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Studie zu Angststörungen hat noch Plätze

09.05.2017

Über 300 Patienten mit Angsterkrankungen wurden seit Anfang vergangenen Jahres im Rahmen einer deutschlandweiten Studie behandelt. Eine Teilnahme an dem neuen Diagnostik- und Therapieangebot ist auch am Zentrum für Psychische Gesundheit am Uniklinikum Würzburg noch möglich.

Die wirksamste und wissenschaftlich am besten bewährte Therapieform gegen Angsterkrankungen ist die kognitive Verhaltenstherapie. Informationen über die Erkrankung und intensiven Übungen gehören dazu. (Foto: Kristina Dickhöver/Lehrstuhl für Psycholo
Die wirksamste und wissenschaftlich am besten bewährte Therapieform gegen Angsterkrankungen ist die kognitive Verhaltenstherapie. Informationen über die Erkrankung und intensiven Übungen gehören dazu. (Foto: Kristina Dickhöver/Lehrstuhl für Psychologie I der Uni Würzburg)

Ulrike Lüken, Professorin für Experimentelle und Klinische Psychotherapie am Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) am Universitätsklinikum Würzburg, zieht eine erste positive Zwischenbilanz für das Forschungsprogramm Protect-AD: In dem vom Bundesforschungsministerium geförderten Netzwerk zur Behandlung von Angsterkrankungen sei seit Januar 2016 bundesweit mehr als 300 Patienten mit verschiedenen Angsterkrankungen geholfen worden. Zum Einsatz sei die expositionsbasierte Verhaltenstherapie gekommen.

An den insgesamt acht Behandlungszentren in ganz Deutschland seien mehr als 100 Therapeuten speziell geschult geworden. Eines dieser Behandlungszentren ist das ZEP in Würzburg in Kooperation mit der Hochschulambulanz der Universität.

Hoher Leidensdruck bei den Betroffenen

Protect-AD steht für “Providing Tools for Effective Care and Treatment of Anxiety Disorders”. Das Ziel der Studie: kognitive Verhaltenstherapie so zu verbessern, dass sie für noch mehr Angsterkrankte langfristig wirksam ist.

Warum ist das nötig? „In Deutschland leiden ungefähr 15 Prozent aller Erwachsenen sowie zehn Prozent aller Kinder unter einer solchen Störung“, erklärt Lüken, die für das operative Management der Würzburger Protect-AD-Arbeitsgruppe zuständig ist.

Oft sei es schwierig, diese Krankheiten, die sich zum Beispiel als Panikstörung, als soziale Phobie oder als Trennungsangst im Kindesalter äußern können, zu erkennen und richtig zu therapieren, so die Professorin. Die Folge sei, dass die Erkrankten oft jahrelang leiden und oftmals zusätzliche Beschwerden, wie eine Depression oder eine Suchterkrankung entwickeln. Zudem werde die persönliche, zwischenmenschliche und berufliche Entwicklung gestört.

Erste Erfahrungen vielfach positiv

Von den Studienpatienten von Protect-AD gebe es oft sehr positive Rückmeldung auf ihre Behandlung: „Durch die Teilnahme an Protect-AD bin ich wieder in der Lage, meinen Alltag auch alleine und ohne fremde Hilfe zu meistern sowie mein Leben selbstbestimmt zu führen“, schreibt eine Patientin. Außerdem habe sie bei dem Programm gelernt, dass sie gelassener mit der Angst umgehen müsse. Besonders geholfen haben ihr die Übungen mit ihrer Therapeutin.

Nach dem Bericht eines anderen Teilnehmers kann Protect-AD helfen den Teufelskreis zu durchbrechen. „Man versteht die eigene Angst und die Abläufe in seinen Körper.“ Auf diese Weise habe er gelernt, wie er auch in der Zukunft Krisen meistern und mit der Angst umgehen könne. Besonders begeistert sei er von den Übungen gewesen: Diese hätten ihm fast auf Anhieb geholfen. „Wir haben uns bis zu drei Mal in der Woche getroffen. Von der Häufigkeit habe ich sehr profitiert“, so der Patient weiter.

Jetzt noch teilnehmen

Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab acht Jahren, die unter ausgeprägten Ängsten leiden, können noch in die Studie aufgenommen werden. „Eine Behandlung im Rahmen unseres Verbunds ist voraussichtlich noch bis Ende dieses Jahres möglich“, sagt Lüken.

Die Behandlung beginnt mit einer Phase intensiver psychologischer Diagnostik durch speziell geschultes Personal. Wenn die Studientherapie geeignet ist für den Patienten, schließen sich weitere Untersuchungen an. Dazu zählen eine Magnetresonanztomographie vom Kopf vor und nach der Therapie, Blutentnahmen für eine genetische Untersuchung, psychologische Tests am Computer sowie eine Aufgabe in virtueller Realität.

Die Therapie selbst ist eine Form der kognitiven Verhaltenstherapie und besteht aus der Vermittlung von Informationen über die Erkrankung und intensiven Übungen. Die Behandlung dauert sechs bis zwölf Wochen mit bis zu drei Terminen pro Woche.

Nach sechs Monaten findet eine Nachuntersuchung statt. Einer der Vorteile für die Studienteilnehmer ist der vergleichsweise schnelle Behandlungsbeginn. „Bei ähnlichen Therapien bestehen ansonsten leicht mal bis zu sechs Monate Wartezeit“, verdeutlicht Ulrike Lüken.

Mögliche Symptome einer Angsterkrankung

Wer eine dieser Fragen für sich mit Ja beantwortet, könnte ein potenzieller Studienteilnehmer von Protect-AD sein:

Erleben Sie ganz plötzliche Zustände starker Angst, Panik oder Unruhe?

Vermeiden Sie Menschenmengen und andere Orte, weil Sie in eine peinliche Situation geraten könnten?

Begeben Sie sich ungern in soziale Situationen, weil Sie von Ihren Mitmenschen negativ bewertet werden könnten?

Haben Sie Angst vor bestimmten Tieren, Blut und Verletzungen oder Spritzen, (Zahn-) Ärzten oder vor einem Aufstieg in luftige Höhen?

Ansprechpartner

Für Kinder und Jugendliche:

Professor Marcel Romanos und Annette Nowak, T: 0931 / 201 78630, E-Mail: KJ_KiBa@ukw.de

Für Erwachsene:

Kathrin Zierhut und Kristina Dickhöver, T: 0931 / 31 82006, E-Mail: protect-angst@uni-wuerzburg.de

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