Intern
  • Studierende im Hörsaal bei einer Vorlesung.
  • Slider für das Symposium "Innovation - und dann?"

Gar nicht so schwer: Ein Studium im Ausland

05.09.2017

Warum Krakau? Gegenfrage: Warum eigentlich nicht? Günstige Lebenshaltungskosten, perfekte Lage, um Osteuropa zu bereisen: „Polen hat mich als Auslandsziel wirklich überrascht“, schreibt ein ehemaliger Erasmus-Teilnehmer. Erasmus? Was ist das eigentlich genau?

Student Felix Dahle. (Foto: privat)
Felix Dahle war für ein Erasmus-Praktikum in Estland. Über seine Eindrücke berichtet einBLICK in der kommenden Woche. (Foto: privat)

Erasmus-plus ist das größte Austauschprogramm weltweit. Es bietet Studierenden die Möglichkeit, pro Studiengang bis zu ein Jahr lang in einem anderen europäischen Land zu studieren oder ein Praktikum zu machen.

In einer kleinen Serie in einBLICK erzählen ehemalige Teilnehmer in den kommenden Wochen von ihren Erlebnissen in Tschechien, Irland, Portugal oder einem anderen der 29 Länder, die ein Austauschziel sein können.

Zum Auftakt der Serie klärt einBLICK, was man sich unter dem Erasmus-plus-Programm vorzustellen hat. Dafür hat Judith Küfner mit zwei Mitarbeiterinnen des International Students Office der Uni Würzburg gesprochen.

Ist Erasmus nur für Leute mit Einserschnitt?

„Finanzielle Unterstützung beim Auslandsstudium bekommen eh nur Leute mit einem Einserschnitt.“ Oder: „Wer während seiner Zeit an der Universität woanders studiert, zieht sein Studium unnötig in die Länge. Und außerdem ist der bürokratische Aufwand viel zu groß. Für Studium und Praktikum.“ Solche Sätze hören Katharina Kurz und Susanne Hermann vom International Students Office häufig.

Stimmt alles nicht, sagen sie: „Es gibt tolle Förderprogramme. Da ist eigentlich für jeden was dabei“, erklärt Kurz. Sie selbst war während ihres Studiums in Tschechien und in der Türkei. Am International Office gibt sie zusammen mit ihren Kollegen Tipps zum Erasmus-Studium und steht interessierten Studierenden mit Rat und Tat zur Seite.

Auch ihre Kollegin Susanne Hermann war während ihrer Studienzeit weg von daheim. Drei Semester studierte sie in Italien und zwei in Kroatien. „Ich erinnere mich gerne daran. Die Erfahrungen dort haben mich geprägt“, sagt sie. Heute kommen Studierende zu ihr ins International Office, die ein Praktikum im europäischen Ausland machen wollen.

Beide, Katharina Kurz und Susanne Hermann, wollen jedem einen Auslandsaufenthalt innerhalb Europas ans Herz legen.

Soviel sei schon mal verraten: Erasmus-Teilnehmer können während ihrer Zeit im Gastland mit dem Erlass der Studiengebühren rechnen. Sie bekommen eine monatliche Mobilitätsbeihilfe und haben die Möglichkeit, einen kostenlosen Online-Sprachkurs für ihre Unterrichtssprache zu bekommen. Außerdem werden die Studienleistungen, die sie im Ausland erbringen, in Absprache mit den Fächern in Würzburg angerechnet.

Und was noch mehr Sicherheit gibt: Das International Office unterstützt Interessierte bei der Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes und ist auch während der Zeit in einem anderen Land erreichbar. „Wir lassen da niemanden alleine“, so Kurz.

Wie sieht die Förderung genau aus?

Das Erasmus-Programm unterstützt Studierende finanziell, die ein oder mehrere Auslandssemester an einer Uni im europäischen Ausland verbringen wollen. Im Rahmen von Erasmus ist auch ein Praktikum förderungsfähig. Dabei ist es egal, ob es sich um ein Pflichtpraktikum oder um ein freiwilliges Praktikum handelt.

