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Nietzsche und das philosophische Leben

09.07.2019

Mit mehr als drei Millionen Euro hat die Carl Friedrich von Siemens Stiftung bislang die Würzburger Unibibliothek unterstützt. Jetzt war ihr Geschäftsführer Professor Heinrich Meier für einen Vortrag zu Gast an der Uni.

Bis auf den letzten Platz besetzt war der Toscanasaal bei Heinrich Meiers Vortrag.
Bis auf den letzten Platz besetzt war der Toscanasaal bei Heinrich Meiers Vortrag. (Bild: Gunnar Bartsch / Universität Würzburg)

Professor Heinrich Meier leitet seit 1985 die Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München. Seit dem Geschäftsjahr 2011/2012 fördert diese Stiftung die Würzburger Universitätsbibliothek mit zunächst 300.000 Euro, dann mit 400.000 Euro pro Jahr. Inzwischen beträgt die gesamte Fördersumme, die von der Stiftung an die Unibibliothek geflossen ist, 3,1 Millionen Euro.

Großes Interesse an dem Vortrag

Jetzt war Meier zu Gast an der Universität; im Toscanasaal der Residenz sprach er über das Thema „Ecce Homo: Nietzsche über das philosophische Leben“. Trotz hochsommerlicher Temperaturen stieß der Vortrag auf großes Interesse: Der Toscanasaal war bis auf den letzten Platz gefüllt, und sogar von der Empore aus folgten die Gäste Meiers Darlegungen. Wie groß das Interesse war, bezeugte auch die lebhafte und angeregte Diskussion im Anschluss an Meiers Vortrag.

Neue Monographie über Friedrich Nietzsche

Heinrich Meier ist Experte für Politische Philosophie und die Geschichte der Philosophie. Er hält eine Honorarprofessur für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne und ist ständiger Gastprofessur am Committee on Social Thought der University of Chicago. Er veröffentlichte, neben Büchern zur Begründung der Politischen Philosophie und zur Kritik der Politischen Theologie, zu Carl Schmitt, Leo Strauss und Jean-Jacques Rousseau, 2017 eine philosophische Auseinandersetzung mit Nietzsches „Also sprach Zarathustra“.

Im Juli 2019 erscheint seine Monographie „Nietzsches Vermächtnis. ‚Ecce homo‘ und ‚Der Antichrist‘. Zwei Bücher über Natur und Politik“, die die Zwillingsbücher als das späte Hauptwerk begreift, das an die Stelle des verworfenen „Willens zur Macht“ tritt, und Nietzsches Philosophie im Ganzen neu in den Blick nimmt.

Dank vom Unipräsidenten

Vor Meiers Vortrag dankte Universitätspräsident Alfred Forchel Meier für dessen Unterstützung in seiner Funktion als Geschäftsführer der Carl Friedrich von Siemens Stiftung. „Der heutige Bücherbestand unserer Bibliothek wäre ohne die großzügigen Spenden der Carl Friedrich von Siemens Stiftung an die UB in dieser Form nicht möglich gewesen. Dank dieser Fördermittel konnten für Forschung und Lehre dringend benötigte Bücher erworben werden, so dass es möglich war, das Bildungsangebot der UB quantitativ und qualitativ nachhaltig zu verbessern“, sagte Forchel in seinem Grußwort.

Einleitung von Philosoph zu Philosoph

Nicht als Menschen, der „an sehr verantwortlicher Stelle das deutsche Stiftungswesen und die deutsche Wissenschaftsförderung mitprägt“, sondern als „philosophischen Kollegen, einen in viele Weltsprachen übersetzten Kollegen“, begrüßte Professor Dag Nikolaus Hasse, Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie III an der Universität Würzburg, Meier in seiner kurzen Einführung.

Heinrich Meier hat in Freiburg im Breisgau studiert und wurde dort auch promoviert. Seitdem habe er besonderes Interesse an vier umstrittenen Philosophen, vier Kritikern der Aufklärung gezeigt: An Jean-Jacques Rousseau,  Carl Schmitt, Leo Strauss und an Friedrich Nietzsche. „Heinrich Meier beschäftigt sich mit Kritikern des Mainstream-Denkens, auch der Mainstream-Philosophie, nicht in erster Linie, um ihre Positionen zu übernehmen, sondern um die Grenzen der Philosophie und ihre Berechtigung auszuloten“, so Hasse.

Philosophie und Politik

Dementsprechend eng seien beim ihm Philosophie und Politik miteinander verbunden, schließlich sind Schmitt und Strauss „Kritiker der Liberalismus, von denen starke Impulse auf die politische Philosophie insbesondere den Staatsbegriff ausgegangen sind.“ Politische Philosophie sei für Heinrich Meier daher nicht nur ein interessantes Teilgebiet der Philosophie. „Sie ist für die Philosophie sogar notwendig: die Philosophie, zumindest die Philosophie als Lebensform, könne ohne politische Philosophie nicht rational begründet werden“, so Hasse. Die Philosophie und das philosophische Leben müssten politisch werden, um philosophisch fundiert zu sein.

Die Tatsache, dass in wenigen Wochen Meiers neue Monographie über Nietzsches Vermächtnis erscheint, war nach Hasses Worten „ein besonders guter Anlass, Sie heute zu hören.“

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