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Neues Therapieangebot für Refluxpatienten

07.02.2017

Ein Schrittmacher stimuliert den unteren Schließmuskel der Speiseröhre und hilft so, Reflux in den Griff zu bekommen. Das Uniklinikum Würzburg bietet dieses Verfahren als einziges Krankenhaus in Unterfranken an.

Professor Burkhard von Rahden präsentiert einen EndoStim-Stimulator. Bei der ersten Implantation hatten ihn begleitet (von links): Klaudia Kohl von der Firma EndoStim, Dr. Jörg Filser vom UKW sowie Dr. Dietmar Stephan aus Siegen. (Foto: Barbara Knievel/
Professor Burkhard von Rahden präsentiert einen EndoStim-Stimulator. Bei der ersten Implantation hatten ihn begleitet (von links): Klaudia Kohl von der Firma EndoStim, Dr. Jörg Filser vom UKW sowie Dr. Dietmar Stephan aus Siegen. (Foto: Barbara Knievel/UKW)

Speiseröhre und Magen sind durch eine Art Ventil voneinander getrennt. Normalerweise öffnet sich dieser Schließmuskel nur, um Nahrung oder Flüssigkeit von der Speiseröhre in den Magen passieren zu lassen, ansonsten bildet er eine dichte Barriere. Wenn dieses Ventil nicht richtig funktioniert und grundlos erschlafft, kann ein Teil des Mageninhalts in die Speiseröhre zurückfließen. Dies ist oft die Ursache für die sogenannte Refluxkrankheit.

„Chronischer Reflux ist mit starkem Sodbrennen verbunden. Außerdem kann er zu schweren Schäden an der Speiseröhre führen und darüber hinaus zum Beispiel auch Asthma hervorrufen“, berichtet Professor Burkhard von Rahden, Oberarzt an der Chirurgischen Klinik I des Uniklinikums Würzburg (UKW).

EndoStim-System gibt elektrische Reize

„Wenn eine medikamentöse Therapie nicht den nötigen Erfolg zeigt, ist unsere derzeitige Standardbehandlung die Laparoskopische Fundoplikatio. Hierbei formen wir in einem operativen Eingriff aus Magengewebe eine Manschette, die den Schließmuskel unterstützt“, sagt von Rahden. Seit Januar 2017 verfügt das Uniklinikum mit dem EndoStim-System über eine weitere Therapieoption.

Das EndoStim-System besteht aus einem Stimulator – ähnlich einem Herzschrittmacher – und zwei Elektroden. In einer minimalinvasiven Operation werden die Elektroden am Ventil des Magens platziert. Den Stimulator implantiert der Operateur im Bauchbereich. In der Folge gibt der Stimulator kontinuierlich elektrische Impulse an die Elektroden ab.

Die Stimulation führt dazu, dass der Schließmuskel der Speiseröhre wieder normal funktioniert: Er bleibt geschlossen zur Vermeidung von Reflux und öffnet sich, um das Schlucken zu ermöglichen. Der Patient spürt dabei die schwachen Stromimpulse nicht.

Erste Implantation des Systems

Am 20. Januar 2017 implantierte Professor von Rahden der ersten Patientin am UKW das neue System. Die 71-Jährige hatte einen mehrjährigen Leidensweg hinter sich. Bei ihr stieg der Mageninhalt bis zum Kehlkopf auf und verursachte dort eine schwere Entzündung. Trotz der Einnahme von Säureblockern hatte die Frau stets Beschwerden.

Die Operation dauerte etwa 90 Minuten. Bereits vier Tage später verließ die Patientin das Würzburger Uniklinikum. In etwa sechs Monaten starten dann umfangreiche Kontrolluntersuchungen.

Die Batterie des eingebauten Stimulators hat nach Herstellerangaben eine Lebensdauer von etwa zehn Jahren. Dann muss das Aggregat in einem ambulanten Eingriff gewechselt werden. Die Firma arbeitet an einem von außen durch Induktion aufladbaren System.

Wissenschaftliche Studie geplant

Mit der gelungenen Premiere ist das Uniklinikum Würzburg das derzeit einzige Krankenhaus in Unterfranken, das das neue Stimulatorverfahren anbietet. „EndoStim fügt sich perfekt in unser Behandlungsportfolio bei der Refluxkrankheit ein und hat möglicherweise sogar das Potenzial, zum Standardverfahren zu werden“, freut sich von Rahden.

Um für einen Vergleich mit dem bisherigen Standard belastbare Daten zu bekommen, soll demnächst unter seiner Leitung am UKW eine wissenschaftliche Studie starten. Dabei werden die Studienteilnehmer während der Operation dem einen oder anderen Behandlungsverfahren zugelost.

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