Studierende aller Fachrichtungen sind eingeladen, sich im International Office beraten zu lassen. „Wir geben auch Hilfestellung bei der Suche nach einer geeigneten Stelle“, so Hermann. Es gebe eine Vielzahl von Praktikumsbörsen, die interessante Angebote für viele Studiengänge auf Lager haben.

Für Studierende, die sich zwischen einem Studium und einem Praktikum nicht entscheiden können, besteht die Möglichkeit, beides zu kombinieren. Dabei ist zu beachten, dass die Förderzeiten zusammengerechnet werden. Das bedeutet, dass zwölf Monate pro Studiengang nicht überschritten werden dürfen. Außerdem muss ein Erasmus-Praktikum mindestens 60 Tage lang dauern. Beispiel gefällig? Bei einem Erasmus-Studium von zehn Monaten kann ein Praktikum von zwei Monaten drangehängt werden.

Wer wird gefördert?

Voraussetzung ist, dass man an der Universität Würzburg immatrikuliert ist. Was viele nicht wissen: „Auch Studierende mit Staatsbürgerschaften von Nicht-EU-Staaten sowie Staatenlose können am Erasmus-Programm teilnehmen“, sagt Kurz. Eine Studentin aus China, die an der Uni Würzburg immatrikuliert sei, könne beispielsweise zum Studieren nach Italien gehen, erklärt sie.

Wovon soll man im Ausland leben?

Nicht nur die Studiengebühren werden erlassen. Die Teilnehmer des Austauschprogramms bekommen einen festgelegten Satz, der sich nach den Lebenshaltungskosten des jeweiligen Landes richtet. „Der monatliche Förderbetrag beim Studium reicht von 150 bis 250 Euro“, erklärt Kurz. Beim Praktikum seien es sogar um die 100 Euro mehr, ergänzt ihre Kollegin.

Wer exotischere Ziele anvisiert, kann ebenfalls auf Unterstützung zählen: Überseegebiete wie die französische Insel La Réunion gehören ebenfalls zum förderfähigen Bereich. „Man kann sogar in Länder gehen, die nicht zur EU gehören. Auch Aufenthalte in den Mitgliedsstaaten des Europäischen Wirtschaftraums werden von Erasmus unterstützt“, sagt Hermann. Wie wäre es also mit einem Semester in Island, Liechtenstein, Norwegen oder der Türkei? Auch nach Mazedonien könne man gehen.

Werden Leistungen in Würzburg anerkannt?

Viele haben Angst, dass ihr Studium durch einen Auslandaufenthalt in die Länge gezogen wird. Bei Erasmus ist das Gute: Studienleistungen, die im Ausland erbracht wurden, werden nach Absprache mit den Fächern in Würzburg angerechnet.

Im Learning Agreement, einer „Lernvereinbarung“, legen die Universität und der Studierende zuvor die Lernziele im Ausland fest. Gleichzeitig stellt diese Vereinbarung die Anerkennung der Lernergebnisse sicher. „Zeit verliert man also keine, wenn man zum Studieren ins Ausland geht“, so Kurz.

Wie bereitet man sich auf die fremde Sprache vor?

Ein weiterer Pluspunkt, der für ein Erasmus-Semester spricht: Man taucht in eine fremde Sprache und eine andere Kultur ein. „In Ländern wie Spanien oder Frankreich wird der Unterricht meist in der jeweiligen Landessprache gehalten“, sagen die Mitarbeiterinnen des International Office.

Deshalb werde mit einem Online-Einstufungstest geprüft, wie es mit den Kenntnissen aussieht. „Je nach Sprachniveau kann man in einem Online-Sprachkurs weiterlernen. Empfehlenswert ist auch ein Kurs am Zentrum für Sprachen der Uni Würzburg.“ Auch wenn man sich in einer Sprache noch nicht sicher fühlt, ist eines klar: Vor Ort wird sich das schnell ändern.

