. Liese, Pädiatrische Infektiologie und Immunologie Universitäts-Kinderklinik, T +49 931 201-27725, liese_j@ukw.de

Homepage der Studie

Von Gunnar Bartsch

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