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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Erfolgreiche Partnerschaft mit Brasilien

30.01.2018

Die Universität Würzburg arbeitet seit Jahren eng mit brasilianischen Partneruniversitäten zusammen. Ein Ergebnis dieser Kooperation ist eine gemeinsame Publikation, die die Geschichte einer deutschen Wohnsiedlung in Brasilien beleuchtet.

Ein Werk, zwei Sprachen, zwei Autoren: Peter Mainka (l.) und Ângelo Priori. (Foto: Universidade Estadual de Maringá)

1932 – kurz vor dem Ende der Weimarer Republik – haben deutsche Siedler unter der Führung des Agrarexperten Oswald Nixdorf im süd-brasilianischen Bundesstaat Paraná mitten im Regenwald die Urwaldkolonie Roland - portugiesisch: Rolândia – gegründet.

Nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler ließen sich etwa 400 deutsche Familien, deren Mitglieder im Deutschen Reich von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, in Rolândia nieder und lebten im Exil. Unter den vorwiegend gutbürgerlichen Bewohnern der Urwaldkolonie befanden sich neben jüdischen und katholischen Flüchtlingen auch hochrangige politische Exilanten, wie der ehemalige Innen- und Justizminister der Weimarer Republik, Erich Koch-Weser.

Publikation auf Deutsch und Portugiesisch

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Siedlung von der brasilianischen Regierung zunächst umbenannt und der öffentliche Gebrauch der deutschen Sprache wurde verboten. Es kam zu Verhaftungen und Beschlagnahmungen, da man ehemalige Nazi-Funktionäre unter den Siedlungsbewohner vermutete. Heute leben in der Gemeinde – nach einer Schätzung aus dem Jahr 2014 – gut 63.000 Menschen.

Mit der Geschichte dieser Urwaldkolonie beschäftigt sich eine geschichtswissenschaftliche Publikation, die vor kurzem erschienen ist. Das Besondere daran: Das Werk schildert diese Geschichte sowohl aus einer deutschen als auch einer brasilianischen Perspektive. Seine Autoren sind Dr. Peter Mainka, Lehrbeauftragter am Institut für Geschichte der Universität Würzburg (JMU), und Ângelo Priori, Professor an der brasilianischen Universidade Estadual de Maringá (UEM). Das Buch ist 2017 unter dem Titel „Rolândia im Norden von Paraná. Beiträge zu seiner Gründungsgeschichte“ im Universitätsverlag der UEM in deutscher und portugiesischer Sprache erschienen. Im März 2018 wird es in Maringá im Rahmen eines Festaktes und in Anwesenheit des deutschen Honorarkonsuls aus Rolândia offiziell vorgestellt.

Fruchtbare Beziehungen auf Forscherebene

„Die Zusammenarbeit mit den brasilianischen Partnern läuft sehr erfolgreich, insbesondere auf der Ebene der Forschungskooperation. Unser Buch ist der Beweis für eine enge und fruchtbare Beziehung zur UEM“, sagt Peter Mainka, der aktuell als Gastdozent an der Universidade Federal de Santa Catarina in Florianópolis lehrt und forscht.

Allerdings bedauert Mainka, dass nur wenige Studierende in Deutschland die Möglichkeit ergreifen, ein Auslandssemester in Brasilien zu verbringen: „Brasilien ist ein freundliches, offenes Land und verfügt über exzellente Universitäten, die zu den besten Bildungseinrichtungen in Südamerika zählen“, so Mainka weiter. Ein wesentliches Hindernis sei die Sprachbarriere. Das Zentrum für Sprachen (ZfS) und auch die Romanistik der Universität Würzburg bieten hier jedoch Unterstützung: Studierende aller Fakultäten können dort kostenfrei Portugiesisch-Kurse belegen.

Enge Kooperation mit brasilianischen Universitäten

Die Kooperation zwischen der Universität Würzburg und der Universidade Estadual de Maringá besteht in den Studienfächern Biologie, Geographie, Geschichte, Medizin und Romanistik bereits seit 2009. Im Jahr 2014 wurden diese Fakultätspartnerschaften in einer übergreifenden Vereinbarung zusammengefasst, sodass nun Studierende aller Fakultäten an dem Austausch teilnehmen können. In den Fakultäten bestehen überdies Kooperationsvereinbarungen mit der Pontifícia Universidade Católica do Rio de Janeiro (Geographie), der Universidade Estadual Paulista in Sao Paulo (Biologie), der Universidade de São Paulo (Medizin), der Universidade Federal de Santa Catarina in Florianópolis (Wirtschaftswissenschaft) und der Universidade Federal de Sao Carlos (Politikwissenschaft).

Aktuell wird eine weitere Partnerschaft in Brasilien mit der Staatlichen Universität in Rio de Janeiro (UERJ) verhandelt, die sich auf den gegenseitigen Austausch von Studierenden sowie Lehr- und Forschungspersonal zwischen Würzburg und der brasilianischen Metropole konzentriert.

Kontakt

Publikation „Rolândia im Norden von Paraná“: Dr. Peter Mainka, peter.mainka@uni-wuerzburg.de

Kooperationen mit Brasilien und Südamerika: Dr. Julien Bobineau, Ref. 1.1 International Relations Office, T: +49 931 31-83826, julien.bobineau@uni-wuerzburg.de

Mehr Informationen zu Peter Mainkas Forschung in Brasilien gibt es hier.

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