Intern
  • 6 Studierende geniessen das Studentenleben in Würzburg im Sommer.
  • Drei Studierende tragen T-Shirts mit einem Aufdruck der Universität Würzburg.

Zur Geschichte des Stiftungsfestes

11.05.2021

Vor 125 Jahren verlegte die Universität ihr Stiftungsfest vom eigentlichen Stiftungstag im Januar auf den 11. Mai. Das sollte den Studierenden die Teilnahme ermöglichen – und ein Fest vor leeren Bänken vermeiden.

Gruppenfoto vom Stiftungsfest 1897 im Audimax der Uni am Sanderring.
Gruppenfoto vom Stiftungsfest 1897 im Audimax der Uni am Sanderring. (Bild: Universitätsarchiv Würzburg)

Warum eigentlich feiert die Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg ihr Stiftungsfest immer am 11. Mai oder kurz danach? Den meisten Universitätsangehörigen dürfte bekannt sein, dass die JMU 1402 gegründet und von Fürstbischof Julius Echter 1582 erneuert wurde.

Voraussetzung für den Betrieb einer voll anerkannten Universität war die Privilegierung durch die sogenannten Universalgewalten. Für die Würzburger Universität wurde das kaiserliche Privileg Maximilians II. am 11. Mai 1575 ausgestellt. Das von Gregor XIII. ausgefertigte päpstliche Privileg bezieht sich ausdrücklich auf die Universitätsgründung von 1402. Es datiert auf den 28. März 1576. Die feierliche Einweihung durch den Stifter Julius Echter fand schließlich am 2. Januar 1582 statt.

Dem Stiftungsdatum folgend, fand das Stiftungsfest der JMU bis 1896 am 2. Januar statt. Nur die Jahrhundertjubiläen 1682, 1782 und 1882 wurden im Juli oder August gefeiert – wegen des besseren Wetters.

Neubau am Sanderring bot mehr Platz

Im Lauf des Jahres 1896 änderte sich dann etwas Wesentliches: Die Universität bezog ihren Neubau am Sanderring. Von da an stand ihr für das Stiftungsfest eine mehr als 1.000 Personen fassende Aula zur Verfügung.

Nun musste mit einem Stiftungsfest vor leeren Bänken gerechnet werden. Denn wenige Jahre vorher war der Vorlesungsbeginn nach den Weihnachtsferien vom 2. auf den 8. Januar verlegt worden. Am Tag des Stiftungsfests wären die Studenten und die meisten Professoren noch in den Ferien gewesen.

Das war in den vorangegangenen Jahren zwar auch schon so. Es fiel aber nicht negativ auf, weil in der Alten Universität für den Festakt ohnehin nur ein kleiner Hörsaal zur Verfügung stand.

Feiern? Unbedingt! Aber wann?

Der Senat beschloss daher Ende 1896, das Stiftungsfest vom 2. Januar in die Vorlesungszeit zu verlegen. Die Begründung war, dass infolge der Verlegung der Ferien „…vorher und noch mehr seit 1891 die Teilnahme der Studierenden an dem einzigen jährlichen Festakte der Universität überaus gering [war], obgleich sie aus naheliegenden Gründen höchst wünschenswert ist.“

Als neue Termine zur Auswahl standen: der 18. März als Geburtstag Julius Echters, der 1. Dezember als Tag seiner Wahl zum Bischof, der 5. Oktober als Echters Todestag, der 28. März als Tag der Verleihung des päpstlichen Privilegs sowie der dann vom Senat einstimmig gewählte 11. Mai als Tag des kaiserlichen Gründungsprivilegs.

Am 16. Dezember 1896 genehmigte das Ministerium die Verlegung. Sollte der 11. Mai auf einen Sonn- oder Feiertag fallen, wäre das Stiftungsfest am nachfolgenden Werktag zu feiern.

Preisaufgaben und ein Ausflug mit Damen

Am 6. März 1897 regelte der Senat die Details zum Fest. Dieses sollte am 11. Mai um 10 Uhr in der großen Aula stattfinden. Am Nachmittag schloss sich ein vom Rektor organisierter gemeinsamer Ausflug in die Umgebung an. Alle Vorlesungen an diesem Tag sollten entfallen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Stiftungsfest in der bis dahin üblichen Form fortgesetzt. Das Senatsprotokoll vom 20. März 1947 dokumentiert das so „Das Stiftungsfest der Universität wird am 12. Mai stattfinden [der 11. Mai war ein Sonntag]. Jede Fakultät wird bei dieser Gelegenheit 2 Preisaufgaben stellen. Der übliche Ausflug wird mit Damen stattfinden.“

Die Preisaufgaben waren ein Wettbewerb für Studierende, bei denen sich diese mit einem vorgegebenen Motto wissenschaftlich auseinandersetzen und eine schriftliche Abhandlung dazu einreichen konnten. Der beste Beitrag konnte einen Erlass der Promotionskosten gewinnen, herausragende Beiträge wurden öffentlich gewürdigt. Aufgrund der hohen qualitativen Anforderungen, die an die Beiträge gestellt wurden, gab es jedoch immer wieder Jahre, in denen kein Kandidat es wagte, eine Stellungnahme zu erarbeiten.

2021 erneut als Livestream

Im Jahr 2021 findet das Stiftungsfest wieder am 11. Mai statt, dem Tag der kaiserlichen Privilegierung. Im Jahr davor musste das Fest aufgrund der Corona-Pandemie mehrfach verschoben werden und konnte erst im September begangen werden – mit reduzierter Gästezahl und Livestream im Internet.

Erneut haben alle Studierenden und Beschäftigten in diesem Jahr die Möglichkeit, online bei der Feier dabei zu sein – man kann das als eine Art Bonus sehen, die durch die Pandemie ermöglicht wurde. Denn in den Jahrzehnten zuvor konnten, auch wegen der stetig steigenden Studierendenzahlen, nur relativ wenige Studierende teilnehmen. Nun kann sich die Universitätsgemeinschaft zumindest virtuell wieder vollständig versammeln, um ihrer Stiftung zu gedenken.

Zum Livestream des Stiftungsfestes - Dienstag, 11. Mai 2021, ab 11 Uhr

Kontakt

Dr. Marcus Holtz, Universitätsarchiv Würzburg,
T +49 931 31-83848,

Weitere Bilder

Von Universitätsarchiv Würzburg

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