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Dr. Simon Bungers, Biologie, Software für Wissenschaft

21.12.2018

Unser Alumnus hat an der Universität Würzburg Biologie studiert. Nach dem Export von Autos nach Finnland und dem Verkauf individueller Boxershorts entwickelt er heute im eigenen Unternehmen Software für die Wissenschaft.

Foto: Privat

Dr. Simon Bungers hat vom Wintersemester 2000 bis Juli 2006 in Würzburg Biologie studiert und mit dem Diplom abgeschlossen, seine Schwerpunkte waren die Fächer Neurobiologie, Zell- und Entwicklungsbiologie sowie Biochemie. Bungers ist einer der Gründer und CEO von labfolder. Die Vision für dieses Unternehmen hatte er während seiner Doktorarbeit am Max-PIanck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen. Nachdem er zunächst als Strategieberater gearbeitet hatte, wurde er bald darauf „ein leidenschaftlicher Unternehmer“, wie es auf der Homepage von labfolder heißt. Sein Fokus liegt heute auf der Geschäftsentwicklung und darauf, das Produkt auf immer neue Niveaus weiter zu entwickeln.

Warum haben Sie sich selbstständig gemacht? Die Idee für mein jetziges Unternehmen labfolder ist in Göttingen im Labor entstanden, sozusagen in meinem eigenen Berufsalltag. Wir haben erkannt, dass es unvorteilhaft ist, wenn jeder seine eigene Forschungs-Kladde auf Papier verwaltet und die Daten schwer gegenseitig zugänglich sind, beziehungsweise sind diese Daten irgendwann auch unübersichtlich und schwer zu verwenden.

Und dann haben Sie gleich ein Unternehmen gegründet? Nein, ich bin erst einmal als Unternehmensberater nach München gegangen und habe danach mit meinem Bruder, mit dem ich schon während meines Studiums gebrauchte Autos nach Finnland exportiert habe, ein kleines Unternehmen mit individuell bestickbaren Boxershorts aufgebaut, das wir später verkauft habe. Der Verkaufserlös ist 2013 in die Gründung von labfolder geflossen, nachdem ich mit Florian Hauer, einem Kollegen aus der Doktorandenzeit in Göttingen, den idealen Partner für das Unternehmen gefunden hatte.

Was macht Ihr Unternehmen? Wir bringen alle Daten eines Forschungs- oder Analyselabors auf eine Plattform und bereiten sie so auf, dass die Ergebnisse besser durchsuchbar sind; dass relevante Daten besser weiterbearbeitet und validiert werden können.

Wofür ist das gut? Wir möchten erreichen, dass sich Mitarbeiter in einem Labor über ihr Wissen und ihre Forschungserkenntnisse effektiv vernetzen und besser zusammenarbeiten können. Unsere Plattform ist sozusagen eine Daten-, Wissens- und Kollaborationsdatenbank, die für den Einzelnen als eine Art elektronisches Laborbuch erscheint, mit dem heterogene Datenmengen aus- und verwertet werden können.

So etwas gab es noch nicht? Was uns auszeichnet ist, dass wir ein extrem flexibles Tool gebaut haben – mit unseren Schnittstellen können wir uns extrem gut im restlichen Laborumfeld mit Hard- und Software vernetzen. Wir sitzen quasi als Daten-Hub in einer Industrie, die mit ihren Fabriken Daten produziert. Labfolder fungiert gewissermaßen als intelligenter Datenmanager.

Wer hat Sie in Ihrem Studium in Würzburg inspiriert? Mich beeindrucken Universalgelehrte sehr – ich habe unter anderem bei Professor Martin Heisenberg studiert, der sagte zum Beispiel solche Sachen wie: „Stellen Sie sich vor, dass das Gehirn die einzige Masse im Universum ist, die versucht, sich selbst zu verstehen“. Diese Idee hat mich schlussendlich dazu inspiriert, meine Doktorarbeit in den Neurowissenschaften zu machen.

