Was der Tourismus deutschen Naturlandschaften bringt
02.12.202525 Jahre Forschung stecken in einem Leitfaden zum Monitoring der Wertschöpfung durch Tourismus in deutschen Naturlandschaften. Forschende aus der Würzburger Geographie haben ihn erarbeitet.
In Deutschland bewahren 104 Naturparke, 18 Biosphärenreservate, 16 Nationalparke und 3 Wildnisgebiete rund ein Drittel der Landesfläche. Sie tragen maßgeblich zu Erholung, Umweltbildung und einer nachhaltigen Regionalentwicklung bei.
Zusammengeschlossen sind die genannten Einrichtungen im Dachverband „Nationale Naturlandschaften (NNL) e. V.“, dessen Mitgliederversammlung vom 10. bis 14. November 2025 im Ostseebad Sellin stattfand. Mit dabei waren Forschende der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.
Ein Schwerpunkt des Treffens lag auf der Zukunft des sozioökonomischen Monitorings in Schutzgebieten. Seniorprofessor Hubert Job und Dr. Lisa Majewski vom JMU-Institut für Geographie und Geologie waren vor Ort, um eine mehr als 25-jährige Forschungsarbeit zur Erfassung regionalökonomischer Effekte des Tourismus in Großschutzgebieten abzuschließen und die Methodik zur dauerhaften Anwendung symbolisch an die NNL zu übergeben. Mit diesem Schritt ging die Verantwortung für Pflege und Weiterentwicklung der Methodik auf den Dachverband über.
25 Jahre Forschung als Grundlage für ein dauerhaftes Monitoring
Die Methodik wurde seit Anfang der 2000er Jahre unter der Leitung von Professor Job entwickelt – zunächst an der LMU München, später über viele Jahre am Lehrstuhl für Geographie und Regionalforschung der JMU Würzburg. (Die Leitung des Lehrstuhls, der jetzt Lehrstuhl für Humangeographie heißt, ging zum 1. August 2025 auf Professor Matthias Naumann über.)
Den Ausgangspunkt bildete 2001 die erste regionalökonomische Studie im Nationalpark Berchtesgaden. Auf Basis dieser Pionierarbeit wurde ein einheitliches Verfahren zur Analyse touristischer Wertschöpfung in Großschutzgebieten entwickelt, standardisiert und schrittweise auf alle deutschen Nationalparke und Biosphärenreservate übertragen. Zahlreiche empirische Studien – gefördert durch Bundesbehörden, Stiftungen und Schutzgebietsverwaltungen – vertieften und erweiterten die Methodik bis 2023.
Das Verfahren ermöglicht es, das Besuchsaufkommen, die Motivation der Besucherinnen und Besucher sowie regionalökonomische Effekte detailliert zu erfassen. Durch die Standardisierung wurde eine bundesweit vergleichbare und aggregierbare Datengrundlage geschaffen.
Wissenstransfer und gemeinsamer Dialog
Auf die Studienphase folgte eine Übergangsphase: Unter der Leitung von Dr. Majewski fand ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördertes Projekt statt, das von einem intensiven Dialog- und Transferprozess begleitet wurde. In Workshops, Fachgesprächen und Vorträgen wurden die methodischen Grundlagen an die NNL vermittelt.
Ein Meilenstein dabei war ein zweitägiges Austauschtreffen am 8. und 9. Juli 2025 an der JMU Würzburg. Durch den Austausch mit Gebietsverwaltungen, Fachgremien, Forschungseinrichtungen und weiteren Partnerinstitutionen konnten zentrale Leitprinzipien eines zukünftigen Monitorings verankert werden: Standardisierung, Kontinuität, Transparenz und Effizienz.
Aus diesem Prozess entstand der Leitfaden „Monitoring der Wertschöpfung durch Tourismus in den Nationalen Naturlandschaften“ zur Anwendung der Methodik. Ausgearbeitet wurde er von der Würzburger Arbeitsgruppe; auf den Webseiten der NNL kann er heruntergeladen werden.
Bedeutung des sozioökonomischen Monitorings
Die bisherigen Forschungsergebnisse verdeutlichen die hohe Relevanz der NNL für die regionale Entwicklung:
- rund 700 Millionen Besuchstage pro Jahr,
- etwa 14 Milliarden Euro touristische Wertschöpfung,
- zahlreiche gesicherte Arbeitsplätze in ländlichen Regionen.
Der Tourismus in und um die NNL ist ein zentraler Impulsgeber für die regionale Entwicklung: Er schafft Einkommen, stärkt lokale Wirtschaftsstrukturen und stabilisiert ländliche Räume. Damit diese Effekte nachvollziehbar, vergleichbar und kommunizierbar werden, ist eine wissenschaftlich fundierte Erfassung unerlässlich.