Wie werden die Plätze vergeben?

Ein Trugschluss vieler Studierender sei außerdem, dass man nur mit besonders guten Leistungen gefördert wird. Man müsse nicht unbedingt ein Einser-Student sein, um zum Programm zugelassen zu werden, so Hermann. „Klar werden sehr gute Leistungen besonders berücksichtigt.“ Wenn aber die Uni, die ganz oben auf der Wunschliste steht, keinen Studienplatz mehr anbieten kann, dann klappe es fast immer an einer anderen.

„Bis jetzt haben wir noch jeden unterbekommen, der ins Ausland gehen wollte“, sagt Susanne Hermann.

Doch leider blieben viele Plätze unbesetzt, obwohl Fördermöglichkeiten vorhanden seien. Gerade die Naturwissenschaftler, allen voran die Mathematiker, Informatiker und Physiker, nutzen die Chance wenig. „Es könnten aber auch mehr Geisteswissenschaftler, die keine Sprache studieren, ins Ausland gehen.“

In jedem Fach gibt es sogenannte Fachkoordinatoren. Diese geben fachspezifische Informationen zu den einzelnen Austauschplätzen, Bewerbungsunterlagen und Fristen. „Sie sind außerdem für die akademische Betreuung zuständig“, so Kurz.

Wann sollte man ins Ausland gehen?

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um das Abenteuer Ausland zu starten? Der sei eigentlich immer. Es gibt aber formale Kriterien: Bei einem Erasmusaufenthalt sollte man sich mindestens im zweiten Fachsemester befinden. „Am besten spricht man auch nochmal mit dem Fachstudienberater oder einem Dozenten“, rät Kurz. Diese wissen eigentlich immer ganz gut, wann ein Auslandsaufenthalt gut in das Studium passt.

Was muss bei der Bewerbung beachtet werden?

Wenn man den passenden Zeitpunkt bestimmt, sich für ein Gastland entschieden, die optimale Universität oder eine Praktikumsstelle gefunden und seine Sprachkenntnisse auf Vordermann gebracht hat, sollte man sich rechtzeitig um die Förderung kümmern. Die Mitarbeiter des International Office bieten dazu eine kostenlose Sprechstunde an.

Website des International Office

Was sagen ehemalige Erasmus-Studierende?

Katharina Kurz und Susanne Hermann wünschen sich, dass noch mehr junge Menschen aus ihrer Studienzeit Auslandserfahrungen mitnehmen. Es freue sie jedes Mal, wenn sie Berichte wie folgende lesen:

  • „Meine Entscheidung für einen Erasmusaufenthalt in Dublin war definitiv eine der besten meines Lebens! Was ich aus Irland mitgenommen habe, sind neue Freunde aus verschiedensten Ländern, viele wunderschöne Erinnerungen, geschätzte 3000 Bilder und ‒ auch wenn es übertrieben klingen mag ‒ ein geändertes Weltbild.“ (Irland, Anglistik)
  • „Ich bereue meinen Entschluss, ein Semester in Uppsala zu studieren, nicht, da es mich sowohl menschlich als auch für meinen akademischen Werdegang weitergebracht hat, ich die schwedische Kultur genauer kennen lernen durfte und ich gute Freunde in Uppsala aus den verschiedensten Teilen der Welt gewonnen habe. In diesem Sinne wurden meine Erwartungen an das Auslandssemester übertroffen.“ (Schweden, Physik)
  • „Meine Entscheidung, für Erasmus in ein ärmeres, mir unbekanntes Land im Osten zu gehen, werde ich nie bereuen. Die viereinhalb Monate in Timişoara zählen – ohne zu übertreiben – zur besten Zeit meines Lebens, und dieses Gefühl teilen auch die anderen Erasmusstudenten.“ (Rumänien, Humanmedizin)

Weitere Bilder

Von Judith Küfner

Zurück