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Nachruf von Prof. Hans Joachim Gross

20.09.2019

Prof. Hans Joachim Gross verstarb am 6. August 2019 im Alter von 83 Jahren. Es geht ein hochrangigen Wissenschaftler, geschätzten Kollege und Mentor verloren, der als Leiter des damaligen Instituts für Biochemie die molekularen Lebenswissenschaften der Universität Würzburg maßgeblich mitgeprägt hat.

Prof. Gross studierte Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU), an der er im Jahre 1965 auch seine Promotion mit "summa cum laude" abschloss. Seine Arbeit hatte zum Thema "Untersuchungen über Aromatisierungsreaktionen bei Steroiden" am Max-Planck Institut (MPI) für Biochemie in München unter der Leitung von Heinz Dannenberg angefertigt. Zwischen 1967 udn 1968 erhielt er ein Stipendium und war als Post - Doktorand in den USA bei Har Gobind Khorana an der University of Wisconsin, in Madison. Von 1968 bis 1980 leitete er eine Forschungsgruppe am MPI. 1973 forschte er als Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology (MIT). 1976 habilitierte er im Fach Biochemie an der LMU, die ihm 1979 auch die Venia Legendi verlieh. Am 16.06.1980 trat er in der Nachfolge von Dieter Oesterhelt als Professor in die Dienste des Instituts für Biochemie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), wo er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 01.10.2001 die Institutsleitung inne hatte.

Prof. H.J. Gross wissenschaftliche Arbeiten befassten sich mit Ribonukleinsäure (RNA) und damit verbundenen Enzymen. So gelang ihm die Aufklärung der Struktur von Viroiden. Bei diesen unkonventionellen Krankheitserregern höherer Pflanzen, die viral aktiv sind, handelt es sich um zirkuläre, nicht-kodierende RNA-Moleküle. Weitere Forschungsgebiete umfassten die Expression von tRNA Genen, enzymatische und autokatalytische Intron - Exzision bei Vorläufer - tRNAs und die Charakterisierung von RNA Ligasen. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Humangenetik (Prof. Holger Höhn) untersuchte H. J. Gross die Pathogenese der Fanconie - Anämie. Nach der Pensionierung schloss sich H. J. Gross der BEEgroup von Prof. Jürgen Tautz an und widmete sich u.a. dem angeborenen Zahlenverständnis von Honigbienen.

 

Zahlreiche ehemalige Studenten aus dem In- und Ausland haben die intensive Zusammenarbeit mit H.J. Gross als Lehrer und Forscher geschätzt und die vielfältige Unterstützung für ihre wissenschaftliche Laufbahn gewürdigt.

 

Unter den Preisen, die H. J. Gross für seine wissenschaftlichen Arbeiten erhielt, sei die Carus-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Halle) hervorgehoben. H. J. Gross war u.a. Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO) und für viele Jahre Executive Editor des Journals Nucleic Acids Research (Oxford University Press). H.J. Gross war über mehrere Amtsperioden in die Leitung der Geschicke der Fakultät für Chemie und Pharmazie eingebunden. So begleitete er das Amt des Dekans der Fakultät für Chemie und Pharmazie sowohl von 1983 bis 1985 als auch von 1993 bis 1995. In den jeweils zwei Jahren davor und danach fungierte er als Prodekan. Mehrfach war er Vorsitzender des Ortsverbands Unterfranken der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Mit der Gründung des Biozentrums im Jahre 1991 wurde das Institut für Biochemie unter der Regie von H.J. Gross als erstes von weiteren Instituten vom Röntgenring an das Hubland verlegt.

Die Auflösung des Instituts erfolgte 2005 im Zuge der Neubesetzung des Lehrstuhls für Biochemie und der Angliederung an das Theodor-Boveri-Institut für Biowissenschaften, in dem heute interdisziplinär fach-und fakultätsübergreifend an zehn Lehrstühlen Forschung und Lehre betrieben wird.

 

Prof. Dr. Dr. Lorenz Meinel, Dekan

Prof. Dr. Utz Fischer, Lehrstuhl für Biochemie

apl. Prof. Dr. Hildburg Beier, Lehrstuhl für Biochemie

 

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