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Kirche trifft Pharmazie

29.06.2021

Menschen an ihren Arbeitsstätten besuchen: Dieses Programm verfolgt Würzburgs Bischof Franz Jung schon seit einiger Zeit. Jetzt hat er das Pharmazeutische Institut der Julius-Maximilians-Universität Würzburg besucht.

Hoher Besuch in der Pharmazie mit (v.l.):  Thomas Richter, Lorenz Meinel, Bischof Franz Jung und Ulrike Holzgrabe.
Hoher Besuch in der Pharmazie mit (v.l.): Thomas Richter, Lorenz Meinel, Bischof Franz Jung und Ulrike Holzgrabe. (Bild: Carina Herbst)

„Wer die Menschen verstehen will, muss ihre Arbeit kennen.“ Dieses Zitat stammt vom Würzburger Bischof Julius Döpfner, der nach dem Krieg viele Betriebe und Einrichtungen besuchte. Er wollte die gläubige Bevölkerung an den Orten erleben, an denen sie arbeiteten und einen Großteil ihrer Lebenszeit verbrachten. Auf den Spuren Döpfners wandelt im 21. Jahrhundert Bischof Franz Jung, der in seiner Amtszeit ebenfalls die Nähe zu den Menschen an ihren Wirkorten sucht. Dieses Mal stand die Pharmazie auf der bischöflichen Agenda, indem sowohl universitäre Einrichtungen, aber auch eine öffentliche Apotheke in Würzburg besichtigt wurden.   

Basis der Apothekerausbildung ist die wissenschaftliche Pharmazie, die seit den späten 1960er-Jahren in Würzburg auf dem Universitätsgelände am Hubland beheimatet ist.  Dort empfingen Professorin Ulrike Holzgrabe, Inhaberin des Lehrstuhls für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, sowie Professor Lorenz Meinel, Inhaber des Lehrstuhls für pharmazeutische Technologie, den Würzburger Bischof.

Pharmazie spielt im Alltag der Menschen nicht nur in Corona-Zeiten eine Schlüsselrolle, denn die hohe Lebensqualität der europäischen Bevölkerung erklärt sich unter anderem durch die enormen Fortschritte in der modernen Arzneimitteltherapie der vergangenen Jahrzehnte. Diese gründen auf zwei Standbeinen: Zum Einen der Ausbildung von Apothekerinnen und Apothekern – sprich: der Lehre der wissenschaftlichen Pharmazie an der Universität. Und zum Zweiten der Forschung. Exemplarisch dafür Ulrike Holzgrabe die Forschung ihres Lehrstuhls für pharmazeutische Chemie dem Würzburger Bischof vor.

Antibiotika und Arzneistoffanalytik

Zu Holzgrabes Schwerpunkten zählt unter anderem die Entwicklung von Antibiotika, die zur Behandlung der Leishmaniose, einer schweren Tropenkrankheit, eingesetzt werden können. Diese kann Mensch und Tier befallen und führt zu Hautveränderungen, aber auch zur Schädigung innerer Organe. Neben der Forschung zu neuen Therapeutika spielt auch die Arzneistoffanalytik in Holzgrabes Forschung eine große Rolle. Diese ermöglicht eine Aufklärung von beispielsweise aus Asien importierten „pflanzlichen Wunderpulvern“ gegen Volkserkrankungen, die sich bei genauer Analytik als ein Gemisch von gefährlichen Stoffen entpuppen und zu schweren Nebenwirkungen führen können.

Auch der Lehrstuhlinhaber für pharmazeutische Technologie, Lorenz Meinel, gab dem Würzburger Bischof einen Einblick in seine Forschungs- und Lehrtätigkeit. Die von ihm vertretene Technologie ist auch als „Galenik“ bekannt und stellt die Mutter aller pharmazeutischen Wissenschaften dar. Denn dort erlernen die sich in Ausbildung befindlichen Pharmazeuten ihr Kerngeschäft, die Herstellung von Arzneimitteln. Diese findet heute vor allem im industriellen Maßstab satt. Mit der Herstellung von Individualrezepturen ist aber auch die Galenik ein Teil des Aufgabengebietes in der öffentlichen Apotheke.

Corona-Schnelltest mit dem Kaugummi

Die an Meinels Lehrstuhl praktizierte Forschung interessierte den Würzburger Bischof ebenfalls in hohem Maße. Beeindruckt zeigte er sich über die Entwicklung eines speziellen Kaugummis, der bei einem auftretenden Infekt einen bitteren Stoff im Mund freisetzt. Möglicherweise lässt sich daraus in naher Zukunft ein Schnelltest für Sars-CoV-2 Infektionen entwickeln. Die Entwicklung des diagnostischen Kaugummis führte bereits vor einigen Jahren zur Ausgründung einer eigenen Firma, an deren Gründung Mitarbeiter des Lehrstuhls beteiligt waren.

Über die praktische Seite der Pharmazie informierte sich Bischof Dr. Franz Jung nach seinem Besuch an der Uni in der Hof-Apotheke zum Löwen. Dabei ging es um sehr viele konkrete Themen wie der schnellen Logistik, um Arzneimittel beim pharmazeutischen Großhandel zu bestellen.

Von Dr. Dr. Thomas Richter

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