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Ein Blick in die Zukunft des Frauenfußballs

18.07.2023

Wie entwickelt sich der weibliche Fußball in Deutschland? Was sagt die Forschung zur optimalen Talentförderung? Antworten auf diese Fragen gibt eine neue Publikation des Nachwuchsförderzentrums für Juniorinnen der Uni Würzburg.

Neueste Forschungsergebnisse in verständlicher und ansprechender Form präsentiert das Booklet des Nachwuchsförderzentrums.
Neueste Forschungsergebnisse in verständlicher und ansprechender Form präsentiert das Booklet des Nachwuchsförderzentrums. (Bild: NFZ)

Wenn am 20. Juli in Australien und Neuseeland die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen beginnt, dann sind die Expert:innen der Universität Würzburg zwar nicht vor Ort mit dabei, aber sie können vorab einige Fakten zur Entwicklung des weiblichen Fußballs in Deutschland liefern und wagen dabei sogar den Blick in die Zukunft bis 2030. Denn die hängt natürlich auch vom Erfolg der DFB-Frauen bei der Weltmeisterschaft ab.

„Mit dem Erfolg bei der letzten Europameisterschaft ist die Zahl der Mädchenteams in Deutschland wieder stark angestiegen“, weiß Studienleiter Prof. Dr. Heinz Reinders. Der Gründungsdirektor des Nachwuchsförderzentrums forscht seit mehr als zehn Jahren zum weiblichen Fußball und hat den Zuwachs der Mädchenteams in der abgelaufenen Saison um über 20 Prozent zum Anlass genommen, die Zukunft in den Blick zu nehmen.

Bis zu 6.000 Teams für Mädchen in Deutschland

„Bei den Juniorinnen gibt es drei Szenarien bis 2030. In jedem Szenario prognostizieren wir einen Anstieg der Mädchenteams. Haben wir einen vergleichbaren Boom wie zwischen 2006 und 2010, gibt es bis 2030 wieder über sechstausend Teams für Mädchen in Deutschland“, so die optimistische Prognose des Bildungsforschers. Das entspräche einem Zuwachs gegenüber der Saison 2022/23 um mehr als 27 Prozent. Aber selbst im zurückhaltendsten Szenario mit einem durchschnittlichen Zuwachs von nur 63 neuen Teams pro Spielzeit gehen Reinders und sein Team von einer Steigerung knapp über sechs Prozent auf dann 5.100 Mädchenteams aus.

Auch zur Entwicklung der Frauenteams im DFB legen die Würzburger Forscher:innen eine Prognose vor, die auf der Konversionsrate von Juniorinnen- in Frauenteams ausgeht. Denn im Gegensatz zu Mädchen- würden Frauenteams in der Regel nicht völlig neu gegründet, sondern gehen aus den Mädchenteams der Vereine hervor. Im Durchschnitt der Jahre seit 2001 beträgt diese Rate 0,24. Das bedeutet, dass rund ein Viertel der Mädchenteams spätestens nach sechs Jahren rein zahlenmäßig ein neues Frauenteam stellen. „Wir gehen dabei von der Annahme aus, dass die jüngsten Teams U11-Juniorinnen sind und entsprechend nach sechs Jahren alle Spielerinnen dieser Teams altersbedingt zu den Frauenteams wechseln“, erläutert Reinders das Prognosemodell.

Rückgang um rund sechs Prozent bei den Frauenteams

Aus der durchschnittlichen Konversionsraten folgt die Annahme, dass im Durchschnitt der Jahre 2026 bis 2030 knapp über viertausend Frauenteams im Spielbetrieb des DFB gemeldet sein werden. Das wären rund sechs Prozent weniger Frauenteams als in der abgeschlossenen Saison. „Da die Frauenteams mit bis zu sechsjähriger Verzögerung die Zahlen der Mädchenteams abbilden, wird sich der Rückgang im Juniorinnen-Bereich zwischen 2011 und 2022 entsprechend noch länger bei den Frauen bemerkbar machen“, so die Erklärung von Reinders für den leichten Abwärtstrend. Hält der Aufwärtstrend bei den Juniorinnen an, so würde sich ab 2030 auch wieder bei den Frauen ein Aufwärtstrend ergeben, wenn auch in abgeschwächter Form.

Daneben versammelt das Booklet auch zentrale Befunde des Nachwuchsförderzentrums zu Bedingungen der optimalen Talentförderung von Juniorinnen. Hier kann das Würzburger Team auf eigene Forschung der letzten zehn Jahre bei bundesweiten Studien und die eigene Förderpraxis des Nachwuchsförderzentrums für Juniorinnen zurückgreifen. „Wir sind die einzige Forschungsakademie für den Juniorinnen-Fußball in ganz Europa“, so Reinders nicht ganz ohne Stolz auf die Arbeit seines Teams, „und wir wenden unsere Forschungsergebnisse in unserer eigenen Förderung an.“

Ein Überblick über die aktuelle Forschung

Dazu gehöre es zum einen, die sozio-emotionale Leistungsmotivation der Spielerinnen zu berücksichtigen, und zum anderen ein optimales Trainingsumfeld zu schaffen, das spezifisch für Juniorinnen leistungsthematische Anreize bietet. „Juniorinnen werden anders zu Höchstleistungen motiviert als Junioren“, lautet ein Ergebnis eigener Forschung, das unter anderem in der Fachzeitschrift „Leistungssport“ des DOSB veröffentlicht wurde. Und auch bei der Verletzungsprävention setzt die Universität Würzburg auf eigene Forschungsergebnisse. Gemeinsam mit der Sportwissenschaft und Sportmedizin wurde jüngst die Studie zur Verletzungsprävalenz bei Juniorinnen veröffentlicht, die auf besondere Risiken für Mädchen hinweist, die bei Junioren trainieren und spielen.

Diese und weitere Ergebnisse sind in verständlicher und ansprechender Form im Booklet zur Zukunft des Frauenfußballs in Deutschland bis 2030 zusammengefasst. „Wir wollen mit dem Booklet einen neuen Weg gehen, unsere wissenschaftliche Forschung für die Praxis und für die interessierte Öffentlichkeit zu präsentieren“, erläutert Reinders die Idee hinter dem kompakten Format. Vieles, was die Forschung des Nachwuchsförderzentrums bisher ergeben habe, sei darin in übersichtlicher Form zusammengefasst und trage dazu bei, dass sachlich und lösungsorientiert an der Zukunft des Frauenfußballs gearbeitet werden kann. „Denn wenn am 20. Juli der Ball wieder rollt“, so ist sich Reinders sicher, „ist bestimmt wieder Diskussionsbedarf.“

Kontakt

Prof. Dr. Heinz Reinders, Nachwuchsförderzentrum für Juniorinnen an der Universität Würzburg, heinz.reinders@uni-wuerzburg.de

Von NFZ / Pressestelle JMU

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