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Interdisziplinär zu gesundem Schlaf

08.09.2020

Experten des Uniklinikums Würzburg haben sich in diesem Frühjahr zum Interdisziplinären Zentrum für gesunden Schlaf vernetzt, um die mannigfaltigen Ursachen für Schlafstörungen zu erkennen und die richtige Therapie einzuleiten.

Während Patienten im Schlaflabor des Uniklinikums Würzburg schlafen, werden mit der entsprechenden Messtechnik zahlreiche aussagefähige Parameter erfasst.
Während Patienten im Schlaflabor des Uniklinikums Würzburg schlafen, werden mit der entsprechenden Messtechnik zahlreiche aussagefähige Parameter erfasst. (Bild: Sebastian Spering / Uniklinikum Würzburg)

Schlafstörungen sind ein Massenphänomen: Rund ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland hat relevante Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Weitere bis zu acht Prozent sind von schlafbezogenen Atmungsstörungen betroffen. „Insgesamt unterscheiden wir über 100 Arten von Schlafstörungen mit den unterschiedlichsten Ursachen“, berichtet Professor Rudolf Hagen, der Direktor der HNO-Klinik des Uniklinikums Würzburg (UKW), und fährt fort: „Außerdem ist es immer wieder überraschend, bei wie vielen Erkrankungen, wie zum Beispiel Bluthochdruck oder Depressionen, ein Zusammenhang zu einem gestörten Schlaf existiert.“ Um diesem komplexen Feld in Zukunft noch besser – sprich ganzheitlicher – gerecht zu werden, wurde unter Leitung seiner Klinik im Frühjahr dieses Jahres das Interdisziplinäre Zentrum für gesunden Schlaf (IZgS) am UKW ins Leben gerufen.

Privatdozent Dr. Philipp Schendzielorz, HNO-Oberarzt und ärztlicher Leiter des Zentrums, erläutert: „Mit dieser neuen Struktur vereinen wir die Kompetenzen der Hals-Nasen-Ohren-Medizin mit denen der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, der Pädiatrie, der Psychiatrie und Psychosomatik, der Neurologie, der Pneumologie und Kardiologie sowie der zahnärztlichen Schlafmedizin.“ Im IZgS ergänzen sich auf kurzen Kommunikationswegen die jeweiligen Experten in ihren Diagnostik- und Therapieangeboten. Außerdem treffen sie sich regelmäßig zum Austausch über schwierige Fälle. „Dabei entwickelt sich fast von selbst auch ein lernendes System“, freut sich Schendzielorz.

Schlafapnoe als häufiges Krankheitsbild

Das häufigste in der Schlafmedizin zu behandelnde Krankheitsbild sind nach seinen Worten nächtliche Atemaussetzer, sogenannte Apnoen. Für diesen vorrübergehenden gänzlichen oder teilweisen Verschluss der Atemwege gibt es viele mögliche Ursachen – von kurzfristigen Faktoren, wie Infektionen oder Allergien, über Übergewicht und vergrößerte Rachenmandeln bis zum Zurücksinken der Zunge durch die Erschlaffung der Mund- und Rachenmuskulatur im Schlaf. Als Sonderform – der zentralen Schlafapnoe – kann außerdem eine fehlerhafte neuronale Steuerung der Atemmuskulatur vorliegen. „Allein an dieser Vielfalt wird deutlich, wie sinnvoll ein interdisziplinäres Herangehen ist“, sagt Schendzielorz.

Die Standardtherapie bei Schlafapnoe erfolgt nach seinen Worten über eine spezielle Maske, die dem Patienten während des Schlafens kontinuierlich Umgebungsluft mit einem leichten Überdruck (CPAP-Therapie) zuführt und so die Atemwege offenhält. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind eine Unterkiefer-Protrusionsschiene oder ein operativer Eingriff. Außerdem bietet die HNO-Klinik seit Ende 2018 in geeigneten Fällen auch die Implantation eines Zungenschrittmachers an.

Schlaflabor als zentrale Diagnostik-Einheit

Hauptsächlicher Zugang zum gebündelten Fachwissen des IZgS ist die schlafmedizinische Sprechstunde der HNO-Klinik. Hier finden das Erstgespräch und eine Screening-Untersuchung statt. Bei weiterem Diagnosebedarf kommt das von der HNO-Klinik betriebene, langjährig etablierte Schlaflabor zum Einsatz. Zu den bestehenden zwei Untersuchungsplätzen im vierten Stock der Kopfklinik soll demnächst ein weiterer hinzukommen. Während die Patientin oder der Patient dort schläft, werden Parameter wie Hirnaktivität, Sauerstoffgehalt des Bluts, Herzaktion, Atembewegungen, Schnarchgeräusche oder Beinbewegungen bestimmt und aufgezeichnet.

„Bei Bedarf können wir zusätzliche Untersuchungen durchführen oder eine Spezialsprechstunde der Inneren Medizin, der Kinderheilkunde, der Neurologie und der Psychiatrisch-Psychosomatischen Klinik hinzuziehen“, berichtet Schendzielorz. Für einen möglichen Einsatz einer Unterkiefer-Protrusionsschiene und bei kieferorthopädischen Fragen – insbesondere bei Kindern – gibt es zudem eine Sprechstunde der zahnärztlichen Schlafmedizin.

Von UKW

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