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VR-Technologie gegen Schmerzen

18.01.2022

Virtuelle Realität soll künftig zur Behandlung chronischer Schmerzen genutzt werden. Das Konzept ist aktuell in einer Erprobungsphase.

Beim Projekt ReliefVR werden VR-Technologie und physiotherapeutische Übungen zur Behandlung von Rückenschmerzen kombiniert.
Beim Projekt ReliefVR werden VR-Technologie und physiotherapeutische Übungen zur Behandlung von Rückenschmerzen kombiniert. (Bild: Julian Hölgert / Videoreality GmbH)

Mitte Dezember 2021 ist das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt ReliefVR in eine rund zweijährige Erprobungsphase gestartet. Es geht darum, die Technologie der Virtuellen Realität (VR) zur Behandlung chronischer Schmerzen zu nutzen. Uniklinikum und Universität Würzburg sind als wissenschaftliche Partner am Projekt beteiligt.

Ausgangspunkt war ein vom BMBF im Jahr 2020 gestarteter Wettbewerb für soziale Innovationen („Gesellschaft der Ideen“). Aus über 1.000 eingereichten Ideen wurden in mehreren Schritten die neun überzeugendsten Projekte ausgewählt.

Erfolg hatte auch das Vorhaben ReliefVR. Es zielt auf ein medizinisches Produkt ab, das VR-Technologien dazu nutzt, neuronale Netzwerke im Gehirn so zu modifizieren, dass chronische Schmerzen möglichst dauerhaft gelindert werden.

Ideengeberin und Leiterin von ReliefVR ist Yevgenyia Nedilko von der Videoreality GmbH (Frankfurt/Main). Die Firma ist auf die Produktion innovativer VR-Anwendungen und -Erlebnisse spezialisiert. Wissenschaftliche Partner des Projekts sind das Zentrum für Interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZIS) des Uniklinikums Würzburg und der Lehrstuhl für Psychologie I der Universität Würzburg.

Ziel: Eine veränderte Körperwahrnehmung

Das Behandlungskonzept sieht vor, dass Schmerzpatientinnen und -patienten eine VR-Brille aufsetzen und sich daraufhin in der virtuellen Welt anwesend fühlen.

„Sie sollen zunächst das Gefühl haben, einen virtuellen Körper oder Avatar zu besitzen, der sich an der gleichen Position wie ihr echter Körper befindet“, schildert Yevgenyia Nedilko. Anschließend wird diese Sichtweise so verändert, dass eine außerkörperliche Erfahrung entstehen kann.

„Wir vermuten, dass auf diesem Weg eine Veränderung der Körperwahrnehmung möglich ist“, sagt Professorin Heike Rittner, Leiterin des ZIS. Bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen lasse sich so wahrscheinlich ein Zustand erreichen, in dem der empfundene Schmerz reduziert und der schmerzfreie Bewegungsgrad erhöht ist.

Speziell konzipierte Bewegungsübungen

„Auf dieser Basis können speziell konzipierte Bewegungsübungen einen neuen, gesunden Lernprozess auslösen“, erklärt Dr. Ivo Käthner, der das Teilprojekt am Lehrstuhl für Psychologie I leitet. VR nutzt er bereits seit mehreren Jahren in seiner Forschung über Schmerzen.

Bewegungen, die aus Angst vor Schmerz im „echten Leben“ vermieden wurden, können in der Virtuellen Realität schmerzfrei durchgeführt werden – so die Vorstellung der Projektbeteiligten. „Im Endeffekt soll dieser Prozess dazu führen, dass die Patientinnen und Patienten auch ihren Alltag mit weniger Schmerzen bewältigen können“, hofft Heike Rittner.

In der Erprobungsphase, die vom BMBF mit bis zu 200.000 Euro gefördert wird, soll ein individuell angepasstes Übungsprogramm für Patientinnen und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen entwickelt werden. Bei gutem Verlauf soll 2023 eine klinische Machbarkeitsstudie starten.

Digitale Auftaktveranstaltung am 26. Januar

Für alle, die sich für weitere Details zu ReliefVR und den anderen acht finalen Projekten des Wettbewerbs für soziale Innovationen interessieren, findet am Mittwoch, 26. Januar 2022, ab 17:00 Uhr eine digitale Auftaktveranstaltung mit Podiumsdiskussionen statt. Anmelden kann man sich für den kostenlosen Livestream unter www.gesellschaft-der-ideen.de

Von Pressestelle Universitätsklinikum Würzburg

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