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Physikstudium Würzburg: „eine der besten Entscheidungen meines Lebens“

04/28/2025

Merit Spring ist Physik-Doktorandin an der Uni Würzburg. Hier erzählt sie, was sie an der Forschung fasziniert, wie ihr Studium sie um die Welt führt und warum sich der Studienstart trotz anfänglichem Zweifel gelohnt hat.

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Merit Spring ist Physik-Doktorandin an der JMU und forscht hier zu Quantenmaterialien. (Image: Phil Dera/DIE ZEIT)

Hi! Ich bin Merit, 25 Jahre alt und Doktorandin an der Fakultät für Physik. Ursprünglich komme ich aus dem Süden Bayerns. 2017 bin ich nach Würzburg gezogen, um mein Bachelorstudium in Physik zu beginnen. Schon bei meinem ersten Besuch war ich von der Stadt und der Atmosphäre begeistert. Würzburg ist einfach ideal für Studierende: Die Stadt ist nicht zu groß und neben vielen Cafés und Bars gibt es auch eine Menge Freizeitmöglichkeiten, zum Beispiel den Main, dessen Ufer zu Picknicks mit Freunden einladen. Würzburg fühlt sich einfach familiär an und als Ersti findet man schnell Anschluss.

Rückblickend war der Studienbeginn für mich trotzdem alles andere als einfach: ein Umzug in eine neue Stadt, ein neues Umfeld, und dann auch noch das anspruchsvolle Studium – das war eine echte Herausforderung. Aber: Ich habe ziemlich schnell neue Leute kennengelernt und mich gemeinsam mit meinen Kommilitonen in den Alltag einer Physikstudentin gestürzt.

Von anfänglichen Zweifeln

Physik hatte mich schon in der Schule begeistert – das Fach an einer Universität zu studieren, war allerdings noch lange ein abschreckender Gedanke für mich. In meiner Vorstellung musste man ein „Nerd“ sein, um dem Studium gewachsen zu sein. Irgendwann habe ich mir dann aber einen Ruck gegeben und es einfach mal probiert. Und im Nachhinein kann ich sagen, dass sich das absolut gelohnt hat.

Natürlich erfordert das Fach ein solides mathematisches Verständnis und viel Willenskraft. Aber vor allem ist es wichtig, wirklich eine Leidenschaft für die Physik mitzubringen und sich mitreißen zu lassen. Gelingt einem das, lässt sich das Studium auf jeden Fall erfolgreich abschließen.

Den Bachelorstudiengang Physik schaffst du nur als Teamplayer

Im Bachelorstudium sind die Veranstaltungen weitgehend vorgegeben, um ein solides Fundament in den Grundlagen zu schaffen, zum Beispiel in der Mathematik und der Quantenphysik. Dazu gehören wöchentliche Übungsblätter, die im Team gelöst werden müssen. Diese gemeinsame Arbeit schweißt unglaublich zusammen und führt wahrscheinlich zu engeren Freundschaften als in fast jedem anderen Studiengang.

Was früher in der Schule „lästige Hausaufgaben“ waren, wird hier zum zentralen Gesprächsstoff – für alle! Generell wird die Notwendigkeit von Teamarbeit in der Forschung im Studium von Anfang an vermittelt. Knifflige Übungsaufgaben lassen sich nur im Team lösen, wenn Köpfe rauchen und intensiv diskutiert wird. Und ja, ein bisschen Freizeit bleibt trotzdem auch, wobei ich die auch oft mit meinen Freunden aus dem Studium verbracht habe.

Praktische Mitarbeit in Forschungsprojekten im Master

Der Masterstudiengang hat mir dann noch mehr Freude bereitet, weil man die Freiheit hat, sich in bestimmten Bereichen zu spezialisieren. Ich habe mich für die experimentelle Festkörperphysik entschieden und forsche nun an neuartigen Quantenmaterialien. Hier geht es vor allem um Angewandte Physik.

Im Physikstudium ist es üblich, dass man während der Bachelorarbeit einen Doktoranden bei der Arbeit begleitet und ein kleines Projekt aus dessen Forschung übernimmt, um so schonmal einen kleinen Einblick in die „richtige“ Forschung zu gewinnen. Die Masterarbeit geht über ein Jahr, was im Vergleich zu anderen Studiengängen ungewöhnlich lang ist – diese Zeit ermöglicht allerdings einen tiefen Einblick in den Forschungsalltag und man wird als vollwertiges Mitglied der Arbeitsgruppe aufgenommen.

