Deutsch Intern
  • Teaser des Symposiums von QUADIS und WueDive-Innovation und dann? Perspektive & Inspirationen für die Zukunft der Lehre.
Teaching

Digital ins Sommersemester II

04/21/2020

Damit das Sommersemester 2020 mit digitaler Lehre gut gelingen kann, haben auch die Dozierenden der Chemie und Pharmazie mit Hochdruck an der Umstellung auf digitalen Lehrbetrieb gearbeitet. Hier zwei Beispiele.

In den Studiengängen der Chemie und Pharmazie stellen die Praktika im Sommersemester 2020 eine ganz besondere Herausforderung dar.
In den Studiengängen der Chemie und Pharmazie stellen die Praktika im Sommersemester 2020 eine ganz besondere Herausforderung dar. (Image: Florian Seitz / Universität Würzburg)

In der Serie „Gute Beispiele für digitale Lehre“ stellt einBLICK einige Aktivitäten aus den Fakultäten der Universität Würzburg vor. Wir zeigen, wie Lehrende ihre Vorlesungen, Seminare und Übungen neugestalten, um ihren Studierenden das bestmögliche Lehrprogramm anzubieten. Im zweiten Beitrag der Serie kommen zwei Dozenten aus der Fakultät für Chemie und Pharmazie zu Wort.

Pharmazie: Dr. Jens Schmitz

Jens Schmitz aus der Pharmazeutischen Chemie betreut als Studiengangkoordinator Studierende der Pharmazie und Lebensmittelchemie. „Schon frühzeitig in der Coronakrise haben wir unsere Studierenden regelmäßig informiert und versucht, ihnen Ängste zu nehmen. Eine besonders gute Kommunikation ist gerade jetzt besonders wichtig; in der Lehre sind wir auch stark mit anderen Fächern vernetzt“, sagt Jens Schmitz. Die Grundlagen der Chemie werden beispielsweise zusammen mit den Lebensmittelchemikern gelernt, die Pharmazeutische Biologie Seite an Seite mit Biologen und die Medizinische Chemie mit Studierenden des Master-Studienganges Chemie.

Mit Beginn des Sommersemesters kommen in der Pharmazie rund 60 neue Studierende hinzu. In „normalen Zeiten“ würde die Fakultät ihre Erstsemesterstudierenden in einer Einführungswoche mit zahlreichen Aktivitäten begrüßen – jetzt mussten die Akteure das Programm kurzfristig in Online-Angebote umwandeln.

„Wichtig für unsere neuen Studierenden sind gerade jetzt die ersten Kontakte. Wir prüfen ganz genau, dass wir zu jedem Ersti einen direkten Kontakt haben, sei es per Mail oder Telefon“, so Schmitz. Auch die Fachschaften engagieren sich in diesem Semester besonders kreativ dafür, dass sich trotz Kontaktsperre die neuen Mitstudierenden schnell in der Fakultät zurechtfinden.

Ein wichtiger organisatorischer Schritt ist dabei, sich über die virtuellen Kursräume auf der Lernplattform WueCampus zu informieren. Hier bündelt Schmitz alle wichtigen Informationen und Materialien, die für den Verlauf des Online-Lehrbetriebs im Sommersemester entscheidend sind. „Knapp 500 Studierende der Pharmazie betreuen wir in dem Kursraum. Eine sehr wichtige Funktion hat das Forum, um Nachrichten posten und Fragen beantworten zu können“, erläutert der Studiengangkoordinator.

In den vergangenen Wochen wurde in allen Studiengängen hart daran gearbeitet, das Lehrprogramm auf Online-Formate umzustellen. „Ein wirklicher Kraftakt“, sagt Schmitz.

„Die Präsenzvorlesung in der Pharmazie lebte von der Tafelanschrift. Chemische Formeln, Reaktionen und Mechanismen gehen wir Dozenten an der Tafel Schritt für Schritt durch, und es findet einfach viel Interaktion mit den Studierenden im Hörsaal statt.“ Jetzt jedoch werden vertonte Powerpoint-Präsentationen, Webinare, Videokonferenzen, Online-Chats oder dergleichen im Rahmen einer Vorlesung gefragt sein.

Eine Besonderheit im Studiengang Pharmazie erfordert in diesen Wochen erhöhte Aufmerksamkeit: Die Studienordnung schreibt verpflichtend Praktika vor, die alternativlos als Präsenzpraktika stattfinden müssen und nur teilweise durch Online-Tools ersetzt werden können.

„Dennoch wollen wir jetzt schon unsere Studierenden möglichst gut auf diese Praktika vorbereiten, die auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden müssen. Hierfür erstellen wir gerade ganz neues Online- Material“, erläutert Jens Schmitz.

Assistenten und Tutoren packen gemeinsam mit an, um eine ganze Serie von Lehrvideos zu produzieren, in denen Geräte und ihre wissenschaftliche Handhabung erklärt werden. Auch Messdaten sollten Studierende online auswerten und beispielsweise einen Arzneistoff auf Reinheit überprüfen lernen.

In kürzester Zeit haben die Dozenten auch das Problem der fehlenden Fachliteratur gelöst, solange die Universitätsbibliotheken eingeschränkt nutzbar sind. Für die wichtigsten Titel der Fachliteratur hat die UB Campuslizenzen für alle Pharmazie-Studierenden erworben – mit kostenfreien eBooks können sie in den Online-Vorlesungsbetrieb starten.

