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Botanischer Garten der Universität Würzburg

III. Herbarium Franconicum

"Herzstück" des Herbars der Universität Würzburg ist das Herbarium Franconicum. Ende des 19. Jahrhunderts, als sich am Botanischen Institut Julius von Sachs (1832-1897) verstärkt physiologischen und ökologischen Fragestellungen zuwandte, fanden sich immer mehr Floristen zusammen, die sich als "Liebhaberbotaniker" die botanische Erforschung der Heimat zum Ziel gemacht hatten. Es war der Sonneberger Apotheker Otto Appel, der letzte Schüler von Julius von Sachs, der aufgrund seiner ungewöhnlichen floristischen Kenntnisse und seiner offenen Art sehr rasch Verbindung zu den Würzburger und unterfränkischen Floristen fand.

Appel gründete 1896 die Botanische Vereinigung Würzburg, die rasch ein reges Leben entfaltete und sich die floristische Erforschung Unterfrankens zum Ziel gesetzt hatte. Man traf sich im Sommer zu gemeinsamen Wanderungen, im Winter zu regelmäßigen Veranstaltungen mit Vorträgen und Demonstrationen des herbarisierten Materials. Als Otto Appel 1898 Würzburg verließ, wurde anlässlich der Abschiedsveranstaltung die Verwirklichung des Wunsches der Vereinigung, nämlich die Begründung eines Herbariums Franconiae, quasi als "Abschiedsgeschenk" bekannt gegeben

In der Gründungsphase wurden zunächst viele Belege aus bestehenden Privatherbarien oder aus Nachlässen zur Verfügung gestellt, so dass knapp ein Viertel der heute insgesamt ca. 9700 Proben aus der Zeit vor Gründung der Botanischen Vereinigung stammt. Mehr als die Hälfte aller Belege sind der Periode von 1897 bis 1915 zuzuordnen und gehen im Wesentlichen auf die Sammeltätigkeit der Mitglieder der Botanischen Vereinigung zurück. Ein Sammler, der besonders hervortritt, ist Wilhelm Wislicenus (Prof. der Chemie in Würzburg bis 1903), der fast ein Drittel des heutigen Umfangs des Herbarium Franconicums beigetragen hat.

Durch den Weggang von Appel und Prof. Wislicenus verlor die Vereinigung die treibenden Kräfte, und die Arbeit am Herbar stagnierte. Der Gymnasialprofessor August Steier erweckte 1912 die Vereinigung zu neuem Leben und forcierte damit auch wieder die Erstellung des Herbarium Franconicums. 1919 wurde die Vereinigung als Botanische Abteilung in den Naturwissenschaftlichen Verein überführt.
In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg erfolgte nur noch relativ wenig gezielte Sammeltätigkeit für das Herbarium Franconicum. Aufsammlungen aus dieser Periode sind mit den Namen W. Nöthig, Prof. O. H. Volk, Prof. H. Zeidler, Apotheker W. Schier, B. Koberstein, Prof. I. Ullmann u.v.m. verbunden.

Teilt man das dem Herbarium Franconicum zugrunde liegende Gebiet in einzelne Fundbereiche ein und trägt man sie zusammen mit der Fundhäufigkeit in eine Unterfrankenkarte ein, so zeigt sich, dass vor allem das Maindreieck am besten belegt ist mit dem absoluten Schwerpunkt um Würzburg.

Hatte man bei Gründung des Herbariums festgelegt, sich nicht streng an die politischen Grenzen zu halten, so stellt sich heraus, dass das Sammelgebiet der "Gründungsväter" eher dem Bereich des Großherzogtums Würzburg entspricht, der dem Hellerschen Herbar zugrunde liegt. Relativ schwach vertreten ist die Region am Untermain, die Region der Hassberge und der östliche Steigerwald. Dass Wertheim und der Spessart relativ gut vertreten sind, ist vor allem der Übergabe des Herbars aus dem Nachlass von H. Kitzler zu verdanken, dessen relevante Teile ins Herbarium Franconicum eingegliedert wurden.

Viele der im Herbarium Franconicum enthaltenen Arten sind heute längst erloschen oder in ihrer Verbreitung stark zurückgedrängt Eine große Zahl der Fundorte, vor allem aus der Umgebung Würzburgs und dem Stadtgebiet existieren nicht mehr. Zieht man in die Betrachtung auch das Herbar von F. X. Heller mit ein, so kann man, wenn auch mit aller Vorsicht, Aussagen über Einflüsse auf den Wandel der Flora von Würzburg und Umgebung für einen Zeitraum von nahezu 200 Jahren machen.