Intern
  • none
  • none
  • Drei Studierende tragen T-Shirts mit einem Aufdruck der Universität Würzburg.

Mit Interdisziplinarität zu außergewöhnlichen Leistungen

28.07.2020

Corona-bedingt musste in diesem Jahr das Seminar „Professionelles Projektmanagement in der Praxis“ an der Uni Würzburg digital ablaufen. Auch die Verleihung der zahlreichen Preise ging online über die Bühne.

WueTivity: Gewinner des Publikumspreises und der Projekta 2020 in der Kategorie „Höchste Marktreife“.
WueTivity: Gewinner des Publikumspreises und der Projekta 2020 in der Kategorie „Höchste Marktreife“. (Bild: Informatik Uni Würzburg)

Projektarbeit im virtuellen Raum, ohne persönliche Treffen der Teammitglieder und ohne persönliche Gespräche mit anderen Projektbeteiligten. Funktioniert das überhaupt? Können unter solch schwierigen Rahmenbedingungen digitale Produkte entwickelt werden? Die Studierenden der Veranstaltung „Professionelles Projektmanagement in der Praxis“ haben in diesem Sommersemester bewiesen, dass diese Herausforderungen mit Hilfe von großartigem Engagement, strukturiertem Vorgehen und dem Einsatz von modernen Tools sehr gut bewältigt werden können. Und im Rahmen der öffentlichen Abschlussveranstaltung „Projektiade 2020“ am 20. Juli konnten sich über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer davon überzeugen.

Die Studierenden stammen aus sieben verschiedenen Masterstudiengängen. Bei der Bildung der Projektteams wurde hoher Wert auf Interdisziplinarität gelegt. In der abschließenden Reflexion zeigte sich, dass dies ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Projekte war, da viele unterschiedliche Kompetenzen die anspruchsvolle Projektarbeit bereicherten. Sowohl alle Workshops und Vorlesungsmodule als auch die Projektiade 2020 fanden online statt. Die besten Arbeiten wurden wie in den Vorjahren von einer hochkarätigen Jury prämiert. Erstmals wurde auch ein Publikumspreis vergeben.

In diesem Jahr standen soziale Projektthemen im Vordergrund: Bürgerbeteiligungen, Jugendarbeit, Stellenportal für anonymisierte Bewerbungen, Sprachassistenzsystem sowie eine hilfreiche Anwendung für Jura-Studierende. „Ein wichtiges Ziel der Veranstaltung ist es, soziale Produkte zu entwickeln, die ein persönliches Erleben des Nutzens der Digitalisierung beinhalten, um Vorbehalte in der Bevölkerung wirkungsvoll abzubauen und Mitmacheffekte erfolgreich zu generieren“, so der Dozent der Veranstaltung, Professor Harald Wehnes.

Publikumspreis und Projekta 2020 für WueTivity und Legal § Birdies

Jeweils zwei Auszeichnungen, eine vom Publikum und eine von der Jury, gingen in diesem Jahr an die beiden Teams „WueTivity“ und „Legal § Birdies“ für ihre Projekte.

Viele Jugendeinrichtungen stehen heute vor dem Problem, dass es angesichts der Informationsflut immer schwieriger wird, Jugendliche auf Veranstaltungen aufmerksam zu machen. Zu dieser Problematik, die von Felix Hofmann, Geschäftsführer des Stadtjugendrings Würzburg, eingebracht wurde, hat das Team Tim Abler, Darius Deubert, Bastian Hedenkamp, Philipp Heil und Xenia Ramich die digitale Lösung „WueTivity“ entwickelt. Diese Anwendung besteht aus einem Redaktionssystem, in das Veranstaltungen eingepflegt werden, und einer kostenfreien App für interessierte Jugendliche der Stadt Würzburg. Mit Hilfe einer Filterfunktion können die Veranstaltungen nach Interessen und Umkreis eingegrenzt werden. Die App dient so zur Vernetzung der einzelnen Jugendzentren und erleichtert den Jugendlichen passende Veranstaltungen zu finden. Ergänzend zum Publikumspreis verlieh die Jury dem Team die Projekta 2020 in der Kategorie „Höchste Marktreife“. Die Veröffentlichung im Google Play Store ist bereits erfolgt, die Veröffentlichung im Apple App Store läuft. Eine Ausweitung der App auf weitere Städte, Kommunen und Länder ist geplant.

Das Ziel des Projekts „Legal § Birdies“ war es, Jura-Studenten und Volljuristen mit aufbereiteten Kurzartikeln bei der fachlichen Weiterbildung digital zu unterstützen. Durch täglich neue Urteile und Gesetzesänderungen ist es für (angehende) Juristen notwendig, diese Neuerungen in ihr bestehendes Fachwissen zu integrieren. Dafür haben Uli Binder, Myriam Bott, Alexander Mauer, Christian Zeiß und Peter Ziegler eine Smartphone-Applikation entwickelt. Die Inhalte werden von einem juristisch ausgebildeten Fachteam aufbereitet. Dadurch wird eine enorme Zeitersparnis bei der Weiterbildung mit einem hohen Qualitätsstandard kombiniert. Die Projektidee wurde von Professor Matthias Werner Schneider eingebracht, der das Projekt während des gesamten Semesters aktiv begleitet hat.

