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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Der Klang des Klimawandels

09.06.2020

Verändert der Klimawandel unsere Klanglandschaften? Oder können Klänge neue Perspektiven bei Umweltproblemen eröffnen? Solche Fragen möchte die Ethnomusikologie an der Uni Würzburg beantworten – und plant daher ein neues Projekt.

Die Klangwelten bei einem indischen Tempelfest sind gerade für unsere Ohren vielfältig und exotisch. Doch verändern sie sich im Zuge des Klimawandels - und damit auch das Tempelfest?
Die Klangwelten bei einem indischen Tempelfest sind gerade für unsere Ohren vielfältig und exotisch. Doch verändern sie sich im Zuge des Klimawandels - und damit auch das Tempelfest? (Bild: Lisa Herrmann-Fertig / Universität Würzburg)

Das Platschen der Regentropfen auf dem Waldboden, oder das Rauschen der Autos in der Großstadt – solche Klanglandschaften werden in der Musikwissenschaft Soundscapes genannt. Gemeint ist damit die akustische Prägung und Ausgestaltung eines Ortes. In der Musikforschung an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg spielen Soundscapes eine wichtige Rolle. Hier beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler künftig mit solchen Klanglandschaften in Verbindung mit einem ganz aktuellen Phänomen: dem Klimawandel.

Sind Klimaveränderungen und ihre Auswirkungen auf Menschen, Tiere und die Umwelt hörbar? Können Soundscapes genutzt werden, um für die Zukunft positive Maßnahmen zu planen oder zu optimieren? „Klimawandel in Soundscapes. Naturkatastrophen, Umweltschutz und das Potenzial von Musik“, so lautet der Titel des neuen Projekts von Lisa Herrmann-Fertig als Projektleiterin und ihrem Projektpartner Alexander Hofmann am JMU-Institut für Musikforschung.

Umweltkrise ist eine Kulturkrise

„Wir sind der Meinung, dass die Umweltkrise an ihrer Wurzel eine Kulturkrise ist“, erklärt Herrmann-Fertig. „Zum Verständnis von kulturellen Ebenen von Umweltproblemen spielen Kultur- und Geisteswissenschaften eine wichtige Rolle. Aber menschliche und nichtmenschliche Klangwelten können Ohren, Augen und den Geist öffnen, um neue Perspektiven zur Umweltproblematik zu finden.“

Konkret wollen Herrmann-Fertig und Hofmann untersuchen, wie die Gesellschaft Klänge und Musik in Zeiten von Naturkatastrophen und Klimaveränderungen reflektieren, sich darüber informieren, diese gestalten, strukturieren und wie Klänge und Musik diesen Zeiten Sinn verleihen können. Dabei soll untersucht werden, wie Umweltveränderungen und der Klimawandel in bestimmten Sound-scapes abgebildet werden. Geplant ist, Fallstudien aus verschiedenen Klimazonen durchzuführen.

Bewerbung bei Nachwuchswettbewerb

Bislang gab es an der JMU einzelne Seminare, die Teile des Themenkomplexes beinhaltet hatten – zum Beispiel „Ecomusicology“, „Musik und Ökonomie“ sowie „Klimawandel, Soundscapes und Human-Animal Studies“. Mit dem neuen Projekt sollen diese Felder nun für Studierende vertieft angeboten werden. Auch für Schülerinnen und Schüler an bayerischen Gymnasien möchte Herrmann-Fertig das Projekt öffnen, vor allem durch E-Learning-Angebote.

Mit dem Projektkonzept hat sich Herrmann-Fertig nun beim Nachwuchswettbewerb der Hochschulrektorenkonferenz „Kleine Fächer: Sichtbar innovativ!“ beworben. Ziel des Wettbewerbs ist es, Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus den „Kleinen Fächern“ zur aktiven Erprobung neuer Kommunikations- und Vernetzungsstrategien anzuregen und die Umsetzung entsprechender Ideen zu unterstützen. Herrmann-Fertig plant bereits den Austausch mit Institutionen in Finnland, Indien und Papua-Neuguinea.

Zusätzlich möchte die Würzburger Ethnomusikologie künftig als „Kleines Fach“ im Portal Kleine Fächer der deutschen Hochschullandschaft aufgenommen werden: „Wir an der Uni Würzburg sind der Meinung, dass die Ethnomusikologie beziehungsweise die Musikforschung alle Kriterien erfüllt, die ein ,Kleines Fach‘ ausmachen. Denn obwohl wir ein recht kleines Fachgebiet sind, besteht durchaus Potenzial, um – jetzt auf unser Klimaprojekt bezogen – innovatives und interdisziplinäres globales Wissen in Gesellschaften, die Veränderungen ausgesetzt sind, zur Verfügung zu stellen und dabei die Rollen und Funktionen von Sound bis hin zu Musik zu betonen“, so Herrmann-Fertig.

Kontakt

Lisa Herrmann-Fertig, Lehrstuhl für Ethnomusikologie, Universität Würzburg, T +49 931 – 31 88286, lisa.herrmann@uni-wuerzburg.de

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