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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Training für den Ernstfall

06.11.2018

Um auf einen Massenanfall von Verletzten bestmöglich vorbereitet zu sein, müssen rettungsdienstliche und klinische Strukturen gut aufeinander abgestimmt sein. Einen Probelauf gab es am 26. Oktober 2018.

Materialanlieferung
Zum Testaufbau eines Behandlungsplatzes rückten Einsatzkräfte mit ihrer Ausrüstung an der Oberdürrbacher Straße an. (Foto: Doku-Team BRK Würzburg)

Durch Zugunfälle, Flugzeugabstürze, Epidemien, Störfälle in Industriebetrieben oder Terroranschläge kann es in kurzer Zeit zu einem Massenanfall mit vielen Verletzten oder Erkrankten kommen. In solchen Situationen errichten speziell ausgebildete und ausgestattete Einheiten der Hilfsorganisationen in der Nähe des Unglücksortes einen Behandlungsplatz.

In Zelten werden die Patienten gesichtet und in verschiedene Schweregrade eingeteilt. Hier wird auch eine erste Notfallbehandlung durchgeführt. Bei lebensbedrohlich verletzten Patienten stellen die Rettungskräfte zudem unverzüglich die Transportfähigkeit her. Weiterhin dient der Behandlungsplatz als Puffer- und Koordinierungsbereich für die Verteilung der Patienten auf die umliegenden Kliniken.

Behandlungsplatz im Klinikum

"Es kann aber auch Situationen geben, in denen aus Sicherheits- oder Logistikgründen ein Aufbau eines Behandlungsplatzes in der Nähe des Schadensraums nicht möglich oder nicht sinnvoll ist", sagt Professor Thomas Wurmb, Leiter der Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin am Uniklinikum Würzburg (UKW). "Stattdessen kann es besser sein, diese Sichtung und erste Patientenversorgung direkt ins Krankenhaus zu verlegen."

Genau das wurde am 26. Oktober 2018 in einer mehrstündigen Übung am Zentrum für Operative Medizin (ZOM) des UKW erprobt. Um 16 Uhr rückten rund 50 Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), der Johanniter-Unfall-Hilfe und des Malteser-Hilfsdienstes mit ihrer Ausrüstung an der Oberdürrbacher Straße an.

Innerhalb kürzester Zeit errichteten sie einen voll funktionstüchtigen Behandlungsplatz mit einer Versorgungskapazität für 50 Patienten pro Stunde. Dazu wurden Versorgungsplätze für die Patienten mit dem Material der Katastrophenschutzeinheiten eingerichtet. Auf Zelte konnte bei diesem "Indoor-Einsatz" verzichtet werden, da die Infrastruktur des Klinikums sehr gute Voraussetzungen bietet. Von Seiten des Klinikums unterstützten 15 medizinische und technische Mitarbeitende die Aktion.

Der Übungseinsatz wurde von einer gemeinsamen Einsatzleitung, bestehend aus Klinik- und Sanitätseinsatzleitung, abgestimmt und koordiniert. "Das hat hervorragend geklappt", stellte der Organisatorische Leiter Stefan Dietz vom BRK fest. Von Seiten der Klinikeinsatzleitung um Rüdiger Braun (Logistik) und Jörn Braungardt (Technik) wurde vor allem die gelungene technische Umsetzung gelobt. In die Planungen vorab involviert waren zudem die Regierung von Unterfranken, die mittlere und die untere Katastrophenschutzbehörde, die Feuerwehr sowie die Polizei.

Positive Antworten auf Behandlungs- und Logistikfragen

"Bei diesem Test erhielten wir viele Antworten auf Fragen wie: Kann das Material problemlos zu den vorgesehenen Räumlichkeiten transportiert werden? Reicht der zur Verfügung stehende Platz für die Patientenversorgung? Können wir eine adäquate, kontinuierliche Zu- und Abfahrt von Rettungsfahrzeugen gewährleisten?", sagt Harald Erhard, Bezirksbereitschaftsleiter des BRK in Unterfranken.

"Was uns zunächst Kopfzerbrechen bereitete, war die Kommunikation zwischen Klinik und Rettungsdienst. Hier lieferte uns die Übung wertvolle Erkenntnisse", sagt Thomas Witzel von der Johanniter-Unfallhilfe. Neben der räumlichen Nähe zu wichtigen Funktionsräumen erwies es sich auch als vorteilhaft, dass sich die bereitgestellten Flächen in einem vom Patienten- und Besucherverkehr weitgehend abgelegenen Bereich befanden.

Laut Wurmb könnten im Ernstfall von diesem Behandlungsplatz aus die Patienten strukturiert zur definitiven Versorgung verteilt werden - gleich vor Ort im UKW, aber auch an die anderen lokalen und regionalen Krankenhäuser.

Pressemitteilung des UKW

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