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Digital ins Sommersemester IV

28.04.2020

Lehrende stellen in Corona-Zeiten ihre Veranstaltungen nicht nur auf Online-Formate um, sie behandeln auch im Lehrangebot die aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen und Herausforderungen – wie Beispiele aus der Theologie zeigen.

Nur klassische Gottesdienste oder alleine beten als Angebot? In einem neuen Online-Seminar der Theologie greifen Studierende die Frage „Feierst du noch oder streamst du schon...?“ wissenschaftlich auf.
Nur klassische Gottesdienste oder alleine beten als Angebot? In einem neuen Online-Seminar der Theologie greifen Studierende die Frage „Feierst du noch oder streamst du schon...?“ wissenschaftlich auf. (Bild: Reenablack / Pixabay)

In vierten Beitrag der Serie „Gute Beispiele für digitale Lehre“ stellt einBLICK zwei Dozenten aus der Katholisch-Theologischen Fakultät vor.

Hauptseminar der Liturgiewissenschaft: Professor Martin Stuflesser

Professor Martin Stuflesser, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät und Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft, hält es für wichtig, in Corona-Zeiten auch im Lehrangebot die aktuellen gesellschaftlichen – und in seinem Fall kirchlichen – Fragestellungen und Herausforderungen zu behandeln. „Wir haben an meinem Lehrstuhl einfach zeitnah reagiert und eine komplett neue, auf digitaler Lehre basierende Veranstaltung mit aufgenommen“, erklärt Martin Stuflesser. Mit dem zusätzlich angebotenen Hauptseminar „Liturgie in Zeiten von Corona: Das rituelle Handeln der Kirche unter den Bedingungen des gesellschaftlichen Ausnahmezustands“ möchte er sich hochaktuellen liturgischen Phänomenen und Fragestellungen widmen.

„In den vergangenen Wochen haben sich neue liturgische Formate etabliert, mit denen Seelsorgerinnen und Seelsorger versuchen, trotz der Einschränkungen mit den Gläubigen dennoch Gottesdienst zu feiern. Dies umfasst Angebote des Streamings von Gottesdiensten im Internet über neue Formen der Feier von häuslichen Gottesdiensten in der Familie bis hin zu völlig neuen, freien Gottesdienst-Formen“, erläutert der Seminarleiter.

Welche sind – auch online – partizipative Gottesdienstformate? Wie kann auch online Gottesdienst so gefeiert werden, dass Mitfeiernde vor ihrem jeweiligen Computer-Bildschirm nicht in die Rolle des „Außenstehenden und stummen Zuschauers“ gedrängt werden? „In einem ersten Teil des Seminars, einer Lesephase, werden die Studierenden sich über einen Reader mit aktuellen Fragestellungen vertraut machen und sich zugleich noch einmal zentrale liturgietheologische Grundlagen aneignen“, erklärt der Dozent.

In einer zweiten Phase steht eine intensive Gruppenarbeit im Mittelpunkt: Die Seminarteilnehmer sichten und analysieren in kleinen Tutorials, die jeweils von einem der vier Dozenten via Zoom abgehalten werden, aktuelle Beispiele auf YouTube, Facebook und Internetplattformen einzelner Bistümer. „In die Video-Tutorials möchte ich auch Liturgiereferenten von Bistümern, aber auch Pfarrer und Pastoralreferenten, die ganz konkret solche Beispiele für ihre Gemeinden entwickelt haben, mit einbeziehen“, so Stuflesser.

Am Ende des Hauptseminars sollen als dritte Phase zwei längere Seminarsitzungen im Plenum stehen, die ebenfalls über Zoom abgehalten werden. Dann dürfte die Frage „Feierst du noch oder streamst du schon...?“ liturgiewissenschaftlich aus allen Perspektiven – und natürlich online – bearbeitet worden sein. Ergebnis? Offen. 

Lehrveranstaltungen der Dogmatik: Dr. Florian Klug

Dr. Florian Klug ist wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik und hat seine Vorlesungen „Grundlagen der Dogmatik II“ und „Dogmatische Gotteslehre“ dreistufig gestaltet, um möglichst auf mehreren Ebenen studentisches Lernen zu ermöglichen:

Inverted Classroom: „Ich habe Bücherkapitel und Zeitschriftenartikel für jeweils eine Wochen-Einheit ausgewählt und in WueCampus bereitgestellt. Die Länge liegt zwischen 15 und 25 Seiten, was eine studentische Bearbeitungszeit von 45 bis 60 Minuten ergibt. Diese Bearbeitung geschieht unter der Woche selbstbestimmt in Heimarbeit.“

Studierendendiskussion: „Um auch die soziale Vereinsamung zu umgehen, teile ich die Vorlesungsteilnehmer in Kleingruppen ein, die die Texte und Fragen in der gleichen Woche besprechen, diskutieren und beantworten. Anschließend gibt es eine Beantwortung der Fragen und eine Rückmeldung aus der Gruppe an mich, was der Text zum Sitzungsthema unklar gelassen hat.“

Wöchentlicher Livestream über Zoom als Frage-Antwort-Runde: „Per Zoom beantworte ich einmal in der darauffolgenden Woche die zugesandten Fragen, diskutiere unklare Punkte und vieles mehr zusammen mit dem studentischen Plenum. Der Livestream soll etwa 30 Minuten dauern.“

Was erhofft sich Florian Klug von den digitalisierten Semesterwochen? „In der Motivation der Studierenden sehe ich ein enormes Potential. Bisher war ich sozusagen der Vorturner im Hörsaal und hatte am Ende der Vorlesungszeit deutlich wahrnehmbaren Einbruch in der Studierendenmotivation. Jetzt vermute ich eine erkennbare Quotensteigerung.“

„Viele Studierende empfinden sicherlich den Alltag in der Quarantäne als relativ konturlos, daher kann der Lernalltag mit Kontakten zu Dozierenden und Mitstudierenden und einem strukturierenden Wochenrhythmus eine willkommene Abwechslung sein“, so Klug. „Ich bin mir sicher, dass meine Studierenden die Chancen zum Selbststudium erkennen. Sie sollen sich unbedingt auch ohne mich zum Lernen digital verabreden – die Zeit dafür ist ja vorhanden“, fordert der Dozent seine Studierenden auf. 

Kontakt

Prof. Dr. Martin Stuflesser, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft, T +49 931 31-83139, stuflesser@uni-wuerzburg.de

Dr. Florian Klug, Lehrstuhl für Dogmatik, T: +49 931 31-83567, florian.klug@uni-wuerzburg.de

Von Annette Popp

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