Chemie: Dr. Hans-Christian Schmitt

Hans-Christian Schmitt ist Dozent am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie und unter anderem zuständig für Praktika in den Studiengängen Chemie, Biochemie, Biologie, Funktionswerkstoffe sowie Lehramt Chemie.

Bereits Ende März hat er mit Kollegen aus der Fakultät die neuen Erstsemester begrüßt und kennengelernt – in diesem Sommersemester haben die Vorkurse Chemie und Mathematik erstmals virtuell stattgefunden.

Als Auftakt haben sich die Kursleiter mit circa 60 Erstis in einer Zoom-Webkonferenz getroffen. Zuvor hatten sie auf WueCampus viele an das Online-Format angepasste Materialen wie Powerpointfolien, Skripte, Handouts oder CaseTrain-Übungsaufgaben hochgeladen. Im Chemie-Vorkurs kam dabei auch das an der Uni Würzburg entwickelte E-Authoring Werkzeug „Decker“ zum Einsatz.

An den Kursvormittagen hatten die Teilnehmer jede Menge Stoff zum Einüben und Wiederholen, an den Nachmittagen waren sie mit Schmitt zu Zoom-Meetings verabredet. „Ich habe Fragen zum Stoff beantwortet, aber auch viele weitere Infos über unsere Uni weitergegeben. Schließlich ist gerade jetzt sehr wichtig, Hilfestellungen beim Einstieg zu geben, damit die Studierenden schon jetzt einen virtuellen Überblick auch über die verschiedenen Einrichtungen am Campus bekommen“, berichtet Schmitt.

Auch in den Studiengängen der Chemie stellen die Praktika eine ganz besondere Herausforderung dar: „Gerade in der Chemie müssen die Studierenden eine intensive praktische Ausbildung bekommen. Im Rahmen meines physikalisch-chemischen Praktikums erlernen sie Messmethoden, werten die gewonnenen Daten aus und interpretieren sie. Im Sommersemester werde ich ein paar Versuche online anbieten. Hierfür drehe ich kurze Videos über die Durchführung, nehme Messwerte auf, die ich den Studierenden zur Verfügung stelle. Die Studierenden werten die Daten aus, schreiben dazu ein Protokoll und laden sie online hoch. Meine Assistenten bewerten die Protokolle ebenfalls online und geben Feedback.

Dieses Vorgehen ist aber bei einigen Versuchen nicht anwendbar. Diese Versuche sind darum erst am Ende des Semesters eingeplant – in der Hoffnung, dass dann wieder Präsenzlehre im Praktikum möglich ist.“

Den Arbeitsaufwand für die Umstellung von Präsenz- auf Online-Lehre schätzt Schmitt als sehr zeitintensiv ein. Man müsse sich einen neuen Plan für jede einzelne Lehrveranstaltung erstellen, sich in die Software und Technik einarbeiten, immer wieder Probleme lösen – und wenn es nur die Tonqualität ist.

„Das Rechenzentrum bietet hier eine super Unterstützung – vielen Dank“, sagt Schmitt. Da er beispielsweise im Praktikum jede Woche einen neuen Versuch so lange online anbieten möchte, bis es wieder erlaubt ist das Praktikum zu öffnen, werde der Aufwand wohl das ganze Semester hindurch hoch sein.

Wie sieht es in diesem Ausnahmesemester mit dem Selbststudium aus? „Screencasts beispielsweise können das Selbststudium gut fördern. Man kann sich orts- und zeitunabhängig mit dem Lernstoff auseinandersetzen sowie Lerngeschwindigkeit und -rhythmus selbst bestimmen“, sagt Schmitt. Als Dozent könne er durch Übungsaufgaben, Zusatzinfos und ausgewählte Literaturstellen gezielt das Selbststudium fördern. „Im Online-Semester werden die Studierenden wahrscheinlich auch mehr Selbstregulations- und Selbstmanagementkompetenzen erwerben als sonst“, vermutet der Chemiedozent.

Ein Tipp von Hans-Christian Schmitt für die vielen Online-Meetings, die in diesem Ausnahmesemester stattfinden werden: „Für Online-Meetings sollte man klare Regeln vorgeben und diese am Anfang kommunizieren, zum Beispiel, wie die Studierenden Nachfragen stellen können. Hier kann man die Chatfunktion parallel zum Webmeeting nutzen. Sobald eine Person eine Nachfrage hat, soll sie im Chat ein Fragezeichen schreiben. Als Dozent kann ich diese Person dann „lautschalten“, die Frage zulassen und beantworten.“

Weitere Informationen

Die Fakultät für Chemie und Pharmazie gibt auf ihren Webseiten tagesaktuelle Informationen und Hinweise zum Online-Lehrbetrieb bekannt.

Kontakt

Dr. Hans-Christian Schmitt, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, T: +49 931 31-80522, Mail: hans-christian.schmitt@uni-wuerzburg.de

Dr. Jens Schmitz, Lehrstuhl für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, T: +49 931 31-83615, Mail: jens.schmitz@uni-wuerzburg.de

By Annette Popp

Back