Intern
  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Clara Wenz ins Junge Kolleg berufen

28.03.2023

Die Würzburger Ethnomusikologin Dr. Clara Wenz wurde in das Junge Kolleg der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Sie erforscht eine ägyptische Reit- und Musiktradition.

Aufführung des Pferdetanzes bei einem nationalen Pferdefestival 2022 im Gouvernement Manofiya im Nildelta. Tierschützerinnen und Tierschützer kritisieren zunehmend das oft brutale Training der Pferde.
Aufführung des Pferdetanzes bei einem nationalen Pferdefestival 2022 im Gouvernement Manofiya im Nildelta. Tierschützerinnen und Tierschützer kritisieren zunehmend das oft brutale Training der Pferde. (Bild: Clara Wenz / Universität Würzburg)

„Ich habe fast zehn Jahre meines akademischen Lebens außerhalb von Deutschland verbracht. Darum freue ich mich sehr darauf, im Jungen Kolleg noch stärker Anschluss an die hiesige wissenschaftliche Landschaft zu bekommen“, sagt Dr. Clara Wenz. Die Ethnomusikologin arbeitet seit Mitte 2021 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) an ihrer Habilitation.

Clara Wenz untersucht eine populäre Musik- und Reittradition in Ägypten, den „Tanz des Pferdes“ („raqs al-kheil“). Mit diesem Projekt wurde sie zum 1. März 2023 zusammen mit sechs weiteren Forschenden in das Junge Kolleg der Bayerischen Akademie der Wissenschaften berufen – das kommt einer Auszeichnung ihrer Arbeit gleich.

Mitglied im Jungen Kolleg werden Personen „mit wissenschaftlich bedeutenden Fragen, kreativen Ideen und innovativen Forschungsansätzen an den Schnittstellen der Disziplinen“, so die Akademie. Die Kollegiatinnen und Kollegiaten erhalten Forschungsstipendien von jährlich 12.000 Euro. Als außerordentliche Mitglieder der Akademie profitieren sie vom Austausch innerhalb der Gelehrtengemeinschaft. Die Mitgliedschaft im Jungen Kolleg dauert drei Jahre und kann auf sechs Jahre verlängert werden.

Tanz des Pferdes: Teil von Erntefeiern und Staatsempfängen

Der ägyptische „Tanz des Pferdes“ ist eine Art Pferdeballett, das von nur einem Pferd mit Reiter – seltener mit einer Reiterin – vollführt wird. Begleitet von Trommeln und Flötenmusik, werden dabei eine Reihe festgelegter „Tanzfiguren“ gezeigt.

Diese Tradition wurzelt in ländlich-bäuerlichen Gebieten im Nildelta. „Der Tanz des Pferdes wird zum Beispiel auf Hochzeits- und Erntefeiern aufgeführt, aber es gibt auch landesweite Wettbewerbe“, erklärt Clara Wenz. Außerdem spiele der Tanz eine Rolle im ägyptischen Nationalismus. Der frühere Staatspräsident Gamal Abdel Nasser etwa ließ den Pferdetanz vor ausländischen Gästen präsentieren.

Bei Feldstudien in Ägypten hat die JMU-Forscherin rund um den Pferdetanz mit vielen Menschen gesprochen. Dabei zeigte sich, dass der Tanz oft in Verbindung mit dem muslimischen Glauben gebracht wird: „Einige setzten die Tradition in direkten Bezug zum Propheten Ismael, der ihnen als der erste Pferdebezähmer gilt. Andere sehen die Tradition des Pferdetanzes als Ergebnis eines Bewegungspotenzials, das zwar durch menschliche Zucht diszipliniert, letztlich aber durch göttliche Gnade erlangt wurde.“

Was sprechen die Menschen in Ägypten sonst noch über den „Tanz des Pferdes“ – eine Tradition, deren oft brutale Ausbildungspraxis zunehmend von Tierrechtlerinnen und Tierrechtlern kritisiert wird? Wie kommt es, dass eine ländliche Tradition zu einem nationalistischen Symbol wurde? Welche Rolle spielt die Musik, zu der das Pferd tanzt? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich Clara Wenz im Zuge ihrer Habilitationsarbeit befassen will.

Zum Arabisch-Studium nach Damaskus

Clara Wenz, Jahrgang 1989, ist in Augsburg und München aufgewachsen. Interesse an der arabischen Sprache und Kultur entwickelte sie schon in der ersten Schulklasse – ihre beste Freundin damals war ein palästinensisches Mädchen aus Ramallah.

Das Studium der Philosophie absolvierte Clara Wenz an der Hochschule für Philosophie in München. An der Ludwig-Maximilians-Universität lernte sie parallel dazu Hocharabisch. Doch sie wollte auch „richtig“ sprechen lernen – im Alltag mit den Menschen vor Ort. Darum ging sie 2010 für zwei Jahre zum Arabisch-Studium nach Damaskus und Beirut. Dort kam auch die Musik ins Spiel: „Ich war in Damaskus oft in einem Café, in dem es immer donnerstags eine Jamsession gab. Da habe ich auf meiner Geige mitgespielt, und das war der Schlüssel zu viel Kommunikation mit Syrerinnen und Syrern.“

Die Musik habe auch eine Rolle bei den Unruhen gespielt, die 2011 in Syrien ausbrachen und in den bis heute andauernden Krieg mündeten: „Da wurden viele traditionelle Volkslieder umgedichtet, anstelle von Liebesschwüren wurden die Ziele der Opposition formuliert.“ Zu dieser Zeit hielt sich Clara Wenz schon in Beirut auf.

Masterstudium und Promotion in London

Für das Masterstudium „Middle Eastern Studies“ mit dem Schwerpunkt Musik wechselte sie an die School of Oriental and African Studies in London. Dort schloss sie 2019 auch ihre Promotion in Ethnomusikologie ab, in der sie sich erneut mit Syrien befasst hatte: Sie untersuchte, wie die aus Aleppo geflüchteten Bewohnerinnen und Bewohner ihre Stadt durch Musik in Erinnerung behalten. Dafür führte sie Feldforschungen in Diaspora- und Flüchtlingsgemeinschaften in Berlin, Beirut, Tel Aviv-Jaffa, Jerusalem und Istanbul durch.

Postdoc in Jerusalem und Würzburg

Ab 2019 hatte sie eine Postdoc-Stelle bei der Martin Buber Society of Fellows in the Humanities and Social Sciences an der Hebräischen Universität Jerusalem. Von dort wechselte sie 2021 als Akademische Rätin auf Zeit an den Lehrstuhl für Ethnomusikologie der JMU.

Kontakt

Dr. Clara Wenz, Institut für Musikforschung, Universität Würzburg, T +49 931 31-86189, clara.wenz@uni-wuerzburg.de

Webseite Dr. Clara Wenz

Weitere Bilder

Von Robert Emmerich

Zurück