Deutsch Intern
Occupational Health and Safety, Animal Welfare and Environmental Protection

Gehörschutz

Als Gehörschutz werden alle Arten von Schutzeinrichtungen bzw. Schutzausrüstung bezeichnet, die das Gehör vor Schaden, hauptsächlich vor zu lauten Geräuschen, schützen.

Einsatzgebiete

In einer Umgebung mit hohem Schallpegel, wie bei der Arbeit in der Nähe von lauten Maschinen (Flughafen, Straßenbau, Industriemaschinen, etc.) ist das Tragen eines Gehörschutzes am Arbeitsplatz seit Februar 2006 ab 85 dB(A) vorgeschrieben. Ferner wird auch gefordert, dass von seiten des Arbeitgebers ab 80 dB(A) geeigneter Gehörschutz zur Verfügung steht. Auch bei Musikveranstaltungen aller Art (Konzerte, Diskotheken, Festivals, Paraden u. a.) wird dieser Schalldruckpegel oft bei weitem überschritten. Bei allen Veranstaltungsformen gilt die EU-Richtlinie für die Arbeitnehmer, die DIN 15905-5 für die zulässigen Lautstärken, denen das Publikum ausgesetzt werden darf und der Rat, den Gehörschutz selbst in die Hand zu nehmen.

Weitere Einsatzgebiete:
Auf Reisen in lauten Verkehrsmitteln (Bahn, Bus, Auto, Flugzeug, Motorrad), bei schnarchenden Bettnachbarn oder anderen schlafstörenden Umweltgeräuschen, Silvesterböller, Karneval, Schießsport, Motorsportveranstaltungen u.ä.

Bewertung des Dämmwertes eines Gehörschutzes

Die nach einer Prüfnorm für den Arbeitsschutz zugelassenen Gehörschützer werden immer mit Angaben zu ihrem Dämmverhalten (HML-Werte) in den Markt gebracht. Zum vereinfachten Vergleich verschiedener Produkte ist u. a. ein SNR-Wert angegeben. Dieser gemittelte Dämmwert über den relevanten Frequenzbereich erlaubt allerdings nur eine Orientierung. Zustand und Verwendung eines Gehörschutzes haben entscheidenden Einfluss auf dessen Wirkung im Einsatzfall.

In der Praxis wird im Vergleich bereits aus Sicherheitsgründen ein Abzug von diesem SNR-Wert gemacht. Dieser bet

  • Stöpsel 9 dB(A)
  • Kapseln 5 dB(A)
  • Otoplastiken 3 dB(A)

Gehörschutz für die Besucher von Veranstaltungen ist durch die zulässigen Lautstärkepegel geregelt in der DIN 15905-5. Das Publikum darf in Deutschland durchschnittlichen Pegeln von 99 bis 100 dB(A) ausgesetzt sein.

Diese werden häufig nicht eingehalten. In den letzten Jahren wurden verschiedentlich Veranstalter wegen Nichteinhaltung der Pegel bei eingetretenen Gehörschäden zu Schadenersatzleistungen verurteilt.

Gehörschutzarten

Kapselgehör

Bei kurzzeitigem Gebrauch (z. B. im Gebäudebau) verwendet man meistens einen Kapselgehörschutz. Dabei handelt es sich um geschlossene kopfhörerähnliche, ohrumschließende Kapseln, die leicht und jederzeit angelegt und wieder abgenommen werden können. Das Ohr wird bei derartiger Ausrüstung komplett von einer Hartkunststoffschale umschlossen, die an der Berührungsstelle gepolstert und ansonsten mit schalldämmendem und polsterndem Schaumstoff ausgekleidet ist. Außerdem besteht die Möglichkeit, Lautsprecher einzubauen, sodass Anweisungen und andere Mitteilungen (z.B. Funkgerät) trotz Gehörschutz und Außengeräuschen verstanden werden können. Es ist auch möglich, direkt an der Außenseite der Gehörschutzkapsel ein Mikrofon anzubauen, welches die Umgebungsgeräusche aufnimmt, über einen kleinen Verstärker verarbeitet und im Inneren der Kapsel über einen kleinen Lautsprecher abgibt. Der Verstärker besitzt jedoch eine eingebaute, sehr schnelle Regelung, die nur Geräusche bis zu einem bestimmten Lautstärkepegel verarbeitet (Peak Clipping [PC], Automatic Gain Control [AGC]). Ein lauter Knall zum Beispiel wird dadurch effektiv gedämmt; Gespräche sind weiterhin möglich. Dieses System wird beispielsweise auf Schießständen der Polizei beim Unterricht im praktischen Waffengebrauch eingesetzt.

