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The role of emotions for health

Das Alumnibüro lädt herzlich ein zum diesjährigen internationalen Alumni-Symposium, das mit finanzieller Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes durchgeführt wird. Das Symposium wurde fachlich von Prof. Paul Pauli und Prof. Jürgen Deckert ausgestaltet. Insgesamt konnten 20 Alumni aus aller Welt als Referenten eingeladen werden (siehe Reiter Programm). Die Programmsprache wird englisch/deutsch sein.

Prof. Paul Pauli leitet den Lehrstuhl für Psychologie I - Biologische Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Würzburg

Prof. Jürgen Deckert ist Leiter der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.

In der Gesellschaft ist die Meinung, dass Gefühle und Denkweisen einen Einfluss auf unsere Gesundheit haben können, stark verbreitet. Inwiefern würden Sie dies aus der Forschungsperspektive bestätigen?

Gefühle und Denkweisen können unsere Gesundheit auf direkte und indirekte Weise beeinflussen. Der indirekte Weg geht über das Verhalten. Es gibt vielfache Belege, dass Emotionen unser Verhalten beeinflussen, und Verhalten ist natürlich für die Gesundheit entscheidend. Beispielsweise kann Angst die Durchführung einer Vorsorgeuntersuchung verhindern, Freude und Lust auf Süßigkeiten zu Gewichtszunahme führen und Wut zu unüberlegtem selbst gefährdenden Verhalten führen.  

Aber es gibt auch einen direkten Weg. Bestimmte Emotionen, z. B. starke Angst,  gehen beispielsweise einher mit physiologischen und hormonellen Veränderungen (z.B. Cortisolausschüttung), die direkt auf die Funktionsfähigkeit von Organen wirken und auch das Immunsystem beeinflussen, somit direkt auf den Gesundheitszustand wirken.  

So haben Patienten mit Angststörungen und Depressionen bei nicht ausreichender Behandlung ein erhöhtes Risiko, später im Leben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken.

Haben Sie sich in Ihrer Forschung in Bezug auf bestimmte Gefühle einen Schwerpunkt gesetzt? Wenn ja, warum?

Paul Pauli: Meine Forschung fokussiert auf Angst und Furcht, zum einen weil diese Emotion unser Verhalten sehr stark beeinflusst und weil Angststörungen die häufigste psychische Störung sind.

Jürgen Deckert: Angststörungen sind für einen klinisch tätigen Arzt auch deswegen so wichtig, weil sie nicht selten Vorläufer für Depressionen sind, die nach Einschätzung der WHO in 2020 weltweit die Erkrankung sein werden, die  die Menschen im mittleren Lebensalter am meisten beeinträchtigen werden und nicht selten stationär behandelt werden müssen. Eine rechtzeitige Erkennung und Behandlung von Angststörungen könnte wahrscheinlich viele Depressionen später im Leben verhindern helfen.


Steigt die Anzahl der Phobiker (allgemein gesprochen) - was sind Gründe hierfür?

Paul Pauli: Nein, die Anzahl von Personen mit Angststörungen hat sich bei uns in den letzten Jahren nicht verändert.

Jürgen Deckert: Allerdings suchen die Betroffenen eher Behandlung und sind auch eher bereit darüber zu sprechen. Auch in den Medien wird heute mehr darüber berichtet.

Man spricht von einer generell gestiegenen Angst in der Gesellschaft durch z. B. potentielle Terroranschläge, aber auch nach ganz allgemeinen Themen. Fließen solche Trends ebenfalls in Ihre Forschung ein und falls ja, in welcher Weise?

Paul Pauli: Besondere Ereignisse, z.B. Krieg, Umweltkatastrophen etc., erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass man traumatische Erlebnisse hat und somit auch das Risiko für eine Angsterkrankung. Der Zusammenhang zwischen solchen traumatischen Lebensereignissen und der Entstehung einer Erkrankung ist Teil meiner Forschung.

Jürgen Deckert: Traumatische Lebensereignisse sind allerdings eher selten. Bei den meisten Angststörungen sind es eher häufige Lebensereignisse, die als Stress erlebt werden wie Trennungen oder Verluste, und die in der Wechselwirkung mit individueller Veranlagung zur Entstehung von Angsterkrankungen beitragen können. Diese Wechselwirkung zwischen Umwelt und Genen zu erforschen ist das zentrale Thema unserer Forschung.

Was begeistert Sie besonders an Ihrer Arbeit?

Paul Pauli: Das jeder Emotionen kennt und erlebt hat und für viel oft richtungsweisende Konsequenzen haben. Gleichzeitig sind die die Entstehung und Grundlagen von Emotionen noch kaum verstanden.

Jürgen Deckert: Besonders spannend ist es Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in der Therapieforschung umzusetzen, dies ist in der Vernetzung zwischen dem Sonderforschungsbereich TR58 „Furcht, Angst und Angsterkrankungen“ , dem Graduiertenkollege „Emotions“ und den Psychotherapienetzwerken PanikNetz und Protect-AD beispielhaft und weltweit einmalig möglich.

Warum ist die Vernetzung mit internationalen Alumni als Forscherkollegen wichtig?

Paul Pauli: Forschung zum Thema Angst ist komplex, da soziale, psychologische und biologische Faktoren, die in einer komplexen Interaktion zueinander stehen, entscheidend für die Entstehung von Angststörungen sind. Expertise in einem Fachgebiet genügt hier also nicht. Unser Forschungsgebiet ist auf Kooperationen angewiesen, und internationale Alumni sind optimale Kooperationspartner.

Jürgen Deckert: Ohne die Zusammenarbeit zwischen Experten der verschiedensten Fachdisziplinen, zB Psychiatern, Psychologen, Molekularbiologen und Elektrophysiologen ist Fortschritt auf unserem Forschungsgebiet nicht möglich.  Bei hochspeziellen Fragestellungen geht dies nur international und hier sind Alumni oft die ersten Ansprechpartner und Brückenbilder. Beispiel ist ein gemeinsames DAAD Projekt mit Kollegen aus dem ehemaligen Jugoslawien zu posttraumatischer Belastungsstörung, das über einen Alumnus vermittelt wurde.