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Gleichstellung: Amt feierlich übergeben

20.07.2021

Sabine Stahl ist die neue Gleichstellungsbeauftragte der Universität Würzburg, ihr Vertreter ist Sven Winzenhörlein. Bei der feierlichen Amtsübergabe gab es viel Lob für Stahls Vorgängerin Adelgunde Wolpert.

Vor der Amtsübergabe (v.l.): Die scheidende Gleichstellungsbeauftragte Adelgunde Wolpert, Vizepräsidentin Anja Schlömerkemper, Kanzler Uwe Klug und die neue Gleichstellungsbeauftragte Sabine Stahl.
Vor der Amtsübergabe (v.l.): Die scheidende Gleichstellungsbeauftragte Adelgunde Wolpert, Vizepräsidentin Anja Schlömerkemper, Kanzler Uwe Klug und die neue Gleichstellungsbeauftragte Sabine Stahl. (Bild: Esther Knemeyer Pereira / Universität Würzburg)

„Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den Beschäftigten und der Dienststelle die Rahmenbedingungen für echte Chancengleichheit an der Universität zu gestalten.“ Das sagte Sabine Stahl, die seit 1. Juli 2021 für fünf Jahre neue Gleichstellungsbeauftragte der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg ist, bei der feierlichen Amtsübergabe im Audimax.

An der JMU ist Sabine Stahl für die Gleichstellung der Wissenschaft stützenden Beschäftigten zuständig. Dazu gehören Angestellte in Sekretariaten, im Rechenzentrum, in den Bibliotheken, den Laboren ebenso wie Handwerker im Technischen Betrieb. Zu Stahls Dienstaufgaben gehört es, in Kooperation mit anderen Stellen der JMU das Bayerische Gleichstellungsgesetz und das Gleichstellungskonzept der Universität umzusetzen.

Werdegang von Sabine Stahl

Sabine Stahl absolvierte ab 2007 eine Ausbildung zur Chemielaborantin an der JMU. Ab 2011 arbeitete sie im Institut für Physikalische Chemie. Von Anfang an war sie als Interessenvertreterin der Beschäftigten engagiert – zuerst in der Jugend- und Auszubildendenvertretung im Personalrat, ab 2011 im Personalrat, ab 2018 dann auch im Hauptpersonalrat in München.

2015 wurde sie zur Stellvertreterin der Gleichstellungsbeauftragten Adelgunde Wolpert ernannt, deren Amt sie jetzt übernommen hat. „Danke, dass du deine Erfahrungen mit mir geteilt hast und mich so gut in die Aufgaben des Amtes eingeführt hast“, so Sabine Stahl zu ihrer Vorgängerin. Diese wurde bei der Feier im Audimax nach fast 21 Jahren im Amt in den Ruhestand verabschiedet.

Ihrer Nachfolgerin gab Adelgunde Wolpert in ihren Abschiedsworten eine positive Botschaft mit auf den Weg: In Sachen Gleichstellung habe sich an der JMU eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe entwickelt.

Dank für die scheidende Gleichstellungsbeauftragte

Bei der Feier würdigten Uni-Vizepräsidentin Anja Schlömerkemper und Kanzler Uwe Klug die Arbeit von Adelgunde Wolpert.

Als Vizepräsidentin für die Bereiche Chancengleichheit, Karriereplanung und Nachhaltigkeit ist Anja Schlömerkemper auch zuständig für die Gleichstellung von Frauen und Männern im Wissenschaft stützenden und wissenschaftlichen Personal sowie bei den Studierenden.

Insbesondere für die wichtige Arbeit der Sekretariate habe Adelgunde Wolpert viel Sensibilisierungsarbeit geleistet. Sie hat unter anderem das „Netzwerk-Sekretariat“ ins Leben gerufen „und damit auch der Wissenschaft gedient. Denn die Sekretariate haben hier einen, wie ich finde, viel zu oft unterschätzten Einfluss“, wie Anja Schlömerkemper sagte.

Adelgunde Wolpert begann 1972 ihre Ausbildung zur Chemielaborantin an der JMU. Mit Wirkung vom 1. Januar 2000 wurde sie zur Gleichstellungsbeauftragten bestellt. Dieses Amt übte sie bis Ende Juni 2021 aus. „In dieser Zeit haben Sie nicht nur viel angepackt, sie haben auch viel bewirkt“, so Kanzler Uwe Klug.

Unverzichtbare Stütze

Eine umfassende Chancengleichheit zu gewährleisten und die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit kontinuierlich zu verbessern: Bei der Umsetzung dieser Zielvorgaben sei die Gleichstellungsbeauftragte eine unverzichtbare Stütze des Kanzlers, der Dienstvorgesetzter des Wissenschaft unterstützenden Personals ist.