Projekta 2020 „Innovativstes Projekt“ für Sprachassistenz Barbara

Mit der „Sprachassistentin Barbara“ haben Luc Becker, Fabienne Erk, Nathalie Milke, Jonas Kaiser, Verena Albert, Joshua Friedrich und Leona Hutchinson eine Anlaufstelle zur Informationsbeschaffung realisiert, die sowohl von technikaffinen Personen als auch von digital unerfahrenen Menschen ohne mobilen Internetzugang genutzt werden kann. Vorbeikommende Fußgänger sollen Auskunft über umliegende Geschäfte, städtische Gebäude, den öffentlichen Nahverkehr oder Sehenswürdigkeiten erhalten.

Damit wird eine sprachgesteuerte Informationsquelle geboten, die Fragen rund um den Stadtbesuch schnell und unkompliziert beantwortet, den Nutzern Beratung und Orientierung bietet und bei eventuellen Problemen weiterhelfen kann. Das Projektteam erhielt die Projekta „Innovativstes Produkt.“

Projekta 2020 für zwei Bürgerbeteiligungsprojekte

Die Projekta 2020 in der Kategorie „Bestes Smart-City Projekt“ wurde von der Jury gleich zweimal vergeben. Catharina Crasser, Franziska Lehner, Lukas Geiger, Marvin Klose, Simon Schubert und Michael Weber erhielten diese Auszeichnung für die Implementierung der Open Source-Plattform CONSUL für die Stadt Würzburg. Die Plattform soll zu einer Förderung der Demokratie und einer höheren Bürgerbeteiligung beitragen. Zielgruppe sind alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger Würzburgs. Über die einzelnen Instrumente werden Diskussionen angeregt und Vorschläge zur Abstimmung gebracht, die nach Erreichen einer bestimmten Beteiligungshürde im Stadtrat diskutiert werden sollen. Bürgerinnen und Bürger können so auf digitalem Weg das Leben in Würzburg aktiv mitgestalten, eigene Ideen einbringen, miteinander debattieren und sich vernetzen.

Das Ziel des Projektes „participate – digitale Micro-Umfragen“ ist, allen Bürgerinnen und Bürgern – unabhängig von Herkunft, sozialer Stellung und Alter – eine Möglichkeit zu bieten, ihre Meinung zu aktuellen kommunalpolitischen Fragestellungen einzubringen. Hierfür wurde von Patrick Düll, Kathrin Hildebrand, Melvin Kebekus, Leonie Keupp, Ferdinand Leidinger und Maximilian Leidinger ein Tool für Micro-Umfragen entwickelt, das für alle Interessierten öffentlich zugänglich ist und intuitiv über ein Touchpad bedient werden kann. Mit dieser Anwendung erhalten Städte und Kommunen unkompliziert und schnell eine Grundlage für faktenbasierte Entscheidungen. Sara Klüber vom Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie am Institut Mensch-Computer-Medien, hatte dieses Projekt eingebracht und das Team als Auftraggeberin beraten und unterstützt.

Projekta 2020 für das Migrationsprojekt „I Am Qualified“

Luca Anteunis, Maximilian Bier, Alexander Ehrlich, Julia Hoffmann und Jörn Seybold wurden für ihre Stellenbörse für Migranten mit der Projekta 2020 „Integrativstes Produkt“ ausgezeichnet. Ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren gewährleistet die Chancengleichheit für alle Bewerber. Ziel ist es, Diskriminierungen von Migranten bei Bewerbungen vorzubeugen und den Bewerbungsprozess so zu gestalten, dass die Bewerber nach ihren Fähigkeiten und nicht anhand von Herkunft oder Hautfarbe beurteilt werden. Die Professorin Vathsala Aithal von der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt hatte die Projektidee eingebracht und das Team als Auftraggeberin beraten und unterstützt.

Hochkarätige Jury

Die Jury setzte sich zusammen aus Dr. Christian Andersen, Zentrum für digitale Innovationen (ZDI) Mainfranken, Tanja Golly, Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT) der JMU Würzburg, Dr. David Hock von der Firma Infosim aus Würzburg sowie dem Dozenten der Veranstaltung, Professor Harald Wehnes, Institut für Informatik.

Einsatz moderner agiler, traditioneller und hybrider Vorgehensmodelle

Die Veranstaltung „Professionelles Projektmanagement in der Praxis“ wird seit dem Jahr 2000 angeboten und feierte im vergangenen Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Sie vermittelt einen „Werkzeugkasten“ moderner agiler, traditioneller und hybrider Vorgehensweisen und das Wissen, wie man sich daraus bei konkreten Projekten bedient. In interdisziplinären Teamprojekten setzen die Teilnehmer die wichtigsten Methoden praxisnah für digitale Unternehmensgründungsprojekte ein und reflektieren intensiv ihre gemachten Erfahrungen.  „Es macht immer wieder Spaß mitzuerleben, wie die Zusammenarbeit in den interdisziplinären Teams zu außerordentlichen Leistungen führt“, so Professor Wehnes. „Besonders erfreulich ist, dass einige Teams an ihren Produkten auch nach dem Semesterabschluss weiterarbeiten“.

Projektmanagement hat sich in den vergangenen Jahren als beste Führungsmethode etabliert, um komplexe Herausforderungen in Industrie, Wirtschaft und Verwaltung strukturiert anzugehen und erfolgreich zu bewältigen. Inzwischen werden in Deutschland etwa 40 Prozent der Wirtschaftsleistung über Projekte erwirtschaftet; Projektmanagement ist der Schlüsselfaktor für erfolgreiche Projekte.

WueCampus-Link

Weitere Bilder

Zurück