Vorgefertigte Gehörschutzstöpsel

Vorgefertigte Gehörschutzstöpsel werden auch als Ohrenstöpsel oder Ohrstöpsel bezeichnet. Umgangssprachlich werden sie oft einfach mit dem Herstellernamen des weit verbreiteten Produkts „Ohropax“ bezeichnet.

Rechtlich wird in

  • vor Gebrauch zu formende Gehörschutzstöpsel zum einmaligen Gebrauch,
  • fertig geformte Gehörschutzstöpsel zum einmaligen Gebrauch und
  • fertig geformte Gehörschutzstöpsel zum mehrmaligen Gebrauch

unterschieden.

Es gibt Ausführungen aus wachsgetränkter Wolle, Silikon, Schaumstoff oder weichem Kunststoff (weiche Lamellen-Bauform). Die Wachskugeln werden durch Kneten weich gemacht, grob vorgeformt und dann direkt in den Gehörgang gesteckt. Sie verformen sich leicht beim Einsetzen und Herausnehmen. Die Reinigung gestaltet sich als recht schwierig und ist in der Regel nicht möglich. Schaumstoffstöpsel werden zunächst zusammengerollt und dann in den Gehörgang eingeführt, wo sie sich ausdehnen. Die Kunststoffstöpsel sind fertig geformt und müssen nur in den Gehörgang eingeführt werden. Je nach Größe und Form des Gehörganges können Kunststoffstöpsel jedoch audiologisch ungeeignet und unbequem sein. Die Stöpsel können mit einem Trageband oder einem Kunststoffbügel verbunden werden (Bügelstöpsel), dadurch entsteht nur ein geringes Druckgefühl im Gehörgang und sie können leicht eingesetzt werden (Anwendungsgebiete wie Kapselgehörschutz).

Diese Ausführungen sind vergleichsweise kostengünstig und deshalb für den unregelmäßigen Gebrauch gut geeignet. Sie sind jedoch nicht sehr langlebig; speziell die Ausführungen aus Schaumstoff und Wachs sind rasch mit Ohrenschmalz verunreinigt und können und sollten somit nicht lange benutzt werden. Des weiteren verliert der Schaumstoff seine Fähigkeit, sich nach dem Zusammenrollen wieder ausreichend auszudehnen, um den Gehörgang abzudichten.

Wenn eine maximale Schalldämmung erwünscht ist, kann es, aus audiologischer Sicht, bei der Benutzung eines solchen Gehörschutzes zu einer "Fehlbedienung" kommen, da die Tiefe, in der der Gehörschutz sich im Gehörgang befindet, beim Einsetzen selbst bestimmt werden kann. Die Tiefe, in der der Gehörschutz im Ohr sitzt, bestimmt nämlich darüber, wie groß das verbleibende Luft-Restvolumen im äußeren Gehörgang zwischen Gehörschutz und Trommelfell ist - je kleiner dieses Volumen ist, um so höher ist die mögliche Schalldämmung.

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Individuell angefertigte Gehörschutz-Otoplastiken

Anstatt bei häufigem Gebrauch eines Gehörschutzes ständig neue Stöpsel nachzukaufen, ist es möglich, sich bei einem Hörgeräteakustiker einen individuellen Gehörschutz anfertigen zu lassen. Hierfür nimmt der Hörgeräteakustiker eine Abformung des äußeren Gehörganges und eines Teils der Ohrmuschel, um daraus ein Maßohrstück anzufertigen. Je nachdem für welche Ansprüche der Gehörschutz genutzt werden soll, wird man vom Hörgeräteakustiker beraten, um ein optimales Ergebnis zu erreichen.

Als Materialien für Otoplastiken können verwendet werden:

  • Acryl: harter Kunststoff - leicht zu reinigen - nahezu unbegrenzte Lebensdauer
  • Silikon: weicher Kunststoff - leicht zu reinigen - lange Lebensdauer - sehr angenehm zu tragen, weil sich die Otoplastik den Bewegungen des Gehörganges anpasst (Sprechen/Lachen/Kaubewegungen).
  • Fotoplast: harter Kunststoff - qualitativ höherwertiges Material als Acryl, da es weniger Restmonomere enthält und die Schrumpfungsrate niedriger ist. Fotoplast härtet nur unter UV-Licht aus.