„Sie haben es in bemerkenswerter Weise und mit beispielgebendem persönlichem Einsatz geschafft, die verschiedenen Akteurinnen und Akteure in Sachen Gleichstellung an der JMU und weit darüber hinaus zu verbinden“, so Uwe Klug.

Adelgunde Wolpert wirkte unter anderem in der Steuerungsgruppe zum Aufbau nachhaltiger Strukturen einer Gesunden Hochschule und im Steuerungskreis des Konfliktmanagements mit. Sie rief auch viele eigene Initiativen ins Leben, darunter das „Netzwerk-Sekretariat“, und trug mit Unterstützungsangeboten, Veranstaltungen, Ausstellungen, Workshops und Vorträgen dazu bei, Beschäftigte und Führungskräfte für Themen der Gleichstellung zu sensibilisieren.

Aktiv auch auf Landes- und Bundesebene

„Den Gleichstellungsauftrag haben Sie auch auf Landes- und Bundesebene mitgestaltet“, sagte der Kanzler.

Als Vorsitzende des Beirates der Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an bayerischen Hochschulen war Adelgunde Wolpert bis 2020 aktiv. Zudem stand sie in regem Kontakt mit der Leitstelle für Gleichstellung, dem Landesfrauenrat und den relevanten Staatsministerien.

In der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen vertrat sie Bayern im Bereich der Sonstigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und als aktives Mitglied in der Kommission „Mitarbeiterinnen in Technik und Verwaltung“, MTV.

Aus der Geschichte der Gleichberechtigung

Bei der Feierstunde wurden viele historische Fakten vermittelt. Moderatorin Stephanie Böhm, Leiterin der Akademie Frankenwarte, wies unter anderem darauf hin, dass eine Universität unter geschlechterpolitischer Betrachtung ein sehr typisches, aber auch ein sehr besonderes Konstrukt sei.

So dauerte es sehr lange, bis es an der JMU Studentinnen gab – in Bayern wurden Frauen erst 1903 gleichberechtigt und offiziell zum Studium zugelassen. Bis die JMU mit Anneliese Kuchinke ihre erste ordentliche Professorin hatte, dauerte es bis 1959. „Bis es zu einer Vizepräsidentin kommen konnte, die zuständig für Chancengleichheit ist, liegt offenkundig ein steiniger Weg hinter uns“, so Böhm.

Festvortrag mit Ton- und Videobeiträgen

Die Historikerin Nadja Bennewitz aus Nürnberg hielt den Festvortrag „Ringen um die Gleichberechtigung – bieten vergangene Erfolge neue Chancen?“.

Sie nahm das Publikum mit auf eine Exkursion durch die Geschichte der Frauenbewegung und der Gleichberechtigung. Angefangen vom allgemeinen Wahlrecht, das in Deutschland für Frauen 1919 eingeführt wurde, über das 1970 aufgehobene Verbot, Frauenfußballteams zu gründen, bis zum Jahr 1997, seit dem eine Vergewaltigung in der Ehe strafbar ist.

Bennewitz spielte Ton- und Videobeiträge ab, die einen sprachlos machen konnten – etwa aus den 1950er-Jahren eine Straßenumfrage unter Männern zum Thema, ob Frauen Auto fahren sollten. Oder die hämischen Bemerkungen eines TV-Reporters, der ein Frauenfußballspiel kommentierte: „… ja, decken, decken! Nicht Tisch decken, Mann decken.“

Die Ausstellung „Frauen.Bilder.Weiterdenken“

Nach der festlichen Amtsübergabe eröffnete das Gleichstellungsbüro der JMU die Wanderausstellung „Frauen.Bilder.Weiterdenken. Frauen in Politik, Gesellschaft und Kirche – was bedeutet das heute?“

Die Ausstellung bleibt bis 3. September 2021 im Lichthof der Universität am Sanderring. Sie wird dort auf einem Monitor in Dauerschleife gezeigt. Zu sehen sind 16 Porträts von Frauen (Fotos mit Statements zu Politik, Gesellschaft und Kirche). Von der JMU sind in der Ausstellung vertreten: Studentin Halima Bahrami, Professorin Laura Schreiber und Gleichstellungsbeauftragte Sabine Stahl.

Das Referat gegen Diskriminierung und Rassismus der Studierendenvertretung der Universität Erlangen-Nürnberg hat die Ausstellung konzipiert. Eine Auswahl daraus wurde um die Würzburger Beispiele ergänzt. Die an der JMU zu sehende Version ist eine Kooperation der Gleichstellungsstellen der JMU und der Stadt Würzburg sowie des Katholischen Deutschen Frauenbundes e.V..

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