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A.3 - Quality Management, Organisational Development & Campus Management

Prozessdokumentation

Priorisierung und Auswahl von Prozessen

Prozessmanagement lernt sich am besten, indem man es tut. Beginnen Sie daher mit einem Prozess, der gerade in Ihrem Fokus steht. Gründe können dafür sein:

  • Der Prozess ist Teil Ihrer Hauptaufgabe und trägt zur Erreichung Ihrer Ziele bei.
  • Der Prozess betrifft sehr viele Mitglieder der Universität, z. B. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Studierende. Er hat große Auswirkungen auf deren Erfahrungen mit der Universität.
  • Der Prozess bindet einen Großteil Ihrer Ressourcen.
  • Der Prozess ist gekennzeichnet durch die Beteiligung mehrerer Abteilungen.
  • Der Prozess ist optimierungsbedürftig, weil er z. B. viele Nachfragen oder Korrekturen hervorruft. Oder er bietet anderweitig ein großes Potenzial zur Optimierung, z. B. durch Vermeidung von Medienbrüchen, Umstellung auf Self Service oder Automatisierung.
  • Der Prozess muss an veränderte Rahmenbedingungen oder Vorgaben angepasst werden.
  • Der Prozess ist durch ein aktuelles Projekt, z. B. eine Software-Einführung, in Ihren Fokus geraten.

Sie können sich auch einen Überblick für Ihren Aufgabenbereich schaffen, indem Sie Ihre Prozesse auflisten und sich überlegen, in welcher Reihenfolge und in welchem Zeitablauf Sie sich mit ihnen beschäftigen möchten. Vermeiden Sie es jedoch, alle Prozesse parallel anzugehen, sondern gehen Sie planvoll mit Ihren Ressourcen um, z. B. indem Sie sich eine Prioritätenliste mit den o. g. Kriterien anfertigen.

Abbildung des Ist-Prozesses mit einem Prozessworkshop

Es ist wichtig, im ersten Schritt zunächst den Prozess so zu erfassen, wie er derzeit „gelebt“ wird, d. h. so wie er konkret ausgeführt wird – auch wenn dies ggf. nicht genau den Vorgaben entspricht, Abkürzungen oder Doppelarbeiten enthält. Bilden Sie den Prozess mit den Beteiligten ab, die ihn ausführen. Sie können mit den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Ihrer Abteilung beginnen, aber vergessen Sie nicht die Beteiligten aus anderen Abteilungen.

Hier geht es noch nicht um ein detailliertes Prozessmodell, sondern um den groben Ablauf von Prozessschritten. Mögliche Leitfragen können sein:

  • Wann oder wodurch wird der Prozess genau gestartet – durch eine Anfrage, den Eingang eines Formulars, die Bekanntgabe eines Beschlusses?
  • Für die Gliederung eines Ablaufs eignen sich organisatorische Übergänge: Wechselt die Bearbeiterin oder die bearbeitende Einheit? Wird der Ort gewechselt? Werden für einen Schritt spezielle Systeme eingesetzt bzw. zwischen diesen gewechselt?
  • Welche Informationen werden jeweils benötigt und wie kommen sie in den Prozess? Beispiele können sein: über ein Formular, über Nachfragen, über Eigenrecherche, aus SAP oder einer Datenbank.
  • Welchen Output hat der Prozess? Was ist ggf. das Ziel des Prozesses? Welche Formulare, Informationen, Dokumente werden im Rahmen des Prozesses als Ergebnis produziert? Was passiert mit diesen Informationen?
  • Wenn in Ihrer Runde bei bestimmten Punkten Unklarheit besteht oder man sich nicht einig ist, wo ein Schritt endet oder ein nächster beginnt – notieren Sie dies, denn dies kann ein Hinweis auf Reibungspunkte sein, die verbessert werden können.
  • Überlegen Sie sich nach der Erfassung Ihrer Sicht auf den Prozess auch, wie er sich aus der Sicht anderer Prozessbeteiligter (z. B. Dekanate, Lehrstühle oder Studierende) darstellen könnte. Wenn es sinnvoll und möglich ist, sollten Sie Informationen dieser Prozessbeteiligten einholen.

