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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

„Liebenswürdig und hartnäckig“

29.03.2021

Nach fast zwölf Jahren im Amt wurde Universitätspräsident Alfred Forchel bei einem Festakt verabschiedet. Sein Nachfolger Paul Pauli übernahm die goldene Amtskette.

Übergabe der goldenen Amtskette von JMU-Präsident Alfred Forchel (r.) an Paul Pauli.
Übergabe der goldenen Amtskette von JMU-Präsident Alfred Forchel (r.) an Paul Pauli. (Bild: Merkl Foto und Text Design / Universität Würzburg)

„Je mehr ich hier über Sie erfahre, umso stärker interessiert es mich, Sie persönlich näher kennenzulernen!“ Das sagte anerkennend Jasmina Neudecker, Wissenschaftsjournalistin vom ZDF, zu Universitätspräsident Alfred Forchel. Sie moderierte am 26. März 2021 den Festakt, bei dem Forchel nach fast zwölf Jahren im Amt verabschiedet wurde.

Wodurch die Moderatorin so neugierig auf den scheidenden Präsidenten wurde: Beim Festakt würdigten Weggefährtinnen und Weggefährten Alfred Forchels Schaffen. Manche teilten auch sehr persönliche Erfahrungen mit. Einige waren in der Neubaukirche dabei, andere wurden live zugeschaltet oder hatten Videobotschaften geschickt.

Der fast dreistündige Festakt in der Neubaukirche fand pandemiebedingt ohne Publikum statt. Er wurde live ins Internet gestreamt. Ein Video der Veranstaltung steht auf dem YouTube-Kanal der Universität  zur Verfügung.

Grußworte und Ansprachen

Professor Helmut Schwarz, Vorsitzender des Universitätsrates, begrüßte das Publikum. Seinen Worten zufolge hat sich Forchel durch selbstlosen Einsatz um die Julius-Maximilians-Universität (JMU) außerordentlich verdient gemacht. „Bis zum letzten Tag im Amt galt seine Sorge der Zukunft der Universität“, so Schwarz. Noch in diesen Tagen habe Forchel eine „beeindruckende Perspektivschrift“ vollendet, den strategischen Entwicklungsplan für die JMU.

Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, würdigte Forchels unermüdliche Tatkraft. Der JMU-Präsident habe zahlreiche Bauprojekte vorangetrieben und zukunftsweisende Allianzen auch mit außeruniversitären Einrichtungen geschmiedet. Das Forschungsprofil der Universität habe er geschärft und weiterentwickelt: „Und dabei haben Sie die gesamte Universität im Auge behalten.“

„Bei Ihrer Arbeit wurde Ihnen nichts geschenkt, alles musste hart erarbeitet werden“, sagte Barbara Stamm, frühere Landtagspräsidentin und Ehrensenatorin der JMU. „Und es ist Ihnen gut gelungen.“ Sie spielte damit auf die am Ende erfolgreichen Bemühungen an, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Würzburg anzusiedeln, etwa das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung oder die Max-Planck-Gruppen für Systemimmunologie.

Christian Schuchardt, Oberbürgermeister von Würzburg, würdigte besonders Forchels Streben nach einem verstärkten Wissens- und Technologietransfer in die Gesellschaft hinein. „Die Universität hat eine existenzielle Bedeutung für die Stadt und die ganze Region. Wir können stolz darauf sein, Sie als Präsidenten an der Spitze der Universität gehabt zu haben.“

„Ich schätze sehr Ihre analytische Klarheit und Ihren Pragmatismus.“ Das sagte Professor Peter-André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz und Alumnus der JMU. Alt leitete hier von 2002 bis 2005 einen Lehrstuhl für deutsche Literaturwissenschaft. Zu Forchels Abschied hielt er die Festrede mit dem Titel „Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung – ihre Aufgaben in der freiheitlichen Demokratie“.

Professorin Dorothee Dzwonnek, frühere Staatssekretärin und Mitglied im Universitätsrat der JMU, beschrieb Alfred Forchel als „wunderbare Führungspersönlichkeit“. Zielstrebig, souverän, ausgestattet mit brillantem Verstand und unerschütterlichem Optimismus, stets bereit, neue Herausforderungen anzugehen – das seien nur einige der Eigenschaften, die Forchel zu einem „Leader“ machten. Doch in seiner Amtszeit habe er Geduld lernen müssen: Die Führung einer Universität könne nicht in linearer Hierarchie erfolgen. Alle Gruppen der Hochschule seien mit ins Boot zu holen, „und das kann mühselig sein für Menschen mit schöpferischer Ungeduld.“

„Mit einer Mischung aus Liebenswürdigkeit und Hartnäckigkeit haben Sie in der Universitätsleitung für gutes Klima gesorgt,“ so Professor Wolfgang Riedel, der von 2009 bis 2018 als einer der Vizepräsidenten in Forchels Team die JMU mitleitete. „Unter Ihnen kam die Universität als Ganzes sichtbar voran“, die Konkurrenz zwischen Natur- und den Geisteswissenschaften sei in dieser Zeit beendet worden.

Internationale Grüße aus aller Welt

Nach den ersten Ansprachen bat die Moderatorin Alfred Forchel und dessen Frau Angela aufs Podium. Von einer Sitzecke aus konnte das Ehepaar die per Video eingespielten Grüße und Glückwunsche aus aller Welt besser verfolgen.

