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Forscherin aus Leidenschaft

28.07.2020

Agnieszka Nowak-Król, Leiterin einer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe am Institut für Anorganische Chemie, wurde mit dem Würzburger Zonta-Preis ausgezeichnet.

Zonta-Preisträgerin 2020 Agnieszka Nowak-Król.
Zonta-Preisträgerin 2020 Agnieszka Nowak-Król. (Bild: Universität Würzburg)

Am Institut für Anorganische Chemie auf dem Campus der Würzburger Universität taucht Agnieszka Nowak-Król tief in die Geheimnisse spezieller Borverbindungen ein. Diese Verbindungen könnten zum Beispiel organische Solarzellen effektiver machen. Was Nowak-Król derzeit erforscht und was sie bereits geleistet hat, ist so ungewöhnlich, dass die Juniorprofessorin mit dem mit 2.000 Euro dotierten Zonta-Preis 2020 des Zonta-Clubs Würzburg ausgezeichnet wurde.

Agnieszka Nowak-Król hatte von jeher ein großes Bedürfnis nach Wissen: „Ich wollte verstehen, was um mich herum passiert.“ Mathematik sei in der Schule „wie Atmen“ für sie gewesen. Aber auch Chemie hatte die gebürtige Polin sehr interessiert. An der Technischen Universität ihrer Heimatstadt Rzeszów begann sie 2003, Chemische Technologie zu studieren. Doch das Studieren alleine genügte ihr nicht: „Ich war in jeder freien Minute im Labor.“

Von Rzeszów nach Warschau

Bioaktive Moleküle bildeten damals den Dreh- und Angelpunkt ihrer Experimente. Agnieszka Nowak-Król forschte am Abend und in den Ferien: „Eine Urlaubseinladung schlug ich aus, weil ich weiterarbeiten wollte.“ Da sie schon als Studentin Bemerkenswertes herausfand, nahm sie noch vor ihrem Masterabschluss an einer wissenschaftlichen Konferenz in Torun teil. Ihr künftiger Doktorvater Daniel Tomasz Gryko hörte sie dort und war begeistert. Er lud sie nach Warschau ein. Nowak-Król zögerte: „Ich sagte ihm, dass ich ein kleines Kind habe.“ Der Professor lächelte und meinte, er habe ebenfalls ein Kind: „Da verstand ist, dass das kein Problem ist.“

Hat sie eine Frage gepackt, macht sich Nowak-Król mit großer Ausdauer daran, dieser Frage bis auf den tiefsten Grund zu gehen. So war es auch in Warschau, wo sie 2008 zu forschen begann und promovierte. „Erstmals kam ich dort mit dem Thema ‚Farbstoffe‘ in Berührung“, erzählt die 36-Jährige. Porphyrin und Corrol-Farbstoffe waren ihre Forschungsobjekte. Zu den Aufgaben der jungen Chemikerin gehörte es, bestimmte Moleküle herzustellen, die sehr intensives Licht absorbieren und die als Flüssigkeit angewendet werden können. Das war äußerst anspruchsvoll: „Denn der Schmelzpunkt der Moleküle liegt typisch bei über 200 Grad.“

Kontakt zu Frank Würthner gesucht

Das Chemie-Labor war schon immer ein Eldorado für die Alexander-von-Humboldt-Stipendiatin, denn hier konnte sie ihre ganze Kreativität ausleben. Ihr Traum war es, von Warschau nach Würzburg zu gehen, um in die Gruppe von Frank Würthner aufgenommen zu werden: „Er ist auf dem Gebiet der Farbstoffe weltweit führend.“

Um mit dem Chemieprofessor in Kontakt zu treten, ließ sich Nowak-Król auf ein kleines Abenteuer ein: „Ich flog nach Taiwan zu einem Kongress, wo er auch war, und hielt ihm in der Lunchpause einen kleinen Vortrag über meine Arbeit.“ Frank Würthner war angetan. 2014 kam Nowak-Król als Postdoc nach Würzburg.

Das bedeutete allerdings, dass sie sich für einen längeren Zeitraum von ihrem Sohn trennen musste: „Er konnte erst neun Monate später nach Würzburg kommen.“ Was hart für sie gewesen war. Überhaupt erlebt es Nowak-Król als ziemlich schwierig, ihren wissenschaftlichen Beruf mit ihrer Familie in Einklang zu bringen. Als sie in Warschau gearbeitet hatte, fuhr sie eineinhalb Jahre lang an jedem Wochenende nach Rzeszów, um ihren Mann und ihren Sohn zu sehen. Inzwischen lebt die Familie in Würzburg. Allerdings pendelt Nowak-Króls Mann, ein Archäologe, der noch immer in Rzeszów arbeitet, 1.080 Kilometer an seinen Arbeitsplatz und zurück.

Der Zonta-Preis ist Agnieszka Nowak-Król nicht nur als Finanzspritze willkommen. Sie sieht es als „Ehre“ an, mit ihm ausgezeichnet zu werden. Und findet es gut, dass der Würzburger Zonta-Club auf diese Weise auf die Situation von Frauen in der Wissenschaft aufmerksam macht. Die sei nicht leicht: „Weshalb sich viele Forscherinnen gegen eine Familie entscheiden.“ Das ist sehr schade, findet Nowak-Król. Sie selbst hatte immer den Wunsch nach Kindern gehabt: „Am liebsten hätte ich zwei gehabt, denn ich selbst fand es schön, mit einem Bruder aufzuwachsen.“

Farbstoffe und Chiralität

In ihrer Habilitationsarbeit will Nowak-Król das Potenzial untersuchen, das aus der Kombination der optischen und elektronischen Eigenschaften von Borverbindungen mit jenen Eigenschaften entsteht, die sich aus ihrer Geometrie ergeben. „Im Mittelpunkt stehen Farbstoffe und funktionelle borhaltige Materialien sowie Chiralität“, erläutert sie. „Chiralität“ nenne man jenes Charakteristikum bestimmter Gegenstände oder Systeme, dass ihr Spiegelbild durch Drehung nicht mit dem Original zur Deckung gebracht werden kann: „Wenn man eine Wendeltreppe in einem Turm hochsteigt oder einen Korken aus einer Weinflasche schraubt, kann man Chiralität erleben“, erläutert sie.

Agnieszka Nowak-Król ist sowohl Experimentatorin als auch Geistesarbeiterin. Ihre Forschungen zielen darauf ab, bestimmte Borverbindungen zu synthetisieren. Was durch einen neuartigen, modularen Syntheseansatz geschieht.

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