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Papyrussammlung der Universitätsbibliothek

Dank einer Spende des Würzburger Mathematikprofessors Friedrich Prym konnte sein Kollege an der Julius-Maximilians-Universität, der Althistoriker und Papyrologe Ulrich Wilcken, im Jahr 1902 dem Deutschen Papyruskartell als Vertreter Würzburgs beitreten. Dieses war von der «Berliner Commission zur Erwerbung griechisch-litterarischer Papyri aus Egypten» gegründet worden, um durch gemeinsame Ankäufe auf dem ägyptischen Papyrusmarkt die Kaufbestrebungen der deutschen Bewerber zu bündeln und die Ankäufe für Deutschland insgesamt zu fördern. Tatsächlich konnten durch die Vermittlung des Kartells auch mehrere Ankäufe für Würzburg getätigt werden.

Die Papyri kamen in einfachen Blech- und Pappschachteln aus Ägypten an, wurden von Ulrich Wilcken gesichtet und von Hugo Ibscher, dem Restaurator und Begründer der Papyrusrestaurierung, in seiner Werkstatt in der Papyrus-Abteilung der Staatlichen Museen zu Berlin konserviert und unter Glas gebracht. Von dort wurden sie in mehreren Lieferungen nach Würzburg geschickt, die letzte Lieferung erfolgte im Jahr 1935. Die weiteren Lieferungen verzögerten sich durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und die daraus resultierende Teilung Deutschlands. Erst im März 1989 konnten die bis dahin noch in Ostberlin befindlichen Würzburger Papyri mit den Inventarnummern 159 - 247 von der Universitätsbibliothek in Empfang genommen werden. Die Lücke zu den in Würzburg bereits vorhandenen Inverntarnummern 1 - 127 ist sehr wahrscheinlich auf Kriegsverluste bei der Befreiung Berlins im April 1945 zurückzuführen.

Insgesamt 216 Papyri umfasst die Würzburger Papyrussammlung. Der weitaus größte Teil der Sammlung besteht aus griechischen Urkunden, die vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis in die arabische Zeit datieren. Dazu kommen fünf griechische literarische Texte sowie drei koptische und 4 arabische Stücke. Einige ptolemäische Stücke enthalten neben der griechischen auch die demotische Schrift.

Das wertvollste Stück der Sammlung ist der Sosylos-Papyrus (P.Würzb.Inv. 1) mit Resten vom Beginn des vierten Buches des Sosylos über die Taten Hannibals. Dabei handelt es sich um das einzige erhaltene direkte Fragment des lakedaimonischen Historikers, der Hannibal auf seinen Feldzügen begleitet hatte und als Augenzeuge darüber berichten konnte. Die überlieferten Reste von drei Kolumnen enthalten eine sehr objektive Schilderung eines von Massalioten und Römern gegen die Katharger errungenen Seesieges. Die paläographische Datierung weist die Schrift in die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts v. Chr.; die Würzburger Abschrift entstand also wenige Jahrzehnte nach Abfassung des Werkes.

Unter den Würzburger Papyri finden sich auch Teile des sogenannten Sarapion-Archivs (P.Würzb.Inv. 5, 6, 9, 10, 13, 16, 32), eine Sammlung von Briefen und Verträgen, die die Aktivitäten einer Familie von Grundbesitzern um Hermopolis in den Jahren 90 - 133 n. Chr. dokumentieren.

Weitere interessante und besondere Objekte sind ein Schuldschein über zwei Solidi eines Soldaten der Panzerreiter aus Arsinoe (P.Würzb.Inv. 8), ein Homerfragment aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. (P.Würzb.Inv. 33), ein Blatt aus einem Papyrus-Codex mit umfangreichen Scholienexzerpten zu Euripides (P.Würzb.Inv. 18) und eine Bittschrift eines Bürgers von Antinoopolis, keine Kamele für einen Feldzug von Kaiser Verus stellen zu müssen (P.Würzb.Inv. 25). Auch sehr persönliche Dokumente sind darunter, wie der Brief der Antonia an ihren Vater (P.Würzb.Inv. 2), in dem sie ihn bittet, sich nicht weiter in ihr Leben einzumischen. Die koptischen Texte enthalten eine Verzichtserklärung eines Mönchs des Apa-Apollon-Klosters zu Bawit auf ein Stück Land, das stattdessen einem Mitbruder übertragen wurde (P.Würzb.Inv. 43) und einen Bindezauber auf Papier für Semne, der Tochter des Koron, der wohl zusammengefaltet als Amulett getragen wurde (P.Würzb.Inv. 42).

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