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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Frauen in der Wissenschaft

12.02.2019

Die Vereinten Nationen haben den 11. Februar zum „Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“ ausgerufen. Dazu fünf Meinungen aus der Universität Würzburg.

Marie-Christine Dabauvalle, Sabine Fischer, Anna-Katharina Schaper, Anna Leicht und Helga Stopper (v.l.).
Marie-Christine Dabauvalle, Sabine Fischer, Anna-Katharina Schaper, Anna Leicht und Helga Stopper (v.l.). (Bild: Maximilian Dullo / Robert Emmerich / Daniel Peter)

Die Gleichstellung der Geschlechter erreichen: Auf dieses Ziel wird auch an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hingearbeitet. Viele wichtige Schritte wurden schon getan. Die JMU hat unter anderem ein Gleichstellungskonzept etabliert, einen Berufungsleitfaden erlassen und die Gender Equality Academy sowie ein Genderforum gegründet.

Diese Fortschritte sind besonders der Universitätsfrauenbeauftragten Marie-Christine Dabauvalle und ihrem Team zu verdanken. Darauf machte JMU-Präsident Alfred Forchel vor Kurzem erneut aufmerksam – beim „Tag der Frauenbeauftragten“ an der Universität im November 2018.

Zur Situation der Frauen in der Wissenschaft hat die einBLICK-Redaktion fünf Frauen aus der JMU nach ihrer Meinung gefragt: eine Studentin, eine Doktorandin, zwei Professorinnen und die Universitätsfrauenbeauftragte. Anlass dafür ist der „Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“ am 11. Februar, der 2015 von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde.

JMU-Frauenbeauftragte: „Quote ist unverzichtbar“

Marie-Christine Dabauvalle: „Die Situation für Frauen in der Wissenschaft ist zwar besser geworden, unser Ziel ist aber noch lange nicht erreicht: Wir wollen Parität, also 50 Prozent Frauen auf allen Ebenen! Verbessert hat sich die Lage, weil öffentlich und ernsthaft über Gleichstellung diskutiert wird und die Universität inzwischen sehr viele frauenfördernde Maßnahmen umsetzt. Unter anderem wurden ein Berufungsleitfaden und ein Gleichstellungskonzept verabschiedet, und es gibt mehr Plätze für Kinderbetreuung. Dennoch erhöht sich die Zahl von Frauen in Führungspositionen viel zu langsam. An der JMU sind aktuell 21,5 Prozent der Professuren mit Frauen besetzt, in Bayern waren es 2017 nur 19,2 Prozent. Das liegt auch daran, dass es keine Konsequenzen hat, wenn die Universitäten ihre Ziele nicht erreichen. Universitäten sind autonom, und Maßnahmen für die Gleichstellung erfolgen oft auf ‚freiwilliger‘ Basis. Außerdem sind die Universitäten immer noch von Männern dominiert, und wir können Fortschritte in der Gleichstellung nur mit Unterstützung der Männer durchsetzen. Daher plädieren wir für eine Gendersensibilisierung auf allen Ebenen der Wissenschaft, um auch unbewusste Verhaltensmuster und Vorurteile zu erkennen. Aufgrund meiner Erfahrungen halte ich eine Frauenquote für unverzichtbar, um eine Gleichstellung in der Wissenschaft noch im 21. Jahrhundert zu erreichen.“

(Marie-Christine Dabauvalle ist Professorin für Zellbiologie und seit 2006 Frauenbeauftragte der Universität Würzburg.)

