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Neuer Parameter für Herzgesundheit

14.05.2019

Bei Studien am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg zeigte sich: Die sogenannte Auswurfzeit des Herzens könnte ein neuer Parameter sein, um die Herzschwäche noch besser zu verstehen und zu therapieren.

Dr. Caroline Morbach vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz bestimmt mit ihrem Team die Normwerte für die Auswurfzeit des Herzens.
Dr. Caroline Morbach vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz bestimmt mit ihrem Team die Normwerte für die Auswurfzeit des Herzens. (Bild: Gregor Schlaeger / DZHI)

Die meisten Medikamente, mit denen man heute eine Herzinsuffizienz behandelt, schirmen das geschwächte Herz vor einer übermäßigen Aktivierung durch Blutdruckhormone wie Adrenalin ab. Neuere Therapieansätze verfolgen dagegen das Ziel, die Pumpkraft direkt durch Ansatz am Motor der Herzmuskelzellen zu erhöhen.

Eines dieser neueren Medikamente, Omecamtiv Mecarbil, wird derzeit in einer großen internationalen Studie an Herzinsuffizienz-Patienten getestet. Es verlängert die Auswurfzeit des Herzens, die so genannte systolische Ejektionszeit. Dadurch können größere Mengen von Blut gepumpt und somit die Herzfunktion stabilisiert werden.

Dass die Auswurfzeit bei einer Herzinsuffizienz verkürzt ist, weiß die Forschung seit längerem. Doch es ist wenig darüber bekannt, durch welche anderen Faktoren die Auswurfzeit beeinflusst wird und wie sie sich bei einer Herzinsuffizienz beeinflussen lässt.

Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) haben sich dieser Fragen angenommen. Ihre Daten haben sie bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie präsentiert und damit den zweiten Platz im „Young Investigator Award“ für das Themengebiet Herzinsuffizienz belegt.

Daten von herzgesunden Menschen analysiert

Zunächst haben die Doktorandinnen Elisabeth Danner und Isabelle Simon am DZHI die Normwerte für die Auswurfzeit bestimmt. Dazu analysierten sie die Daten von Menschen mit gesunden Herzen aus der STAAB-Kohortenstudie, einer repräsentativen Stichprobe von 5.000 Würzburger Probanden. Sie fanden heraus: Die Auswurfzeit hängt stark von der Herzfrequenz ab und der Normwert liegt bei gesunden Menschen deutlich über dem von Patienten mit Herzinsuffizienz.

Bei hohem Blutdruck ist die Auswurfzeit zum Beispiel verkürzt. Sie kann aber wieder mit einem Beta-Blocker verlängert werden, der die Herzfrequenz senkt. „Die Auswurfzeit scheint ein robuster und vielversprechender Parameter zu sein, der uns helfen kann, die Mechanismen, die zu einer Herzschwäche führen, besser zu verstehen. Sie kann gegebenenfalls auch den Erfolg einer Therapie anzeigen“, erläutert Dr. Caroline Morbach, Leiterin des Echokardiographielabors des DZHI.

Studie mit herzinsuffizienten Patienten betrachtet

Dr. Alexander Dietl stellte diese Ergebnisse dann seiner Analyse der klinischen SHIfT-Studie gegenüber, an der über 400 Patienten mit Herzinsuffizienz teilgenommen hatten. Dietl absolvierte mit einem Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie einen Forschungsaufenthalt am DZHI unter der Leitung von Professor Christoph Maack.

In der SHIfT-Studie wurden herzinsuffiziente Patienten mit einem Placebo oder mit Ivabradin behandelt, einem Medikament, das die Herzfrequenz reduziert. Es zeigte sich zunächst, dass die Auswurfzeit bei Herzinsuffizienz-Patienten kürzer war als bei Gesunden. Nach acht Monaten Therapie mit Ivabradin wurde die Herzfrequenz um etwa zehn Schläge pro Minute gesenkt und die Auswurfzeit verlängerte sich auf Werte, die denen von Herzgesunden ähnlich waren.

Die DZHI-Forscher beobachteten, dass die Verlängerung der Auswurfzeit nicht nur – wie erwartet – durch die Reduktion der Herzfrequenz, sondern auch zusätzlich durch eine Verbesserung der Pumpkraft des Herzens sowie durch eine Senkung des Gefäßwiderstands herbeigeführt wurde.

Fazit der Studie

Diese Daten zeigen: Die Auswurfzeit kann nicht nur durch eine direkte Beeinflussung des Herzmuskels verlängert werden, wie es beim neuen Medikament Omecamtiv Mecarbil der Fall ist, sondern auch indirekt durch eine Senkung der Herzfrequenz mit Medikamenten, die bereits für Herzinsuffizienz zugelassen sind.

Im Fall von Ivabradin wird durch die Herzfrequenzsenkung darüber hinaus der Calcium-Haushalt in den Herzmuskelzellen verbessert. Das stärkt zusätzlich die Pumpkraft und macht die Gefäße elastischer. Das Herz wird dadurch weiter entlastet und die Auswurfzeit verlängert sich.

Dr. Alexander Dietl ausgezeichnet

Für diese Arbeiten wurde Dr. Alexander Dietl beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie mit dem zweiten Preis im Rahmen des „Young Investigator Award“ im Themenbereich Herzinsuffizienz ausgezeichnet. „Der Preis ist eine große Motivation, die Bedeutung von Herzfrequenz und Auswurfzeit in der Herzinsuffizienz weiter zu ergründen und als Therapieansatz zu verfolgen“, kommentiert Dietl, der inzwischen wieder am Universitätsklinikum Regensburg in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II tätig ist.

Kontakt

Kirstin Linkamp, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI), T +49 931 201-46325, Linkamp_K@ukw.de

Von Kirstin Linkamp

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