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Neue Leitlinie für die Krebstherapie

14.04.2020

Erstmals setzt eine Leitlinie Standards für die Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von hormoninaktiven Tumoren der Hirnanhangdrüse.

Martin Fassnacht und Timo Deutschbein vom Uniklinikum Würzburg.
Martin Fassnacht und Timo Deutschbein vom Uniklinikum Würzburg. (Bild: Universitätsklinikum Würzburg)

Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie wurde unter der Beteiligung von zwölf weiteren Fachgesellschaften im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften erarbeitet. Sie liefert Medizinerinnen und Medizinern wichtige Informationen und Entscheidungshilfen bei der Untersuchung und Behandlung hormoninaktiver Tumoren der Hirnanhangdrüse (Hypophyse).

Die Federführung bei der Publikation hatte – neben Dr. Cornelia Jaursch-Hancke von der DKD Helios Klinik Wiesbaden – Professor Martin Fassnacht, der Leiter der Endokrinologie und Diabetologie des Uniklinikums Würzburg (UKW). Außerdem wirkte Privatdozent Dr. Timo Deutschbein, Oberarzt in der Endokrinologie und Leiter der endokrinologischen Hypophysenambulanz des UKW, als Leitliniensekretär maßgeblich bei der Erstellung mit.

Häufig, aber klinisch oft unauffällig

„Tumoren der Hirnanhangdrüse können in jedem Lebensalter auftreten und sind bei Erwachsenen häufig. Wir vermuten, dass zehn Prozent der Allgemeinbevölkerung betroffen sind“, so Fassnacht. Allerdings seien viele der Tumoren klinisch nicht auffällig und würden oft nur zufällig entdeckt.

„Hypophysentumoren sind in den allermeisten Fällen gutartig; es handelt sich in der Regel um sogenannte Adenome. Allerdings kann es durchaus sein, dass umliegendes Gewebe durch die Raumforderung beeinträchtigt wird“, erläutert Fassnacht. Und das kann nach seinen Worten wiederum zu Symptomen wie Sehstörungen führen.

„Eine viel häufigere Folge des Tumors sind jedoch hormonelle Veränderungen. Bildet die Hirnanhangdrüse zu viele oder zu wenige Hormone, können sehr unterschiedliche Beschwerden auftreten – beispielsweise Abgeschlagenheit, Frieren, Kreislaufstörungen, niedriger Blutdruck, Muskelschwäche oder eine Fettstoffwechselstörung“ ergänzt Dr. Deutschbein.

Behandlungsbedarf hängt von Größe und Beschwerden ab

Nicht alle Tumoren der Hypophyse müssen behandelt werden. Ob eine Behandlung nötig ist, hängt von ihrer Größe ab und davon, ob sie Beschwerden verursachen.

Bislang gab es bei der Diagnostik und Therapie von Hypophysenadenomen allerdings kein standardisiertes Vorgehen. „Durch die klaren Empfehlungen der Leitlinie stellen wir sicher, dass nicht einfach ‚irgendwelche‘ Hormonuntersuchungen veranlasst werden, sondern die klinischen Befunde, die Begleiterkrankungen und die Einnahme von Medikamenten mitberücksichtigt werden“, sagt Dr. Jaursch-Hancke.

Unter- und Überversorgung vermeiden

Die Leitlinie hilft, sowohl eine Unter- als auch eine Überdiagnostik zu vermeiden. Gleiches gilt für die Therapie. Laut der Leitlinie sollte in jedem Fall ein erfahrenes interdisziplinäres Team, zu dem mindestens Fachleute aus Endokrinologie, Neurochirurgie und Neuroradiologie gehören sollten, die Behandlung steuern.

Details im Internet

Im Internet sind die Leitlinie selbst sowie je nach Zielgruppe abgestufte Versionen in Form von pdf-Dateien veröffentlicht:

Patienteninformation zur Leitlinie

Kurzversion der S2k-Leitlinie

S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie klinisch hormoninaktiver Hypophysentumoren

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