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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Vordenkerin in der Parodontologie

03.08.2021

Yvonne Jockel-Schneider ist seit April 2021 neue Juniorprofessorin für Parodontale Medizin. Sie war bislang Oberärztin im Team von Professor Ulrich Schlagenhauf, der mittlerweile im Ruhestand ist.

Yvonne Jockel-Schneider ist Juniorprofessorin für Parodontale Medizin.
Yvonne Jockel-Schneider ist Juniorprofessorin für Parodontale Medizin. (Bild: Universitätsklinikum Würzburg)

Yvonne Jockel-Schneider, geboren in Duisburg, begann ihre zahnmedizinische Karriere als Studentin an der Universität Münster. „Schon damals war ich beeindruckt von der inspirierenden Atmosphäre des Wissenschaftsbetriebs und entwickelte so den Wunsch, nach dem Abschluss des Studiums im universitären Umfeld forschend und lehrend tätig zu sein“, erklärt die neue Juniorprofessorin. „Um die Studierenden auch in den klinischen Ausbildungskursen wirklich kompetent unterstützen zu können, wollte ich jedoch zunächst praktische Erfahrungen im zahnärztlichen Alltag sammeln.“

Deshalb arbeitete sie nach ihrem Staatsexamen im Jahr 2005 rund eineinhalb Jahre lang als Vorbereitungsassistentin in einer niedergelassenen Frankfurter Zahnarztpraxis.

Eine Zeit, die für ihre spätere Spezialisierung auf dem Gebiet parodontaler Erkrankungen entscheidend war: „In der Praxis sieht man erst, wie viele Menschen chronische Entzündungen im Mund aufweisen, welche Auswirkungen dies auch auf ihre allgemeine Gesundheit haben kann und wie stark sich hierdurch oftmals ein lebensbeeinträchtigender Leidensdruck entwickelt“, schildert die Professorin.

Gleich zu Beginn eine große Studie betreut

Im November 2007 nutzte sie die Gelegenheit einer ausgeschriebenen freien Stelle und startete als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Parodontologie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW).

Professor Ulrich Schlagenhauf betraute sie gleich zu Beginn als Prüfärztin mit der Betreuung der Würzburger Kohorte einer großen klinischen Multicenterstudie. „Die Mitarbeit in dieser Studie weckte in mir eine Freude an wissenschaftlicher Arbeit, die mich seither nicht mehr losgelassen hat. Umso dankbarer bin ich Professor Schlagenhauf für das damals in mich gesetzte Vertrauen“, betont Yvonne Jockel-Schneider.

Ihre heutigen Forschungsschwerpunkte spiegeln das aktuelle Verständnis von Parodontitis als Folge einer pathologisch erhöhten systemisch-internistischen Entzündungslast wider.

„Parodontitis ist nicht primär ein Problem mangelhafter Mundhygiene. Wir wissen mittlerweile, dass Parodontitis mit vielen anderen chronisch-entzündlichen Allgemeinerkrankungen assoziiert werden kann. Deshalb versuche ich, Therapieansätze zu finden, die nicht unbedingt nur auf den Mund fokussiert sind. Es geht also nicht darum, die Zähne ‚noch sauberer‘ zu machen, sondern entzündungsförderliche systemische Ursachen zu finden und zielgenau zu behandeln“, umreißt die Wissenschaftlerin. Dazu kooperiert sie in ihrer Forschung mit Fachleuten aus anderen medizinischen Fachbereichen, wie zum Beispiel Kardiologie, Mikrobiologie, Nephrologie, Hepatologie und Psychologie.

Mit Mut neue Sichtweisen verfolgen

Neben viel Fachwissen lernte sie von Professor Schlagenhauf, mit Mut neue, interdisziplinäre Wege zu gehen. Deshalb sind für sie unter den vielen wissenschaftlichen Preisen und Auszeichnungen ihrer bisherigen Karriere jene besonders wertvoll, die von Fachgesellschaften anderer Disziplinen vergeben wurden – wie beispielsweise der Young Investigator Award der Gesellschaft für arterielle Gefäßsteifigkeit (DeGAG) 2014.

In der nationalen Forschungslandschaft genießt Yvonne Jockel-Schneider eine besondere Sichtbarkeit bei innovativen Ansätzen zur ursachengerichteten Therapie parodontaler Entzündungen durch die gezielte Umstellung der Ernährung und den Einsatz von Prä- und Probiotika. International ist sie zudem für ihre Forschungen zu den Zusammenhängen zwischen parodontaler und vaskulärer Gesundheit bekannt.

Lehre mit Blick über den Würzburger Horizont

Neben der Wissenschaft ist der Juniorprofessorin auch die Lehre ein großes Anliegen. So erprobte sie mit den Studierenden im Sommersemester 2021 neue digitale Online-Lehrformate.

„Wir bieten unseren Studierenden eine zusätzliche Online-Plattform an, auf der renommierte Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland Lehrvideos zu ihren parodontologischen Spezialgebieten bereitstellen. So haben unsere angehenden Zahnmedizinerinnen und -mediziner schon früh die Gelegenheit, eine Vielfalt an manchmal auch deutlich divergierenden Lehrmeinungen kennenzulernen und so den Blick über den Würzburger Tellerrand zu heben“, beschreibt Yvonne Jockel-Schneider. In Vorlesungen und Seminaren können dann die verschiedenen Therapieansätze diskutiert und verglichen werden.

Breites therapeutisches Angebot

Neben ihrem Einsatz in Forschung und Lehre wird die Zahnmedizinerin auch in Zukunft der klinischen Tätigkeit treu bleiben und weiterhin selbst parodontal Erkrankte in der Ambulanz der Parodontologie behandeln.

Sie verdeutlicht: „Wir sind die Anlaufstelle für komplexe parodontale Behandlungen, zum Beispiel für junge Menschen mit rasch fortschreitenden Formen der Erkrankung. Daneben liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit systemischen Erkrankungen – wie beispielsweise Rheumatoide Arthritis, Herz-Kreislauferkrankungen, Nieren- und Lebererkrankungen, Hauterkrankungen oder Depressionen – in Verbindung mit parodontalen Entzündungen.“

Das etablierte Würzburger Konzept mit neuartigen Therapieansätzen wie Ernährungslenkung gehören ebenso zum Behandlungsspektrum wie die Korrektur parodontaler Hart- und Weichgewebsdefekte mit minimalinvasiven Operationstechniken. Neu aufgebaut wird im Verbund mit den anderen Abteilungen der Zahnklinik der Sektor Seniorenzahnmedizin.

Akademische Karriere auch als Mutter möglich

Yvonne Jockel-Schneider ist auch Mutter von zwei Töchtern im Alter von vier und acht Jahren. Dass es möglich war und ist, eine akademische Karriere und die Ansprüche einer Familie unter einen Hut zu bekommen, hat aus ihrer Sicht mehrere Gründe.

Neben ihrer eigenen hohen Einsatzbereitschaft und der guten Arbeitsteilung mit ihrem Ehemann spielte die Frauenförderung der Universität Würzburg eine wichtige Rolle. Jockel-Schneider: „Insbesondere die damit verbundenen Stipendien ermöglichten mir den erforderlichen Freiraum für wissenschaftliches Arbeiten.“

Kontakt

Juniorprofessorin Dr. Yvonne Jockel-Schneider, Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Universitätsklinikum Würzburg, T +49 931 201-72630, jockel_y@ukw.de

Von Pressemitteilung Universitätsklinikum Würzburg

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