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Ballonfahrt durch das Bein

14.02.2017

Das Uniklinikum Würzburg testet eine neue Behandlungsstrategie für Patienten mit Durchblutungsstörungen der Beine. Ein Mikro-Ballonkatheter soll Medikamente direkt in die Wand des betroffenen Blutgefäßes transportieren.

Der neue Mikro-Katheter mit aufgeblasenem Ballon. Oben ist die feine Injektionsnadel zu erkennen. (Foto: Robert Wenzl)
Der neue Mikro-Katheter mit aufgeblasenem Ballon. Oben ist die feine Injektionsnadel zu erkennen. (Foto: Robert Wenzl)

Jeder fünfte Mensch in Deutschland über 65 Jahren hat Durchblutungsstörungen in den Beinen. Hauptursache ist eine Verengung der Beinschlagadern durch die Ablagerung von Blutgerinnseln, Blutfetten und Bindegewebe in den Gefäßwänden, die so genannte Arteriosklerose. „Im fortgeschrittenen Stadium leiden die Patienten auch in Ruhe häufig unter lähmenden Schmerzen. Oft bilden sich Geschwüre an den Beinen und Füßen. Es können lebensgefährliche Infektionen, die Amputation von Gliedmaßen oder sogar der Tod drohen“, schildert Ralph Kickuth, Professor für interventionelle Radiologie am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Uniklinikums Würzburg (UKW).

Problem: Vernarbung nach Operation

Um die Durchblutung wiederherzustellen, werden die verengten oder verschlossenen Arterien meist mit Hilfe eines Ballonkatheters geweitet. In der medizinischen Fachsprache heißt dieser minimal-invasive Eingriff „Perkutane transluminale Angioplastie“, kurz PTA. „Bei etwa der Hälfte der so therapierten Patienten kommt es nach wenigen Jahren erneut zu Verschlüssen. Der Körper der Patienten reagiere nach der Aufdehnung durch den Ballonkatheter mit einer überschießenden Entzündungs- und Vernarbungsreaktion an der behandelten Stelle. Dieses Anschwellen führt laut dem Würzburger Gefäßexperten dann zu einer erneuten Einengung.

Teil einer europaweiten Studie

Um hier gegenzusteuern, schlägt die europaweite Studie „LIMBO-PTA“ einen neuen Behandlungsweg ein. Das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des UKW ist eines von nur zwei radiologischen Zentren in ganz Deutschland, die über die Expertise und den erforderlichen Patientenstamm verfügen, um an der Studie teilzunehmen. Professor Kickuth erläutert: „Ziel der neuen Therapie ist es, das Blutgefäß erst mit einem Ballon zu weiten. Anschließend wird von innen in die Wand des Blutgefäßes entzündungshemmendes Cortison injiziert. Der technologische Schlüssel hierzu ist ein neuentwickeltes Mikro-Infusionssystem.“

Neues Verfahren mit Mikronadel

Dabei handelt es sich um einen Spezialkatheter, der mit einer Ballon-ummantelten Mikronadel ausgestattet ist. Mit einem minimal-invasiven Eingriff wird der Katheter im Blutgefäß an die verengte Stelle geschoben. Durch das Aufblasen des Ballons richtet sich die feine Injektionsnadel senkrecht zur Gefäßwand auf und ermöglicht so den kontrollierten Einstich in die etwa ein bis zwei Millimeter starke Wand. Die von Kontrastmitteln unterstützte Bildgebung hilft bei der exakten Navigation des Katheters und der Nadel. „Da die Injektionsnadel nur wenige Mikrometer stark ist, spürt der Patient den Einstich nicht“, versichert Professor Kickuth.

Ab Februar am UKW möglich

Nachdem sich das Verfahren beim Einsatz in den Gefäßen des Oberschenkels bereits bewährt hat, steht bei der aktuellen Studie die Behandlung von Unterschenkelgefäßen im Fokus. „Wir versorgen pro Jahr am UKW bis zu 300 Patienten, für die das neue Behandlungsangebot in Frage kommt. Das Verfahren ist in Deutschland derzeit nur im Rahmen der LIMBO-PTA-Studie erhältlich und für die teilnehmenden Patienten kostenlos“, so Kickuth. Ab Mitte Februar dieses Jahres können die ersten Patienten am UKW mit dem neuen Verfahren behandelt werden.

Pressemitteilung des Universitätsklinikums

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