Die Sitztiefe des Gehörschutzes im Ohr und das daraus resultierende Restvolumen zwischen Gehörschutz und Trommelfell ist bei der Verwendung eines individuell gefertigten Gehörschutzes bei jedem Einsetzen gleich - somit ist eine Fehlbedienung auszuschließen.

Ein individuell gefertigter Gehörschutz kann sehr unauffällig hergestellt werden oder, wenn gewünscht, auch bunt, mit Schmucksteinen oder ähnlichem geschmückt als Ohrschmuck getragen werden. Der Hörgeräteakustiker steht hierbei beratend zur Seite.

Mit einem Griff versehen lässt sich eine Gehörschutz-Otoplastik noch leichter in das Ohr einsetzen und herausnehmen. Speziell bei Kindern (siehe Abschnitt "Schwimmschutz" unten) oder Menschen mit eingeschränkter Motorik kann dies eine große Hilfe sein.

Beim Tragen eines Gehörschutzes werden, je nach Modell und Material, die unterschiedlichen Frequenzen bzw. Töne unterschiedlich stark gedämmt und somit unterschiedlich laut wahrgenommen. Das Klangbild erscheint somit nicht mehr linear. Dieser Effekt kommt vorzugsweise bei Musikern und Musikliebhabern (Konzerte etc.) negativ zum Tragen, weil hier ein lineares Klangbild erhalten bleiben sollte. Um speziell das wertvolle und stark gefährdete Gehör eines Musikers/Musikliebhabers zu schützen, kann der Hörgeräteakustiker in eine maßgefertigte Otoplastik einen speziellen akustischen Filter (z.B. Elacin (R) ER-9, ER-15, ER-25; Elacin (R) Biopact) einsetzen. Dieser Filter ist so konstruiert, dass ein lineares Klangbild erhalten bleibt, aber gleichzeitig eine ausreichende Schalldämmung vorliegt.

Das Musizieren ohne Gehörschutz kann eine bleibende Gehörschädigung hinterlassen. Beispielsweise hören Menschen, die seit vielen Jahren regelmäßig Geige spielen, meist auf dem linken Ohr bedeutend schlechter als auf dem rechten. Ähnliches ist bei langjährigen Berufskraftfahrern zu beobachten, die gerne mit offenem linken Seitenfenster fahren.

Ein individueller Gehörschutz ist zwar teurer als ein vorgefertigter, er bietet jedoch folgende Vorteile:

  • hohe Lebensdauer (bei guter Pflege viele Jahre; Ausnahme: bei Kindern (Wachstum))
  • einfache Reinigung (Wasser + Seife, Ultraschallbad [Reinigungsservice beim Hörgeräteakustiker])
  • hoher Tragekomfort da maßgefertigt
  • hohe Schalldämmung möglich (falls erwünscht)
  • individuelle Frequenzanpassung möglich (durch Filter und/oder Belüftungsbohrung)
  • unauffällig oder auch als „Schmuckstück“ herzustellen. (Bsp. für Disco: unter Schwarzlicht leuchtende Neonfarben) (siehe Artikel Otoplastik, Abschnitt Schmuckotoplastik)
  • mit linearem Filter deutlich verbesserter Klang im Vergleich zu allen anderen Lösungen, da die Transparenz der hohen Frequenzen erhalten bleibt. Man fühlt sich dadurch deutlich weniger von der Umwelt "abgekapselt", da alle Geräusche so klingen, als ob man keinen Gehörschutz tragen würde - es ist lediglich alles leiser, um das Gehör zu schonen. Der Pegel der Dämmung ist abhängig vom gewählten Filter. (Beim Elacin (R) gemittelt 9 db, 15 dB oder 25 dB)
  • Beim Elacin (R) ER-9, ER-15 oder ER-25 Gehörschutz, kann das Filterelement gegen den Hörer "EIM-15" getauscht werden, wodurch aus dem Gehörschutz ein In-Ear-Monitoring-System wird. Dieser Wechsel kann leicht vom Nutzer selbst vorgenommen werden.

