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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

„Singe den Zorn, o Göttin …“

21.03.2023

Die „Ilias“-Ausstellung des Universitätsmuseums steht vor der Tür. Jetzt wurde das Begleitprogramm veröffentlicht. Es wird dramatisch, lustig, lehrreich – und feuchtfröhlich.

In Martin von Wagners Titelbild zur „Ilias“ stimmt die Muse Klio die Kithara Homers.
In Martin von Wagners Titelbild zur „Ilias“ stimmt die Muse Klio die Kithara Homers. (Bild: Martin von Wagner Museum / Universität Würzburg)

Eine ambitionierte Sonderausstellung des Martin von Wagner Museums kreist um Homers Epos über den Trojanischen Krieg. „ANTIKE ERFINDEN“ präsentiert ab 23. März 2023 Gemälde, Archivalien, Antikenstudien Martin von Wagners, vor allem aber eine reiche Auswahl aus seinen rund 900 Zeichnungen zur „Ilias“, in denen sich dieser Deutsch-Römer fast sechzig Jahre lang an dem antiken Stoff abgearbeitet hat.

„Homer ist so universal, dass wir es nicht bei der Ausstellung allein belassen wollten“, erklärt Professor Damian Dombrowski, der die Gemäldegalerie des Universitätsmuseums leitet. „Deshalb haben wir eine Veranstaltungsreihe organisiert, die auf andere Gattungen und Lebensbereiche ausgreift.“

Szenische Installation

Den Anfang macht „Der Zorn des Achill“, eine szenische Installation nach dem ersten Gesang der „Ilias“ (24., 25. und 26. März). Im Mittelpunkt steht das Grundmotiv des Epos: Es geht um abgrundtiefen Groll, ausgelöst durch die Kränkung Achills, des besten Kämpfers des griechischen Heeres, durch König Agamemnon. Achills Zorn zieht alle Beteiligten ins Verderben, selbst die Götter geraten darüber in Streit.

Die mit exzellenten Schauspielern (Silvia-Maria Jung, Dimitri Stapfer) besetzte Produktion von Regisseur Georg Rootering wurde vom Martin von Wagner Museum in Auftrag gegeben und in München und Liechtenstein schon mit großem Erfolg aufgeführt. In Würzburg sollte das Stück schon im November 2022 gezeigt werden, doch eine Erkrankung der Hauptdarstellerin verhinderte das. Jetzt wird es zum attraktiven Begleitprogramm.

Die „Ilias“-Zeichnungen Martin von Wagners werden als Videoanimation – sozusagen als dynamisches Bühnenbild – in die Inszenierung einbezogen. Vor den drei Aufführungen gibt die Wagner-Expertin Carolin Goll einen kurzen Impuls zu den Zeichnungen.

Martin von Wagner: ein Künstlerleben

Doktorandin Goll hat die Ausstellung zusammen mit Museumsdirektor Dombrowski kuratiert. Am 27. April stellt sie unter dem Titel „Martin von Wagner – der unbekannte Würzburger. Ein Künstlerleben zwischen Franken, Italien und Griechenland“ den Namensgeber des Universitätsmuseums vor. Dabei wird klar, dass er zu den originellsten Figuren im deutsch-römischen Kulturleben des 19. Jahrhunderts gehörte.

Künstler, Sammler, Kunstagent, Forscher, Stifter – der Namensgeber des Universitätsmuseums füllte in seinem Leben viele Rollen aus. Goll skizziert die Biographie Wagners und konturiert seine Persönlichkeit – muffelig und scharfsinnig, geachtet und gefürchtet – auf der Grundlage zahlreicher neuer Quellenfunde. So viel vorweg: Es gibt viel zu lachen.

Trinklieder als Ausdruck eines Umbruchs

„Wein, Kunst und Gesang“ ist eine Abendveranstaltung am 4. Mai übertitelt. Mit dem Weingut Hans Wirsching als Partner ist sie als Hommage an die deutsch-römischen Künstlerfeste des 19. Jahrhunderts gedacht, bei denen Wagner kräftig mitmischte. In seinem Nachlass finden sich zahlreiche amüsante Trinklieder, die von den Direktoren und dem Kurator des Museums dargeboten werden.

„Nach dem Ende des Ancien Régime bedurften Künstler einer neuen Identität“, erläutert Dombrowski die Hintergründe. „Die fürstlichen und kirchlichen Auftraggeber, die jahrhundertelang für ihr Auskommen gesorgt hatten, gab es nicht mehr. Als Sohn des letzten Würzburger Hofbildhauers hat Wagner diesen Wandel aus der Nähe miterlebt.“ Die Folge sei ein völlig neuartiges Bewusstsein von Künstlertum und künstlerischer Freiheit gewesen, das sich just in der deutsch-römischen Community herausgebildet habe: „Die Trinklieder sind ein unmittelbarer Ausdruck dieses Umbruchs.“

Frauen-Bilder

Die „Ilias“ spielt in einer Männerwelt. An Versuchen, die homerischen Epen aus weiblicher Perspektive zu lesen, fehlt es nicht. Dass Wagner in seinen Zeichnungen auffallend häufig Frauen darstellte, weckte das Interesse von Professor Thomas Baier. Der Inhaber des JMU-Lehrstuhls für Latinistik hält am 25. Mai einen Vortrag über „Frauen-Bilder: Die ‚Ilias‘ und Martin von Wagner“.

Wagner und Schiller

Am 12. Juni wird der thematische Radius ausgeweitet: Seniorprofessor Wolfgang Riedel, Germanist und früherer JMU-Vizepräsident, spricht über „Schiller und die Tapferkeit“. Wagner war ein eifriger Leser Friedrich Schillers, der ihn auch zu einer Reihe von Zeichnungen inspirierte. Möglicherweise hatte diese Rezeption Auswirkungen auf sein Verhältnis zu Homer.

Wagners Bücher

Zu Wagner kehrt der letzte Vortrag zurück. Ohne sein immenses Künstlerwissen, vor allem zu altertumskundlichen Themen, wäre es wohl nicht zu seiner fast lebenslangen Beschäftigung mit Homers „Ilias“ gekommen. Am 22. Juni sprechen Kunsthistoriker Professor Michael Thimann (Universität Göttingen) und Dr. Ulf Dingerdissen (Museum Georg Schäfer Schweinfurt) über „Wagners Bücher: Gelehrsamkeit und Kunst im Rom des frühen 19. Jahrhunderts“.

Weblink

"Singe den Zorn, o Göttin…" So beginnt die Ilias, und diese Worte finden sich auch im Namen der Veranstaltungsreihe zur Sonderausstellung: "Singe den Zorn, o Göttin … Homer und Wagner | Dichtung und Bild | Krieg und Kunst".

Hier ein Pdf des detaillierten Programms

Weitere Bilder

Von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit JMU

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