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Als man noch alles per Hand schrieb

16.07.2019

120 ehemalige Studierende der Universität Würzburg kamen zu einer Alumni-Jubilarfeier zusammen. An ihrem früheren Studienort erinnerten sie sich an ihre Studienzeit zurück; außerdem wurden sie hier geehrt.

Theodor Berchem, Vorsitzender des zentralen Alumni-Vereins (rechts), und Universitätspräsident Alfred Forchel (links) gratulieren Peter Rost und Claus Naumann, die ihr Medizinstudium vor 50 Jahren beendeten.
Theodor Berchem, Vorsitzender des zentralen Alumni-Vereins (rechts), und Universitätspräsident Alfred Forchel (links) gratulieren Peter Rost und Claus Naumann, die ihr Medizinstudium vor 50 Jahren beendeten. (Bild: Universität Würzburg)

Auf dem Teller in der Mensa landeten meist Nudeln mit Tomatensoße. „Pasta hat damals noch kein Mensch gesagt“, schmunzelt Claus Naumann. In der Unibibliothek wurde mit Karteikarten nach Literatur gesucht: „Und über die Alte Mainbrücke fuhren wir noch mit dem Auto.“ Das war 1967 – dem Jahr, als Naumann in Würzburg Medizin zu studieren begann. Vor genau 50 Jahren absolvierte er sein Staatsexamen. Und zwar mit Bravour, wie der Arzt bei der Alumni-Jubilarfeier am 7. Juli 2019 im Toscanasaal der Würzburger Residenz erzählte.

Durch das Examen zu sausen, hätte sich Naumann aber auch nicht leisten können. Der heute 77-Jährige, der sich später habilitierte, gehörte einer damals raren Spezies von Studierenden an: „Ich heiratete mit 25 Jahren und hatte schon als Student ein Kind.“ Dank seiner Eltern konnte der junge Vater sein Studium dennoch durchziehen. Doch es war klar, dass er so schnell wie möglich Geld verdienen musste: „Außerdem hatte mir meine Mutter einen VW versprochen, wenn ich das Examen mit einer Eins bestehen würde.“ Das war Anreiz genug. Naumann saß Tag für Tag in der Universitätsbibliothek und paukte. Tatsächlich schaffte er am Ende die Eins.

Mit Naumann gingen 1967 um die 30 Leute, die ein gemeinsames Semester in Innsbruck absolviert hatten, von Österreich nach Würzburg. Auch Erlangen wäre eine Option gewesen. „Doch da gab es einen NC, hier nicht“, erzählt der HNO-Arzt, für den Würzburg nach Tübingen und Innsbruck die dritte Station seines Medizinstudiums war. In der nahe gelegenen Gemeinde Zell fand Naumann eine kleine Wohnung für sich und seine Familie: „Oft kamen die Kommilitonen zu uns zum Feiern, denn sie selbst hatten nur winzige Studentenbuden.“

Atari-Computer für die Diplomarbeit

Über einen Computer verfügte Naumann damals natürlich noch nicht. Man schrieb alles mit der Hand: „Für meine Habilitationsarbeit 1982 kaufte ich mir meine erste elektrische Schreibmaschine.“ Auch Guido Kirchmayer, der vor 25 Jahren sein Studium der Volkswirtschaftslehre in Würzburg beendete, studierte noch computerlos: „Erst als es an die Diplomarbeit ging, kaufte ich einem Kommilitonen einen alten Atari-Computer ab.“ Für VWL als Studienfach hatte sich der 52-jährige Steuerberater aus Frankfurt entschieden, weil ihn Kapitalmärkte schon als Schüler faszinierten: „Wobei ich zu Beginn meines Studiums nicht wusste, was ich beruflich machen wollte.“

Zu jener Zeit habe man als Student nicht stur ein Ziel verfolgt. „Vor allem im Hauptstudium blieb sehr viel Zeit, um auch mal über den Tellerrand zu schauen“, berichtete der aus Ingolstadt stammende Volkswirt. Kirchmayer nutzte diese Freiheit, um interessehalber Vorlesungen in Rechtsgeschichte und Mathematik zu besuchen. Natürlich wurde auch mit Kommilitonen gefeiert: „Ich habe nach meinem Umzug sehr schnell in Würzburg Fuß fassen können.“

Ein Pionier im Fach Nanotechnologie

Ein Quantum Abenteuerlust, das gehört für Thomas Schmidt unbedingt zum Studium dazu. Der 51-Jährige, der 1989 als promovierter Chemiker von der Uni abging, hatte als Student einen ausgeprägten Hang zum Abenteuer. Als erster Diplomand engagierte er sich im damals neuen Fach Nanotechnologie: „Meine Kommilitonen hatten nicht verstanden, warum ich mich auf so was einließ.“ Weil alles so neu und abenteuerlich war, lief vieles in der Arbeitsgruppe nicht wie geplant. Dass er dies als Student erleben durfte, dafür war Thomas Schmidt im Nachhinein sehr dankbar. „Auch beruflich ging es bei mir immer turbulent zu“, sagt der Chemiker, der aktuell in China tätig ist.

Alumni aus ganz Deutschland bei der Jubilarfeier

Junge Menschen zu befähigen, sich trotz permanenter gesellschaftlicher Wandlungen beruflich zu bewähren, das gehört zu den originären Aufgaben einer Hochschule, erklärte Alfred Forchel, Präsident der Universität Würzburg. Bei der Alumni-Feier verlieh er zusammen mit Theodor Berchem, dem Vorsitzenden des zentralen Alumni-Vereins der Universität, Zertifikate an rund 120 Jubilare, die aus ganz Deutschland zur Feier gekommen waren. Geehrt wurden ehemalige Studierende, die vor 15, 25 oder 50 Jahren von der Uni abgegangen waren. Diese Art von Würdigung sei ausgesprochen schön, erklärte Förderschullehrerin Andrea Pflüger, die für ihren Uni-Abschluss vor 15 Jahren geehrt wurde.

Pflüger ist Pädagogin aus Passion. Und das, obwohl sie ursprünglich einen anderen Berufswunsch hatte: „Ich wollte Kunsttherapeutin werden.“ Doch die Plätze an der Schule, die sie sich ausgesucht hatte, wurden verlost. Das Los fiel nicht auf sie. Über eine Freundin kam die 51-Jährige auf die Idee, alternativ Grundschullehramt zu studieren. Später sattelte sie nebenberuflich das Anglisticum drauf. Als sie danach als Grundschullehrerin an einer Förderschule eingesetzt wurde, beschloss sie, noch einmal Sonderpädagogik zu studieren.

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