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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Röntgenmedaille für Jörg Hacker

14.05.2019

Als Pionier der molekularen Infektionsforschung wirkte Professor Jörg Hacker, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften, viele Jahre in Würzburg. Für seine Verdienste verlieh ihm die Universität die Röntgenmedaille.

Nach der Verleihung der Röntgenmedaille - Wissenschaftspreis: Jörg Hacker (M.) mit Laudator Univizepräsident Hermann Einsele (l.) und Unipräsident Alfred Forchel.
Nach der Verleihung der Röntgenmedaille - Wissenschaftspreis: Jörg Hacker (M.) mit Laudator Univizepräsident Hermann Einsele (l.) und Unipräsident Alfred Forchel. (Bild: Rudi Merkl)

Geboren 1952 in Grevesmühlen in Mecklenburg, begeisterte sich Jörg Hacker bereits in seiner Schulzeit für die neuesten Entdeckungen aus der Genetik. Früh erkannte er, dass dieser Zweig der Biologie nicht nur die naturwissenschaftliche Forschung, sondern viele Bereiche der Gesellschaft entscheidend verändern würde. Er entschied sich für die Lebenswissenschaften und studierte von 1970 bis 1974 Biologie mit Schwerpunkt Genetik und Mikrobiologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

1979 schloss er seine Promotion in Halle ab und wechselte an die Universität Würzburg. Als einer der führenden Standorte in der Infektionsforschung wurde ihm Würzburg für viele Jahre wissenschaftliche Heimat. 1986 habilitierte er sich am hiesigen Institut für Mikrobiologie, ab 1988 war er dann als Professor für Mikrobiologie tätig. 1993 übernahm er die Leitung des neuen Würzburger Instituts für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB). Das IMIB war Kerninstitut des neu gegründeten Zentrums für Infektionsforschung (ZINF), das durch Jörg Hacker, Werner Goebel und Volker ter Meulen in den folgenden Jahren entscheidend geprägt werden sollte.

Konzept der Pathogenitätsinseln mitentwickelt

Jörg Hacker ist ein Pionier der molekularen Infektionsforschung. Sein wissenschaftliches Wirken ist untrennbar mit dem zusammen mit Werner Goebel entwickelten Konzept der Pathogenitätsinseln von Mikroorganismen verbunden. Ursprünglich bei Escherichia coli entdeckt, zeigte sich bald, dass Pathogenitätsinseln in Bakterien weit verbreitet sind.

Diese genetischen Elemente sind Träger zahlreicher Eigenschaften, die Bakterien einen Vorteil im Kampf ums Überleben verschaffen: zum Beispiel beim Entstehen einer Infektion, bei der Auseinandersetzung mit dem Immunsystem oder bei der Abwehr von Antibiotika. Jörg Hacker verdanken wir die Erkenntnis, dass der Erwerb oder auch der Verlust dieser Strukturen Bakterien die “Evolution in Quantensprüngen“ ermöglicht. Dieses Konzept hat unser Verständnis von der Entwicklung und Anpassung von Krankheitserregern nachhaltig beeinflusst.

International hohe Anerkennung erfahren

Jörg Hackers wissenschaftliche Arbeiten sollten nicht nur die molekulare Pathogenitätsforschung in Deutschland prägen, sie brachten ihm auch hohe internationale Anerkennung ein. In den Jahren 2000 und 2005 führten ihn Forschungsaufenthalte an das Institut Pasteur in Paris. 2006 war er als Gastprofessor an der Tel Aviv University in Israel tätig.

Er erhielt Ehrendoktorwürden der Universitäten Umeå in Schweden, Pecs in Ungarn, Hyderabad und Delhi in Indien, Tel Aviv in Israel sowie der Russischen Akademie der Wissenschaften. Hinzu kamen zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland 2009 und der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst 2012.

Engagierter Anwalt der Wissenschaft

Ein wesentliches Merkmal von Jörg Hacker ist seine Fähigkeit, integrativ zu wirken und Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen miteinander ins Gespräch zu bringen. Sein respektvoller Umgang sowie sein breitgefächertes Interesse an Kultur, Literatur, Geschichte und Politik helfen ihm dabei, sein Gegenüber für wissenschaftliche, aber auch politisch relevante Themen zu begeistern.

Als engagierter Anwalt der Wissenschaft hat Jörg Hacker seit vielen Jahren Verantwortung im Wissenschaftsmanagement übernommen und dabei die Forschungspolitik in unserem Land wesentlich mitgestaltet. So war er von 2003 bis 2009 Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von 2008 bis 2010 Präsident des Robert-Koch-Instituts. Seit März 2010 ist er Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und prägt mit seiner Expertise als Vermittler von Fakten und Vernunft den gesellschaftlich-wissenschaftlichen Diskurs.

Gefragt als Berater aus der Wissenschaft

Er ist Mitglied und Ehrenmitglied in zahlreichen Wissenschaftsakademien, Gesellschaften und Vereinigungen und ist in verschiedensten nationalen wie internationalen Gremien aktiv. Besonders zu erwähnen sind seine fundierten Stellungnahmen zu gesellschaftlich hoch relevanten Themen wie Antibiotikaresistenz, Stammzellforschung, Pränataldiagnostik oder Gentechnik, die in Politik und Fachkreisen gleichermaßen geschätzt werden.

Jörg Hackers Rat wird von führenden Akteuren und Organisationen erfragt. So wurde er 2014 bis 2017 in den wissenschaftlichen Beirat des Generalsekretärs der Vereinten Nationen berufen. Seit 2012 ist er Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Robert-Koch-Instituts, seit 2010 im Innovationsdialog der Bundeskanzlerin Angela Merkel und seit 2016 im European Science Advisors Forum (ESAF) der Europäischen Kommission, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Darüber hinaus engagiert er sich seit 2012 als Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Biozentrums Würzburg und seit 2013 im Kuratorium der JMU.

2009 wurde ihm für seine großen Verdienste die Ehrensenatorwürde der Universität Würzburg verliehen. In Anerkennung seiner überragenden wissenschaftlichen Leistungen und Verdienste verlieh die JMU Professor Jörg Hacker auf dem Stiftungsfest am 13. Mai 2019 nun die Röntgenmedaille – Förderpreis Wissenschaft.

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