Es grüßten die Professorinnen und Professoren Maria Zubrytska aus Lviv, Manfred Bayer aus Dortmund, Yasuhiko Arakawa aus Tokio, Dieter Bimberg aus Berlin, Stephan Reitzenstein aus Berlin, Gadi Eisenstein und David Gershoni aus Haifa, Günther Tränkle aus Berlin, Jan Misiewicz aus Breslau, Vladimir Kulakowskii aus Moskau, Johann Peter Reithmaier aus Kassel, Thomas Reinecke aus Washington und James Harris aus Stanford.

Live zugeschaltet war Professor Ekhard Salje aus Cambridge, der ehemalige Vorsitzende des Universitätsrats. „Es ist herrlich, euch da zu sehen“, sagte er und prostete dem Ehepaar Forchel mit einem schottischen Whisky zu. Vorab hatte er dafür gesorgt, dass die Forchels in der Neubaukirche den gleichen Whisky zum Anstoßen zur Verfügung hatten. „Es ist nicht gut genug für eine Universität, gut zu sein. Sie muss exzellent sein!“ Das sei eines von Forchels Leitmotiven gewesen, so Salje. Und dementsprechend habe der JMU-Präsident immer Verbesserungspotenzial gesehen.

Professorin Caroline Kisker lobte die Ära Forchel in ihrer Funktion als Vorsitzende des JMU-Senats. „Wir haben Ihren unermüdlichen Einsatz genossen, Sie haben den Wissenschaftsstandort Würzburg vorangebracht!“ Das gelte nicht zuletzt für die Erfolge der JMU in der Exzellenz-Initiative und beim Aufbau neuer Forschungsinstitute. „Sie haben auch die Corona-Task-Force eingerichtet und in der Pandemie täglich neue Herausforderungen angenommen, um die Universität am Laufen zu halten.“

Dank des scheidenden Universitätspräsidenten

Dann trat Alfred Forchel ans Redepult: „Ich bin überwältigt und sprachlos.“ Er wies darauf hin, dass die Führung einer so großartigen Einrichtung wie der JMU nur im Team gelinge. „Dank kann ich hier nur exemplarisch sagen, sonst sitzen wir heute Abend noch hier.“

Forchels Dank ging unter anderem an die gesamte Universität, ganz speziell auch an die Lehrenden und Studierenden für den Zusammenhalt in der Corona-Pandemie. Er erinnerte an deren Beginn im Frühjahr 2020: Damals erhielten die Universitäten die ministerielle Anweisung, jeglichen Präsenzunterricht sofort zu stoppen. Dank des Engagements Aller gelang die kurzfristige Umstellung auf digitale Lehre; für die Studierenden sei das Sommersemester 2020 kein verlorenes gewesen: „Das ist sehr toll gelaufen in der ersten Welle.“

Der Präsident dankte unter anderem auch dem politischen Umfeld, den Gremien und Einrichtungen der JMU, dem Universitätsrat und dem Kuratorium, deren externer Sachverstand die Universität mit vorwärtsgebracht habe. Bei seinem engeren Umfeld an der Universität bedankte er sich ebenso wie bei seiner Frau und seiner Familie, für die er nun mehr Zeit habe. Der JMU wird er als Seniorprofessor in der Physik erhalten bleiben.

Übergabe der goldenen Amtskette

Coronabedingt übergab Präsident Forchel die goldene Amtskette nicht direkt an seinen Nachfolger Paul Pauli. Die Kette wurde auf ein Tuch aus Samt gelegt und galt damit als weitergereicht. „Es ist mir eine sehr große Ehre, diese Kette tragen zu dürfen“, sagte Pauli. Sofort anlegen wollte er die Kette nicht: „Mein Amtsstart ist erst am 1. April.“

„Die Universität ist auf einem sehr guten Weg, angebahnt durch meine Amtsvorgänger“, so der designierte JMU-Präsident. Und zu Forchel gewandt: „Ihre Erfolge sind ein Ansporn für mich!“ Er gehe zuversichtlich ins Amt, weil er kompetente Persönlichkeiten als Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten für sein Leitungsteam gewinnen konnte. Und er sei froh, mit Dr. Uwe Klug auf einen erfahrenen Kanzler zählen zu können.

„Wir möchten die Exzellenz der Universität in Forschung und Lehre festigen und weiterentwickeln, eine gute Kooperation mit allen Gruppen der JMU erreichen und ein Wir-Gefühl schaffen, einen Würzburg-Spirit. Wenn das gelingt, werden wir gemeinsam sehr viel erreichen“, so Pauli.

Runde Überraschung zum Abschied

Zum Abschluss dankten Kanzler Dr. Uwe Klug und Vizepräsidentin Andrea Szczesny Alfred Forchel im Namen des Präsidiums für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Als Abschiedsgeschenk überreichten sie ein besonderes Stück. Es wird künftig im Stückfasskeller des Staatlichen Hofkellers unter der Residenz an Alfred Forchels Präsidentschaft erinnern. Dieser Keller ist beliebt als stimmungsvoller Ort für Festveranstaltungen. Geschmückt wird er von zahlreichen (leeren) Weinfässern, die teils reiche Verzierungen tragen.

Einen kunstvoll geschnitzten Boden für ein solches Zierfass präsentierten Klug und Szczesny in der Neubaukirche. Der Fassboden trägt den Namen der JMU, das von Alfred Forchel ausgerufene Leitprinzip „Wissenschaft für die Gesellschaft seit 1402“ sowie den Zusatz „Zu Ehren der Präsidentschaft von Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Forchel“. Der Zierboden wird demnächst in ein Fass eingefügt, lackiert und in der Farbe der Universität koloriert.

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