Meine Arbeit als Physik-Doktorandin in Würzburg (und auf der ganzen Welt)

Die Begeisterung für die Forschung hat mich schließlich dazu bewogen, meine Promotion anzutreten. Heute verbringe ich den Großteil meiner Zeit im Labor, stelle Proben her und analysiere sie mit verschiedenen Messmethoden. Eine davon ist die Photo-Emissions-Spektroskopie, die auf dem Photoeffekt basiert – jener Entdeckung, für die Albert Einstein den Nobelpreis erhielt. Bei meiner Arbeit nutze ich diesen Effekt, um Informationen über die elektronischen Zustände der neu hergestellten Quantenmaterialien zu gewinnen.

Neben den Experimenten ist auch die Datenanalyse ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Schon im Bachelor wird man auf die Auswertung von Experimenten vorbereitet, und die Programmierung in verschiedenen Programmiersprachen ist ein weiteres nützliches Werkzeug, das man im Studium erlernt. Auch wenn es anfangs etwas komplex erscheint: das Wissen dazu kommt fast wie von selbst und am Ende erleichtert es die Datenanalyse erheblich.

Ein weiterer Pfeiler der Forschung ist die Aufbereitung und Präsentation von Informationen. Das ist besonders wichtig, um wissenschaftliche Ergebnisse zu vermitteln und zu diskutieren. Im Bachelorstudium erlernt man die Grundlagen dafür in den Übungsgruppen. Hier werden die Übungsaufgaben durch Studenten (freiwillig) vorgestellt und dann in der Runde diskutiert, während der Übungsleiter die Diskussion leitet. Gelegentlich im Bachelor, vor allem aber im Master, gibt es Kurse, in denen als Prüfungsleistung Vorträge gehalten werden müssen – und die münden dann wiederum in einer Diskussion mit den Kommilitonen. Ganz so wie im realen Leben als Wissenschaftlerin! Hier werden Forschungsergebnisse zum einen in Seminaren innerhalb der Arbeitsgruppe in der eigenen Universität vorgestellt, aber auch bei internationalen Konferenzen. Als Doktorandin habe ich dadurch die die Gelegenheit, regelmäßig meine Arbeit vor einem breiten Publikum zu präsentieren.

Viel unterwegs bin ich aber nicht nur durch die Teilnahme an Konferenzen: Regelmäßig fahre ich mit meinen Kollegen zu Großforschungsanlagen wie Synchrotrons (so nennt man Teilchenbeschleuniger in der Fachsprache), um dort Messungen durchzuführen. So hat es mich unter anderem schon nach Oxford, Paris und Shanghai verschlagen.

Keine Angst vor dem Scheitern!

Die Physik hilft uns, die Welt um uns herum besser zu verstehen – und genau das macht das Studium so spannend. Besonders als Mädchen hatte ich zu Beginn des Studiums Zweifel, ob ich „gut genug“ bin und mit den männlichen Kollegen mithalten kann. Ich denke aber, dass auch viele Jungs zweifeln, ob sie der Herausforderung gewachsen sind.

Heute kann ich sagen, dass diese Sorgen völlig unbegründet waren. Natürlich muss man sich anstrengen, aber wenn man wirklich will, ist das Studium absolut machbar. Selbst wenn Du Dir nicht sicher bist, ob Du wirklich genug Interesse für die Physik hast, würde ich Dir empfehlen, das Studium zu beginnen, denn es zieht Dich schneller in seinen Bann als Du denkst!

Und selbst wenn man nach dem Studium nicht in der Forschung bleiben möchte, bietet ein Physikabschluss viele berufliche Möglichkeiten außerhalb der akademischen Laufbahn – sei es als Ingenieur (etwa in der Medizintechnik), als Unternehmensberater, in der Finanzbranche, bei großen Tech-Firmen oder sogar in der Patentanwaltschaft.

Viele meiner Kommilitonen haben sich für die Promotion entschieden, viele arbeiten auch in den genannten Berufen. Aber keiner von ihnen unglücklich mit seinem Beruf oder gar ohne Job. Deine Möglichkeiten sind fast unendlich. Alles in allem kann ich wirklich sagen: Das Physikstudium war eine der besten Entscheidungen meines Lebens!

By Merit Spring