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Mineralogisches Museum

Stibnit

Das stahlgraue Mineral wird auch Antimonit oder umgangssprachlich Antimonglanz genannt. Es bildet meist sehr flächenreiche, prismatische oder nadelige Kristalle aus, die typischerweise gebogen oder wellig geknickt sind. Einzelne Kristalle sind oft strahlig angeordnet, seltener auch büschelig. Außerdem kann das Mineral als derbe Masse vorkommen.

Das Element Antimon ist am Aufbau der Erde nur sehr wenig beteiligt, es ist ein chalkophiles Element was umgangssprachlich auch schwefelliebend bedeutet. Demnach ist Stibnit (Sb2S3) eine Verbindung aus Antimon und Schwefel, ein sogenanntes Sulfid und mit einem Antimongehalt von bis zu 71,4% das häufigste und wichtigste Antimonerz.

Stibnit kommt meist in sogenannten hydrothermalen Gängen an tektonisch entstandenen Bruchzonen, selten auch in Drusen vor. Diese Bruchzonen können innerhalb der Erdkruste bis zu 100 km lang sein. In den Stibnitgängen kommt es immer wieder zu außergewöhnlichen Funden von sehr großen Kristallen. In Japan und China erreichten einzelne Kristalle Kantenlängen von bis zu 61 cm. Berühmt für besonders schöne Kristalle und Kristallaggregate ist die Region Maramures im Nordwesten Rumäniens. Aus den Lagerstätten um Baia Mare in Rumanien stammen schöne radialstrahlige Aggregate, zum Teil mit Calcit. Weitere Beispiele für Stibnitvorkommen sind Bolivien, Mexiko, Frankreich, Spanien, Serbien oder Algerien. In Deutschland wurde im 19 Jahrhundert im Sauerland Stibnit abgebaut, Fundorte für schöne Kristalle waren auch Bräunsdorf im Erzgebirge und Wolfsberg im Harz.

Fundort: Baia Sprie, Siebenbürgen, Rumänien                                Standort: Vitrine Mineral im Quartal (Januar bis März 2023)

Schon vor ungefähr 5000 Jahren verwendeten die Menschen im Vorderen Orient, in Ägypten, später auch in China und Mitteleuropa bis in die Zeit des römischen Reiches pulverisierten Stibnit um sich die Augenlider und Brauen dunkel zu schminken. Auch im Alten Testament im 2. Buch der Könige ist von Stibnit als Augenschminke die Rede. Die Ägypter setzten es sogar als Mittel gegen Augenerkrankungen ein. Allerdings mussten sie das Mineral zu hohen Preisen aus Vorderasien importieren.

In der Bronzezeit (2400 v. Chr. bis 800 v. Chr.) begann man das im Stibnit enthaltene Antimon in Legierungen zu verwenden um Kupfer härter zu machen. Im Mittelalter glaubten die Alchemisten, dass Stibnit Gold und Silber trennen könnte und gaben ihm deshalb Namen wie „das königliche Metall“ oder auch „Höchster Richter“. Auch entflammte im Mittelalter wieder die Idee der heilenden Wirkung des Minerals. Zunächst hat man dieses nur äußerlich angewendet, Anfang des 16. Jhd. wurde durch Paracelsus die innerliche Antimontherapie eingeführt. Heute wissen wir allerdings, dass Antimon bei Kontakt mit der Haut, Schleimhäuten oder beim Einatmen giftig ist. Damals galt die Wirkung jedoch als blutstillend und trocknend und sollte deshalb auch gegen Fäulnis helfen. Erst Ende des 18. Jhd. endete dann die Anwendung von Stibnit in der Medizin.

Anfang des 19. Jhd. kam Stibnit wieder als Legierungsmetall zum Einsatz und gewann als Kriegsmetall Bedeutung. Danach wurde das Mineral vor allem in der Textilindustrie als Imprägnationsmittel und in der Halbleitertechnik eingesetzt.

Fundort: Salamanca, Spanien                                                  Standort: Vitrine Mineral im Quartal

Literatur:   U.S. Geological Survey (Hrsg.) 2022: Mineral Commodity Summaries, January 2022. Virginia.  Okrusch, M., Frimmel H. (2022): Mineralogie: eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde., 10. Aufl. Springer Spektrum. Quiring, H. (1945): Antimon. Mineralienatlas.de/lexikon

Das Mineral Stibnit wird vorgestellt von Johanna Mari, Bachelor-Studentin und studentische Mitarbeiterin im Mineralogischen Museum