Professorin: „Wissenschaftskarriere könnte attraktiver sein“

Sabine Fischer: „Wenn ich in wissenschaftliche Meetings gehe, sitzen da meistens erschreckend wenige Frauen. Aus meiner Doktoranden- und Postdoczeit im Ausland kenne ich das so nicht, da gab es eine bessere Mischung. Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Grundsätzlich könnten ja die Bedingungen für eine Karriere in der Wissenschaft wesentlich attraktiver sein. Vielleicht sind Männer eher dazu bereit, eine längere Zeit der Unsicherheit mit immer neuen Zeitverträgen auszuhalten. Auf der anderen Seite haben Frauen vielleicht eher den Mut, sich auch außerhalb der Wissenschaft nach Jobs umzusehen. Gerade in einer Lebensphase, in der man sich ein festes Zuhause schaffen und eine Familie gründen will, ist finanzielle Sicherheit für viele Paare sehr wichtig. Aber trotzdem sind wir, was Frauen in der Wissenschaft angeht, schon weit gekommen. Ich habe es nie erlebt, dass jemand grundsätzlich meine Kompetenz in Frage stellt. Und es gibt auch tolle Mentoringprogramme und andere Formen der Unterstützung für junge Wissenschaftlerinnen.“

(Sabine Fischer ist seit dem Jahr 2018 Professorin für supramolekulare und zelluläre Simulationen an der Universität Würzburg.)

Studentin: „Gravierende Unterschiede in der Geschlechterquote“

Anna Leicht: „Im Moment befinde ich mich am Ende meines Bachelorstudiums und habe noch keine Erfahrungen in der Wissenschaft gemacht. Was ich jedoch beurteilen kann, ist die Geschlechterquote bei den Lehrenden meiner Fächer, und die Unterschiede sind gravierend. In den spanischen Fächern wurde ich häufig von Frauen betreut und auch der Anteil von Professorinnen war hoch. In Wirtschaft hingegen wurde ich während meiner gesamten Studienzeit nur von einer Professorin unterrichtet. Auch in den Übungen war der Frauenanteil unter der Lehrenden geringer. Meiner eigenen Einschätzung nach ist der Frauenanteil bei den Studierenden dagegen aber relativ ausgewogen.“

(Anna Leicht studiert Spanisch und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Würzburg.)

Doktorandin: „Studentinnen gezielt ermutigen“

Anna-Katharina Schaper: „In den Wirtschaftswissenschaften gibt es einen verhältnismäßig geringen Anteil an Doktorandinnen. Als Studentin wurde mir das besonders bewusst, als ich an einem vom Women@WiWi-Netzwerk der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät durchgeführten Seminar teilgenommen habe. Seit April 2018 engagiere ich mich im Vorsitz des Netzwerks. Dieses hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Frauen für eine Promotion in den Wirtschaftswissenschaften und für eine Karriere in der Wissenschaft zu gewinnen. Das wollen wir erreichen, indem wir Studentinnen gezielt ansprechen, ermutigen und inspirieren. Aus unserer Sicht bietet die Durchführung von Veranstaltungen zum Thema Promotion eine gute Möglichkeit für Studentinnen, sich über eine Karriere in der Wissenschaft zu informieren und auszutauschen.“

(Anna-Katharina Schaper ist Doktorandin am Lehrstuhl „China Business and Economics“.)

Professorin: „In den Köpfen ist noch einiges zu bewegen“

Helga Stopper: „Die Situation ist in der Tat viel besser geworden. Als ich vor 21 Jahren meine Kinder bekam, musste ich mich dafür noch quasi erklären und rechtfertigen. Heute ist es viel selbstverständlicher, dass man als Wissenschaftlerin arbeiten und auch Kinder bekommen möchte. Ob es leichter geworden ist, ist eine andere Frage. Aber es gibt in Sachen Kinderbetreuung heute doch bessere Angebote, auch an der Uni, und die jungen Väter übernehmen mehr Mitverantwortung. Allerdings meine ich, dass es in den Köpfen der Menschen noch einiges zu bewegen gibt. Wenn eine Wissenschaftlerin sich für Kinder entscheidet, wird das noch zu oft damit assoziiert, dass sie nun wohl nicht mehr zu jeder wichtigen Konferenz fahren und nicht mehr die ganz große Karriere machen könne. Da sehe ich viel Luft nach oben für weitere Entwicklungen.“

(Helga Stopper ist seit dem Jahr 2000 Professorin für Toxikologie an der Universität Würzburg.)

Weblinks

Büro der Universitätsfrauenbeauftragten

UN-Website zum Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

 

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