Intern
  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Julius Echter: Patron der Künste

27.06.2017

Fast ein Jahr lang war die Gemäldegalerie des Martin-von-Wagner-Museums für eine durchgreifende Renovierung geschlossen. Zur Neueröffnung zeigt sie eine beeindruckende multimediale Ausstellung über den Fürstbischof und Universitätsgründer Julius Echter.

Julius Echter im Alter von 19 Jahren mit seiner Familie: Darstellung auf dem neun Meter breiten „Echterteppich“. (Foto: Robert Emmerich)
Julius Echter im Alter von 19 Jahren mit seiner Familie: Darstellung auf dem neun Meter breiten „Echterteppich“. (Foto: Robert Emmerich)

Vor 400 Jahren, am 13. September 1617, starb der Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. In vierundvierzig Jahren Herrschaft hat er Stadt und Region dauerhafter geprägt als jede andere historische Persönlichkeit. Zu seinen bleibenden Verdiensten gehört es, die Gründung der Julius-Maximilians-Universität (JMU) erneuert zu haben.

Für die JMU lag es nahe, das Gedenkjahr 2017 im universitätseigenen Martin-von-Wagner-Museum zu begehen. Dessen Charakter entsprechend rückt die Ausstellung „Julius Echter Patron der Künste“ das Kunstschaffen unter Julius Echter in den Mittelpunkt.

Nie zuvor ist Echters Rolle als Auftraggeber, Mäzen, Sammler und Inspirator so umfassend dargestellt worden. Kuratoren der Ausstellung sind Professor Damian Dombrowski und Dr. Markus Maier.

Stets eine religiöse Motivation im Spiel

Echters Kulturpolitik wirkte sich auf Architektur und Urbanistik aus, auf Malerei, Skulptur und graphische Künste, auf Bildungswesen und Musik, auf das Sammeln von Kunstwerken und Büchern.

Zugleich blieben Ausgangspunkt und Ziel seines Handelns stets religiös motiviert. Seinem Eifer für das Seelenheil seiner Untertanen stand die Entfaltung höfischer Repräsentation gegenüber. Aus der Doppelrolle als Bischof und Fürst ergab sich ein bisweilen widersprüchliches, aber einzigartiges kulturelles Profil. Es bildet den roten Faden für die Annäherung an den Patron der Künste, die das Martin-von-Wagner-Museum nun versucht.

Neue Ära für das Universitätsmuseum

Das Museum beschreitet mit der Echter-Ausstellung viele neue Wege: hinsichtlich Umfang, Präsentationstechnik, wissenschaftlichem Anspruch, Kooperationen und Finanzierung. Nach der im Juni 2017 abgeschlossenen Renovierung der Gemäldegalerie werden für „Julius Echter – Patron der Künste“ sämtliche Säle bespielt. Daraus ergibt sich eine für das Universitätsmuseum neuartige Größenordnung: In 21 Sektionen werden über 300 Werke präsentiert, davon rund 200 historische Exponate.

Ortsfeste Objekte wie Portale oder Grabmäler werden in großformatigen Schwarzweißfotografien gezeigt. An den Wänden, in Vitrinen und auf Sockeln wird ein authentisches Bild von Kunst und Wissenschaft im Hochstift Würzburg um 1600 vermittelt – in Form von Gemälden (darunter zahlreichen Porträts), Druckgraphik, Miniaturen, Münzen, Skulpturen, Bauplastik, Möbeln, Tapisserien, Büchern, Goldschmiedekunst, Waffen, Briefen und anderen Originaldokumenten.

Dieser Bildteppich zeigt David vor Saul; er wurde in den 1570er-Jahren im Auftrag Julius Echters in Brüssel gefertigt. 1631 wurde er von den Schweden verschleppt. Leihgabe aus Katrineholm, Schloss Ericsberg (Foto: Robert Emmerich)

Viele Leihgaben erstmals öffentlich zu sehen

Unter den Leihgaben aus dem In- und Ausland sind viele Werke, die erstmals öffentlich zu sehen sein werden. Nicht weniger als vierzig Bücher kommen aus der Universitätsbibliothek Uppsala; sie stammen aus der 1631 verschleppten Hofbibliothek Julius Echters. Aus Schweden ist auch ein großer Teppich entliehen, der eigens für Echter geknüpft wurde.

Einige herausragende Stücke – wie der neun Meter breite „Echterteppich“, der im Besitz der Bayerischen Schlösserverwaltung ist und den neunzehnjährigen Julius Echter zeigt – wurden für die Ausstellung aufwändig restauriert.