Für die Dokumentation des Ist-Prozesses empfehlen wir Ihnen, einen Workshop mit den Beteiligten durchzuführen. Die einzelnen Prozessschritte können zur Veranschaulichung auf Post-It-Klebezetteln notiert werden – zunächst von jedem Workshop-Teilnehmer individuell, dann zusammengetragen in der Gruppe. Auf diese Weise können auch die „leiseren“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Sicht einbringen, während in der Gruppenphase das gemeinsame Prozessmodell herausgearbeitet wird. Die Klebezettel können auf einem Tisch oder einer Metaplan-Wand auf- und umgeklebt werden und dadurch die Diskussion von Prozessvarianten bildlich unterstützen.

Fast jeder Prozess hat verschiedene Varianten (auch Verzweigungen genannt). Konzentrieren Sie sich zunächst auf die häufigen Fälle (ca. 70-80% ihrer Fälle reichen). Notieren Sie individuelle Varianten Ihrer Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter, sofern Sie Ihnen relevant erscheinen – aber vermeiden Sie es, sich in individuellen Details zu verlieren. Es sollte eine Prozessbeschreibung des gelebten Prozesses für Ihr Referat oder Ihre Abteilung entstehen.

Prozessinterviews und weitere Informationsquellen

In manchen Fällen ist eine Erhebung der Prozesse durch die Befragung von Einzelpersonen zielführender als ein Workshop. So entfallen der Gruppendruck und die mögliche Befürchtung, sich für die eigene Prozessdurchführung rechtfertigen zu müssen oder durch andere vor der Gruppe korrigiert zu werden.

Überlegen Sie sich vor einem Einzelgespräch, was die Rolle des Interviewten ist, welche Themenschwerpunkte Sie setzen wollen und in welcher Reihenfolge Sie Ihre Themen abarbeiten möchten. Machen Sie sich klar, was Ihre Rolle gegenüber dem Interviewten ist, und inwiefern sie oder er darauf vertrauen können, dass die gegebenen Antworten ihr oder ihm nicht schaden. Seien Sie ehrlich und offen über Ihre Absichten. Gewähren Sie gegebenenfalls Anonymität und nehmen Sie die Antworten des Befragten ohne Zweifel auf. Machen Sie sich aber auch seinen oder ihren Blick auf den Prozess bewusst.

Prozessinterviews können schriftlich, telefonisch/ digital oder mündlich stattfinden. Wir empfehlen Ihnen, die Erhebung durch Leitfragen vorzustrukturieren, damit gewährleistet wird, dass alle beabsichtigten Themen auch angesprochen werden. Geben Sie jedoch auch Raum für zusätzliche Aspekte. Offene W-Fragen (Wie? Welche? Warum?) regen zu ausführlicheren Antworten an als geschlossene Ja/Nein-Fragen. In besonderen Fällen kann sich jedoch auch ein Fragebogen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten eignen, wenn Sie z. B. die Häufigkeit bestimmter Prozessvarianten oder Probleme erfassen möchten.

Weitere Informationen erhalten Sie aus der Recherche in Unterlagen – Welche Vorgaben gibt es für den betrachteten Prozess? Was ist bekannt oder dokumentiert über Fallzahlen, Probleme und Lösungsansätze, Beschwerden? Schauen Sie in eine Stichprobe von prozessrelevanten Akten oder Dokumenten.

Eine weitere Methode ist die (teilnehmende) Beobachtung am Prozess; d. h. einfach einmal den Prozess mit den Beteiligten zu durchlaufen und dabei Fragen zu stellen: Warum schreiben Sie dies auf? Was erfahren Sie von ihm? Wer liest diese Information? Warum geben Sie dies ein? usw. Wichtig ist es jedoch, vorher ein grobes Gesamtverständnis des Prozesses zu haben, sonst verliert man in dieser „Ameisenperspektive“ schnell den Überblick.

Erforderliche Unterlagen

Für eine vollständige Prozessdokumentation sind eine tabellarische Prozessübersicht sowie ein Prozesssteckbrief zu erstellen. Beginnen Sie mit der Prozesstabelle, in der sie den derzeitig angewendeten Prozess (d. h. den Ist-Prozess) dokumentieren. Wenn Sie einen Überblick über Ihren Prozess haben, füllen Sie den Prozesssteckbrief aus.

