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Die exzentrischen Seiten der Liebe

06.03.2018

„OVID. Amor fou – Zwischen Leidenschaft und Lächerlichkeit“: So lautet der Titel einer neuen Ausstellung, die vom 14. März an in der Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg zu sehen ist.

Jupiter und Juno
Jupiter und Juno. Ausschnitt aus einem Kupferstich eines unbekannten Künstlers aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. (Foto: Christina Kiefer) (Bild: Universität Würzburg, Institut für Kunstgeschichte)

Vor 2000 Jahren, 17/18 nach Christi Geburt, starb der römische Dichter P. Ovidius Naso im Exil, verbannt von Augustus, angeblich weil seine Liebeskunst nicht mit der Erneuerungspolitik des Kaisers in Sachen bürgerlicher Sittenstrenge und Sexualmoral zu vereinbaren war. Doch seine fast zehn Jahre andauernde Entfernung aus der stadtrömischen Öffentlichkeit ans Schwarze Meer konnte nichts daran ändern, dass dem Œuvre des Schriftstellers eine breite wie intensive Nachwirkung bis in die Gegenwart beschieden war.

Neben den einschlägigen Werken seiner Liebesdichtung, den Amores, der Ars amatoria, den Heroides und den Remedia amoris sind es vor allem die Metamorphosen mit ihrer reichen wie eigenwilligen Überlieferung griechisch-römischer Mythologie, die das Wiederaufgreifen antiken Gedankenguts seit der Renaissance maßgeblich beeinflusst haben.

Hommage an Ovid und seine Werke

Ovid und seine Werke stehen im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung, die vom 14. März ab in der Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg zu sehen ist. Sie begreift sich als Hommage an den Dichter und widmet sich dem Kern seines Werkes, den mannigfaltigen Betrachtungen des Phänomens der Liebe. Allerdings stehen dabei vor allem die widersprüchlichen und exzentrischen Seiten dieser auf Dauer leidenschaftlichsten aller Emotionen im Fokus.

Die Willkür ihres Wesens findet in der Antike Ausdruck in der Gestalt des Amor (Eros), des kindlichen Sohnes der Liebesgöttin Venus, der mit seinen Pfeilen in der Lage ist, Menschen wie Götter nach Belieben mit dem „Gift“ der Liebe anzustecken. Er denkt gar nicht daran, sich an die Regeln der Vernunft zu halten, sondern findet gerade an dem Gefühlschaos, das er auslöst, größten Gefallen. Die Brechung „Amor fou“, abgeleitet aus der modern im Französischen geprägten Bezeichnung für die obsessiven Seiten der Liebe, trägt dieser Eigenschaft Rechnung und verweist zugleich auf den Spannungsbogen der Ausstellung, der im Wesentlichen die Rezeption Ovids in den bildenden Künsten der frühen Neuzeit zum Gegenstand hat.

Zeichnungen, Texte und antike Exponate

Gezeigt werden in der Schau in erster Linie Bestände der Graphischen Sammlung des Martin von Wagner Museums: Druckgraphik, Skizzen und Zeichnungen, viele davon zum ersten Mal; einzelne Bildwerke aus der Gemäldegalerie des Museums sowie aus der Staatsgalerie in der Residenz Würzburg kommen ergänzend hinzu. Eine Auswahl von alten Textausgaben Ovids aus dem Besitz der Universitätsbibliothek mit entsprechenden Illustrationen verdeutlichen die enge Verbindung zwischen den Bildwerken und vor allem den Metamorphosen Ovids, die gleichsam als Pflichtlektüre lange den entscheidenden Zugang zu den Stoffen antiker Götter- und Heldensagen gebildet haben.

Eine kleine Anzahl von Exponaten aus der Antikensammlung des Museums wirft ein Schlaglicht auf griechische Bildkonventionen zum Themenkreis der Liebe, von denen sicherlich auch Ovid beeinflusst war. Über eine Medienwand kommt schließlich auch der Autor selbst in ausgewählten Passagen seiner Werke (lateinisch mit deutscher Übersetzung) zu Wort.

Zeugnisse moralischer Anschauungen

Wesentliches Anliegen der beiden Ausstellungskuratoren, Daniela Roberts (Institut für Kunstgeschichte) und Jochen Griesbach (Direktor der Antikensammlung), ist es, den Blick der Besucher dafür zu sensibilisieren, wie die von Ovids Liebeslyrik inspirierten Bildwerke vor allem als Zeugnisse der je eigenen moralischen Anschauungen von Verführung, Untreue, Zurückweisung und Eigenliebe gelesen werden können. Die Blicke der Künstler und ihrer Auftraggeber auf die vom amour fou betroffenen Menschen und Götter aus dem Personal ovidischer Dichtung ändern sich nämlich mit der Zeit, verraten viel über sich selbst und halten so die Ausstrahlung antiker Literatur lebendig.

Begleitprogramm

Eine Vortragsreihe begleitet die Ausstellung in den kommenden Monaten. Die Vorträge finden jeweils montags im Toscanasaal der Universität im Südflügel der Residenz statt; Beginn ist um 18:15 Uhr. Die Themen und Termine sind:

30. April: „Die Erotisierung literarischer Gattungen bei Ovid“ (Prof. Dr. Thomas Baier)

4. Juni: „Verliebt, verschmäht, verwandelt. Ovids Liebesgeschichte von ‚Narziss und Echo‘ auf den Wänden Pompejis“ (Dr. Bärbel Ruhl)

18. Juni: „‚Urworte leidenschaftlicher Gebärdensprache‘. Aby Warburg und Ovid“ (Prof. Dr. Michael Thimann)

9. Juli: „Der Wahn der Liebe in der Musik“ (Dr. Vladimir Ivanoff)

„OVID. Amor fou – Zwischen Leidenschaft und Lächerlichkeit“: 14. März bis 15. Juli 2018, Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums, Residenz, Südflügel, Residenzplatz 2, Tor A. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 10.00 bis 17.00 Uhr, Sonntag, 10.00 bis 13.30 Uhr. Eintritt: Erwachsene 3,00 Euro, ermäßigt 1,50 Euro.

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