Viele digitale Anwendungen

Der großflächige Einsatz von interaktiven Animationen ist für das Martin-von-Wagner-Museum ebenfalls ein Novum. Die Multimedia-Anwendungen dienen prinzipiell dem vertieften Verständnis der Originale – selbst dann, wenn sie einen spielerischen Zugang ermöglichen. So hängt eine Vogelschau-Ansicht des echterzeitlichen Würzburg neben einem Multitouch-Tisch, an dem mehrere Personen gleichzeitig das Gemälde auf verschiedenen Ebenen zum Sprechen bringen können.

Über die Ausstellung verteilen sich Touchscreens, um in ausgestellten Büchern blättern zu können. Ein Exemplar der Lectiones Sacrae von Orlando di Lasso, dem berühmtesten Komponisten seiner Zeit, mit Widmung an Julius Echter ist in einer Vitrine zu sehen sein; am Bildschirm kann man in der Partitur blättern und die Musik auch erklingen lassen.

Komplett in eine virtuelle Welt eintauchen können die Besucher mit einer Datenbrille, die sie in die Rolle des Bauherrn Julius Echter schlüpfen lässt: in einem 3D-Architekturspiel, bei dem eine ideale „Echterkirche“ nachgebaut oder mit real existierenden Exemplaren dieses Architekturtypus’ verglichen werden kann. Auf Echters Initiative wurden über 300 Kirchen gebaut oder erneuert, mehr als in jedem anderen Territorium Europas zu dieser Zeit.

Ein mobiler Ausstellungsbegleiter ist allen zugänglich, die ein mobiles Endgerät dabei haben. An der Kasse kann man sich alternativ ein Tablet geben lassen. Dank des neu installierten freien W-LANs können sich die Besucher über eine Web-App durch die Ausstellung navigieren.

Kooperationen und Fundraising

Sieben Würzburger Kulturinstitutionen haben für die Echter-Ausstellung zusammengewirkt. Sie ist ein Verbundprojekt des Martin-von-Wagner-Museums, der Universitätsbibliothek, des Universitätsarchivs und des Instituts für Kunstgeschichte in Kooperation mit dem Museum für Franken und in Partnerschaft mit dem Diözesanarchiv Würzburg und dem Kunstreferat der Diözese Würzburg.

Die historisch-biographisch ausgerichtete Ausstellung „Julius Echter. Der umstrittene Fürstbischof“, die annähernd zeitgleich im Museum am Dom stattfindet, ist eine ideale Ergänzung zu „Julius Echter Patron der Künste“. Die Verantwortlichen beider Ausstellungen standen von Anfang an in Kontakt, um Überschneidungen so weit wie möglich zu vermeiden.

Die Ausstellung ist nicht zuletzt das Ergebnis eines erfolgreichen Fundraisings. Nie zuvor hat das Martin-von-Wagner-Museum – ein Haus ohne eigenen Ausstellungsetat – Mittel in diesem Umfang eingeworben. Die Sponsoren reichen von großen Organisationen wie der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung bis zu lokal und regional ansässigen Vereinen, Stiftungen, Serviceclubs, Firmen oder Privatpersonen.

Katalog zur Ausstellung

Zur Ausstellung ist im Deutschen Kunstverlag ein umfangreicher Katalog erschienen (ca. 424 Seiten mit 643 Abbildungen), herausgegeben von Damian Dombrowski, Markus Maier und Fabian Müller. Hardcover, 24 x 30 cm. Preis: 49,90 €. ISBN 978-3-422-07408-8

Öffnungszeiten und Eintrittspreise

„Julius Echter Patron der Künste. Konturen eines Fürsten und Bischofs der Renaissance“, Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg, Residenzplatz 2a, 97070 Würzburg

25. Juni bis 24. September 2017
Di–Sa, 9.30–17 Uhr
So 9.30–13.30 Uhr
montags geschlossen

Einzelkarte:
5 € regulär, 4 € ermäßigt

Kombi-Ticket für die Ausstellungen „Julius Echter Patron der Künste“ im Martin-von-Wagner-Museum und „Julius Echter – der umstrittene Fürstbischof“ im Museum am Dom:
7 € regulär, 6 € ermäßigt

Kombi-Ticket für die Ausstellung „Julius Echter Patron der Künste“ und die Besichtigung der Residenz (erhältlich nur am Haupteingang der Residenz):
10 € regulär, 8 € ermäßigt

Website der Ausstellung "Julius Echter Patron der Künste"

Zurück