Über welche Eigenschaften sollten Gründer Ihrer Meinung nach verfügen? Ich glaube, sie sollten eine gewisse Risikobereitschaft mitbringt. Gleichzeitig sollten sie ihre Risikobereitschaft so verfeinern, dass sie unnötige Risiken so gut wie möglich vermeiden oder abfedern können, beziehungsweise in der Lage sind, Risiken sorgfältig einzuschätzen (lacht). Natürlich ist auch Disziplin ein wichtiger Punkt, und die Fähigkeit, mit Freiheit umzugehen. Ich meine damit die Freiheit, sich seine eigenen Regeln aufzustellen, wie man bestimmte Dinge angeht. Ich glaube fest daran, dass man nur dadurch die nachhaltige Produktivität erreicht, die man als Gründer braucht.

Und sonst so? Die eigenen Stärken und Schwächen erkennen und jeweils im Sinne des Unternehmens einzusetzen, spielt meiner Meinung nach ebenfalls eine wichtige Rolle. Außerdem muss man ziemlich leidensfähig sein; viel aushalten können, tief fallen und sich wieder herausmanövrieren können.

Was hat sie zum Schritt in die Selbstständigkeit motiviert? Mein persönlicher Antreiber ist, generell gesprochen, dass ich etwas schaffen möchte, was einen gewissen nachhaltigen Wert generiert.

Was sagen Sie zum Stichwort Führung? Wir haben Gott sein Dank ein glückliches Team aufbauen können – unsere sehr gute Mannschaft ist ein maßgeblicher Faktor für unseren Erfolg. Wir versuchen, kontinuierlich Anreize für unsere Mitarbeiter zu schaffen; wir haben zum Beispiel ein sehr transparentes und offenes Mitarbeiterbeteiligungsprogramm.

Und welche Rolle spielen Sie als Geschäftsführer dabei? Meine eigene Rolle bei uns ist es, Dinge zu initiieren und anzuschieben – ich musste lernen, abzugeben. Diese Sache hat natürlich auch viel mit dem eigenen Ego zu tun.

Was würden Sie Studierenden raten, die sich selbstständig machen möchten? Auf jeden Fall, im Kleinen anzufangen mit einer selbstständigen Tätigkeit, die sie sich eigenständig ausgesucht haben. Und sich für andere zu engagieren, etwas für andere zu organisieren. Mein Geschäftspartner und ich waren beispielsweise beide Doktorandenvertreter an unseren Max-Planck-Instituten. In Würzburg fand ich meine Aktivenzeit in der Wingolfsverbindung Chattia zu Würzburg sehr hilfreich. Man organisiert, man managt, man muss rekrutieren und wer einmal einen Convent – eine Art regelmäßige „Management“-Sitzung der Aktiven – mitgemacht hat, dem fällt auch eine Gesellschaftersitzung nicht unbedingt schwer.

Und dann ist der Erfolg garantiert? Nicht unbedingt. Deshalb ist es auch ganz wichtig, dass sie aus gescheiterten Aktionen lernen. Klausur verhauen? Noch mal machen. Noch besser lernen. Wichtig für uns ist auch heute noch das Vernetzen mit anderen. Kein Millionendeal in der Wirtschaft – und auch in der Wissenschaft – geht ohne Persönlichkeit, Vertrauensbildung und Leute, die einem helfen können.

Wie bringen Sie Arbeits- und Berufsleben unter einen Hut? Ich bin Vater von zwei Kindern, meine Frau ist ebenfalls selbstständig. Das ist auf der einen Seite eine große Herausforderung, auf der anderen Seite haben wir beide ähnliche Ziele und Antreiber. Trotzdem besteht unser Leben nicht nur aus Arbeit. An den Wochenenden gehen wir oft wandern, wobei sich das Aktivsein schon irgendwie auch durch unsere Freizeit zieht. Natürlich sind Absprachen wichtig und eine klare Kommunikation, sonst kann es schwierig werden. 

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