Wenn dann noch Angaben für den Prozesssteckbrief fehlen, sollten diese Punkte bei der Festlegung des Soll-Prozesses vereinbart werden.

Jeder Prozess an der Uni Würzburg bekommt einen Prozesssteckbrief, auf dem einige wichtige Informationen in standardisierter und übersichtlicher Form enthalten sind. Der Prozesssteckbrief gibt einen Überblick über den Prozess und seine Rahmenbedingungen, ohne ihn bereits im Detail zu modellieren.

Hier finden Sie die entsprechende Vorlage: Prozessteckbrief

Vorgehen beim Ausfüllen:

  1. Im Prozesssteckbrief wird der Prozess zunächst benannt.
  2. Zudem wird der oder die Prozessverantwortliche namentlich sowie
  3. Die federführende Fachabteilung aufgeführt.
  4. Gibt es weitere Prozessbeteiligte (interne und externe Kunden, die das Ergebnis erhalten), so sind auch diese aufzuführen.
  5. Weiterhin sind der oder die Prozessauslöser (Prozessstart) zu definieren, ebenso wie
  6. Das angestrebte Prozessergebnis (Prozessende).
  7. Gibt es einen vorgelagerten und/ oder einen nachgelagerten Prozess in der Prozesskette, so sind auch diese zu benennen.
  8. Angaben zur Freigabe,
  9. Reifegrad und
  10. Überarbeitungen des Prozesses

runden den Überblick ab.

Sollten Ihnen hier genannte Begrifflichkeiten unklar sein, finden Sie im Reiter Einführung entsprechende Definitionen.

Für die Dokumentation eines Prozesses – sei es als Beschreibung des aktuellen Ablaufs im Ist-Prozess oder als Entwurf des künftigen Soll-Prozesses – wird die Prozesstabelle genutzt. Durch ihre verbindliche Anwendung können alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ZV die Prozessbeschreibungen gut lesen und vergleichen.

Es gibt zwei Vorlagen, im Word-Format und im Excel-Format. Die Word-Vorlage reicht für meisten Prozesse. Wenn jedoch ein Prozess eine sehr große Anzahl an Zeilen oder zusätzlichen Spalten hat, ist die Prozesstabelle im Excel-Format ggf. besser geeignet.

Vorlage Prozesstabelle word

Eine Vorlage Prozesstabelle für excel wird derzeit noch erstellt.

Zusätzliche Unterlagen

Weitere Unterlagen, z. B. grafische Darstellungen des Prozesses in Prozessdiagrammen, sind optional. Sie können diese erstellen, wenn die Visualisierung den Prozessbeteiligten beim Verständnis bestimmter Aspekte helfen kann, z. B. Informationsflüsse oder Verantwortlichkeiten.

Das Flussdiagramm ist vor allem dafür geeignet, um andere Personen in einen Prozess einzuführen. Insbesondere bei sehr großen Prozessen kann eine grafische Darstellung jedoch schnell unübersichtlich werden. Für die Prozessdokumentation ist sie daher nicht zwingend notwendig.

Für die Erstellung von Flussdiagrammen sind Microsoft Word, Excel oder Powerpoint sehr nützlich.

Anleitung "Prozessdarstellung mit Microsoft Office"
Lesen Sie zuerst die Anleitung zu der Prozessdarstellung mit Word, Excel und Powerpoint. Beschrieben wird die Erstellung von einem Prozessdiagramm mit Typ "Flowchart" und enthält weitere nützliche Tipps zur Erstellung bis hin zur Speicherung als PDF-Formular.

Muster für Flussdiagrammdarstellung mit

* Entnommen aus http://www.excelvorlage.de/entry/13/flussdiagramm

Weitere Schritte

Nachdem der aktuelle Prozess erfasst ist, sollte sich die Analyse anschließen: Was ist gut und soll beibehalten werden und was ist verbesserungswürdig? Hinweise zum weiteren Vorgehen finden Sie auf der nächsten Seite: Prozessverbesserung.

Wir arbeiten derzeit an einem Bogen zur Selbsteinschätzung des Reifegrads eines Prozesses, damit Sie Umfang und Zielsetzung der nächsten Phase für Ihren frisch dokumentierten Prozess besser abschätzen können.