Die mit rund 15 Euro (pro Ohr) hierbei wahrscheinlich preisgünstigste Möglichkeit ist die Herstellung eines Gehörschutzes aus additionsvernetzendem Silikon, welcher nach Abformung der Ohren, die etwa 15 Minuten dauert, innerhalb von rund 20 Minuten vom Hörgeräteakustiker direkt im Fachgeschäft fertiggestellt werden kann. Diese Variante hat jedoch eine etwas geringere Lebensdauer als lackierte Silikon-Varianten. Bei allen anderen Materialien muss vor der eigentlichen Herstellung der Otoplastik eine Negativform der Ohrabformung hergestellt werden. Da dies mehr Zeit beansprucht und die Materialien teurer sind, ist auch der Preis eines solchen Gehörschutzes höher. Hinzu kommen natürlich die akustischen Filter bei hochwertigen Gehörschutzsystemen. Der Paarpreis eines high-tech Gehörschutzsystems beträgt rund 150-192 Euro inkl. einem Satz Filter.

Die schalldämmende Wirkung mit individuell gefertigten Maßohrstücken ist meist besser als mit einem Kapselgehörschutz oder Ohrenstöpsel zu verwirklichen. Auch sind die Maßohrstücke und Stöpsel kaum sichtbar (sofern erwünscht) und sie stören bei der Arbeit nicht auf dem Kopf. Besonders in warmer Umgebung oder unter körperlicher Anstrengung schwitzt man sehr schnell unter einem Kapselgehörschutz.

Nach den Vorschriften der Berufsgenossenschaft gelten bei der Auswahl des Gehörschutzes Stöpsel und Kapseln als gleichwertig. Ab 80 dB(A) wird das Tragen eines Gehörschutzes am Arbeitsplatz empfohlen, ab 85 dB(A) ist er vorgeschrieben.

Die Dämmung eines Gehörschutzes durch die oben erwähnten Methoden liegt maximal bei grob 25-40 dB (diese Angabe ist stark frequenz-, material- und anatomieabhängig! Um höhere Dämmwerte zu erreichen, kann ein im Ohr getragenes Gehörschutzsystem (Otoplastik oder Stöpsel) mit einem Kapselgehörschutz kombiniert werden. )

Schwimmschutz

Bei Trommelfellperforationen oder wenn bei Mittelohrentzündung zur Belüftung der Paukenhöhle ein Paukenröhrchen in das Trommelfell eingesetzt wurde (häufig bei Kindern), kann ein individueller Gehörschutz aus Silikon benutzt werden, um zu verhindern, dass beim Duschen und Baden Wasser in das Ohr fließt. Hierbei muss jedoch darauf geachtet werden, dass mit einem Gehörschutz und intaktem Trommelfell nicht getaucht werden sollte, da durch die Flächentransformation zwischen Außenseite und Innenseite des Maßohrstückes und die starke Abdichtung des Gehörganges bei zunehmendem Umgebungsdruck unter Wasser kein Druckausgleich des Luft-Restvolumens zwischen Maßohrstück und intaktem Trommelfell erfolgen kann und dieses bei zu großem Druck reißt. Solch einen Schwimmschutz gibt es auch mit einem Griff versehen, um das Einsetzen und herausnehmen zu erleichtern. Falls erwünscht ist es möglich, die beiden Otoplastiken mit einer Kordel zu verbinden, um - speziell bei Kindern während des Tobens im Freibad - die Wahrscheinlichkeit des Verlustes der Maßohrstücke zu senken.

Schallschutzanzug

Höhere Dämmungen als mit einem konventionellen Gehörschutz sind nur durch spezielle Schallschutzanzüge realisierbar. Der Grund für die begrenzte maximale Dämmung einer Gehörschutzplastik/-stöpsels oder Kapselgehörschutzes liegt darin, dass das Innenohr auch Schallwellen registriert, die über den Körper aufgenommen wurden. Der Luftschall wird zu Körperschall, breitet sich im Körper aus und wird über den Skelettapparat bis zum Innenohr, welches im Schädelknochen eingebettet ist, geleitet. Um folglich eine sehr große Dämmung zu erreichen, muss der Körperschall großflächig unterbunden werden und somit der Mensch durch einen Schallschutzanzug von der Umwelt abgekapselt werden. Die Verwendung solch eines Anzuges ist ab Dauerlärmpegeln von etwa 125 dB sinnvoll. Man findet sie auf Flughäfen oder bei der Armee.

Normen, Vorschriften etc.