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Zwei Herzen in der Brust

10.04.2018

Johannes Först ist Lehrstuhlinhaber für Pastoraltheologie und Homiletik an der Katholischen Fakultät der Universität Würzburg. Er arbeitet daran, dass sich Kirche weiterentwickelt und den Kontakt zu den Menschen nicht verliert.

Professor Johannes Först
Entdeckt Religionsbegriffe auch außerhalb von kirchlichen Strukturen: Professor für Pastoraltheologie und Homiletik, Johannes Först. (Foto: Corinna Russow)

Wer denkt, dass Kirche und moderne Gesellschaft nicht zusammenpassen, der sollte Professor Johannes Först kennenlernen. Der katholische Theologe ist neu an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und hat beides im Blick. „Ich schaue auf das, was sich in Kirche und Gesellschaft entwickelt“, sagt Först. „Und dabei arbeite ich sehr alltagsbezogen.“

Först ist Professor für Pastoraltheologie und Homiletik. Was sich kompliziert anhört, packt Först in einfache Worte: In der Homiletik, der Predigtlehre lernen die Studierenden – teilweise auch in praktischen Übungen – wie sie eine Predigt halten. „Man sollte die Chancen einer Predigt nicht unterschätzen. Gerade bei Festen wie Taufe, Trauung, Beerdigung hat man in den zehn Minuten Predigt die Möglichkeit, Menschen auf existentieller Ebene zu erreichen“, erklärt Först.

„Pastoraltheologie ist wissenschaftliche Reflexion der Seelsorge. Seelsorge ist die Handlungsseite der Kirche, also alles, was Kirche macht oder unterlässt.“ Deshalb sieht sich Först als Handlungstheoretiker. Wichtig sei ihm, nach vorne zu denken und Vorschläge zu erarbeiten, damit Religion nicht als verstaubt gesehen wird.

Das Christentum sei eine absolut relevante Größe in der Gesellschaft und würde dies auch bleiben, sagt der Professor. Aber Kirche und Religion verändern sich und kommen an anderen Orten zum Vorschein. „Ich entdecke Religion und christlichen Glauben auch außerhalb von kirchlichen Strukturen“, sagt der Theologe. Ein Beispiel seien Transzendenzerfahrungen in Beziehungen. Partner, Partnerin oder Kinder bekommen einen transzendenzartigen Status und werden sozusagen zum Glaubensinhalt. „Oder nehmen wir das, was auch viele andere als Religionsphänomen sehen: Fußball“, sagt Först. „Es spricht nichts dagegen, das Leben religiös zu sehen.“ Die direkte Erfahrungswelt zu überschreiten und auf weitere Erfahrungen hin zu durchforsten, sei eine menschliche Eigenschaft, um die sich alles ranke. An dieser Stelle setzt auch der christliche Glaube an.

Immer in Bewegung

Sein Rat an junge Menschen, die Theologie studieren wollen? „Der Glaube bleibt nicht immer gleich, er verändert sich“, sagt er. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Das Idealistenherz, das sagt, das Fach ist unter den heutigen Herausforderungen unglaublich interessant“, erklärt er. Und ein Realistenherz: Junge Menschen wollen eine berufliche Perspektive, und die biete die Kirche auch, aber außerhalb der klassischen Felder der Theologie muss man suchen, um seinen Platz zu finden. „Solange man in Bewegung bleibt, bleibt es spannend.“

Das gilt auch für Johannes Först. Der 46-jährige Theologe ist in Forchheim geboren und in Höchstadt an der Aisch aufgewachsen. Er studierte Theologie an der Universität Bamberg und promovierte an der Universität Tübingen. Nach verschiedenen Stationen, unter anderem für seine Habilitation in Bamberg, zog Först mit seiner Frau und seinen drei Kindern in die Niederlande. Dort arbeitete er als Professor für Practical Theology an der Tilburg School of Catholic Theology. „Die Vorlesungen fanden alle auf Niederländisch statt, also habe ich erst einmal Niederländisch gelernt“, erzählt er. Einige Promovenden aus den Niederlanden betreut Först weiter. „Dadurch wird es auch noch Kontakte nach Tilburg geben, das finde ich gut.“

Christentum als Lebensform

An der Universität Würzburg ist Först verantwortlich für die Forschung und Lehre in der Pastoraltheologie und Homiletik. „In meinen Vorlesungen werde ich aktuelle Bezüge zwischen Kirche und Welt in den Blick nehmen und den Studierenden aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aus dem Blickwinkel des christlichen Glaubens erklären“, sagt der Professor. Er schaue aber auch darauf, wie Christentum als Lebensform gelingen könne oder wie das Christentum dazu beitragen könne, zu einer guten Lebensform zu finden.

Dem wird Johannes Först auch in seiner Forschung nachgehen. „Ich möchte moderne Lebensformen und das Christentum in ihren Beziehungen verstehen und empirisch, perspektivisch und theologisch-hermeneutisch schauen, wie Christentum zukünftig aussehen könnte“, sagt er. Seinen Kontakt zum Bistum Würzburg möchte er auf- und ausbauen. „Ich möchte Kirche wissenschaftlich begleiten, bei Problemen und Herausforderungen, die aktuell bestehen.“

Kontakt

Prof. Dr. Johannes Först, Lehrstuhl für Pastoraltheologie, T.: +49 931 31-85071, johannes.foerst@uni-wuerzburg.de

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