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Afrikazentrum

Flucht in der Maghreb-Literatur – Vortrag von Julien Bobineau

25.01.2016

Am Freitag, den 5. Februar 2016, spricht Julien Bobineau im Rahmen der Vortragsreihe "Afrika – Probleme, Potenziale, Perspektiven" zum Thema "Das Boot is(s)t voll. Anthropophagie als postkoloniales Motiv in 'Cannibales'".

Am Freitag, den 5. Februar 2016, sollte eigentlich Kathleen Rahn (Universität Leipzig) zum Thema "Inszenierte Exotik und koloniale Begegnungen: 'Völkerschauen' im Wilhelminischen Kaiserreich“ sprechen. Leider muss der Vortrag krankheitsbedingt entfallen.

Stattdessen spricht Julien Bobineau (Universität Würzburg) zum Thema 'Flucht in der Maghreb-Literatur'. Der Vortrag beginnt am Freitag, den 5. Februar 2016, um 19:30 Uhr im Toscanasaal der Residenz. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Kurzbeschreibung: Der mediale Diskurs um die unzähligen afrikanische Flüchtlinge und die damit einhergehende Problematisierung der europäischen Asylpolitik fand nach den jüngsten Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer ihren zwischenzeitlichen Höhepunkt. Der Publizist Heribert Prantl erklärte das Mittelmeer hiernach zum ‚Massengrab’ und bezeichnete die vielen Toten als direkte Opfer der europäischen Migrationspolitik. Die maghrebinische Migrationsliteratur hat dieses Motiv unlängst aufgegriffen und thematisiert seit den 2000er Jahren zum Einen die gefährlichen und – aus europäischer Sicht – ‚illegalen' Überfahrten mit kriminellen Schlepperbanden, beschäftigt sich aber weiterführend auch mit der Situation der Immigranten und ihrer Stellung im Land der ehemaligen Kolonialherren. Der marokkanische Autor Mahi Binebine verknüpft diese beiden Elemente in seiner frankophonen Erzählung Cannibales (1999), da er einerseits eine Bootsfahrt von Nordafrika nach Europa zentral verarbeitet, andererseits aber Illusion und Wirklichkeit der europäischer Migration aus der Sicht afrikanischer Einwanderer erörtert. Binebine macht dabei deutlich, dass die in Europa gestrandeten afrikanischen Migranten schlichtweg von Gesellschaft und Politik ‚aufgefressen’ werden, somit in den meisten Fällen scheitern und die Schere zwischen zuvor gehegtem Traum und erfahrbarer Wirklichkeit auseinander klafft.

Zur Person: Julien Bobineau M.A. wurde 1986 in Fulda geboren. Er studierte von 2007 bis 2012 Galloromanische Philologie, Öffentliches Recht und Philosophie an der Universität Würzburg und graduierte sich mit einer Arbeit zum Thema Faktualität und Mythos im frankophonen Drama. Seit 2012 ist er dort Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Französische und Italienische Literaturwissenschaft bei Prof. Dr. Brigitte Burrichter. In seiner Dissertation vergleicht er die postkoloniale Figuration von Patrice Lumumba, dem ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten der Demokratischen Republik Kongo, in der kongolesischen Lyrik und im belgischen Drama. Darüber hinaus ist Bobineau Herausgeber der Zeitschrift "promptus - Würzburger Beiträge zur Romanistik" sowie Mitherausgeber der "Schriftenreihe Junges Afrikazentrum" und Mitglied des Vorstandes des Forums Afrikazentrum.

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