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Historische mathematische Instrumente

Mathematische Instrumente sind Träger mathematischer, technischer und handwerklicher Ideen. Mit der Sammlung  und Darbietung historischer Instrumente können diese Ideen bewahrt und nachfolgenden Generationen erschlossen werden. Seit dem Beginn des Industrie-Zeitalters um die Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs der Bedarf an leistungsfähigen Zeichengeräten, geometrischen Messinstrumenten und Rechengeräten. Zugleich entwickelte sich die Möglichkeit ihrer maschinellen Herstellung. Diese Periode erreichte in den 1970er Jahren mit dem Computer ihr Ende. Mathematische Instrumente aus dieser Zeit sind also kulturelle Zeugen des Industriezeitalters.

Diese Einsicht führte gegen Ende der 1980er Jahre am Institut für Mathematik zur Sammlung von typischen mathematischen Instrumenten dieser Zeit. Die Sammlung sollte den Studierenden und auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zugleich sollten einzelne Instrumente unter historischen und didaktischen Gesichtspunkten erforscht werden.

Die Sammlung begann mit Rechenmaschinen aus dem Bestand des Instituts für Mathematik, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis etwa 1980 industriell gefertigt waren. Sie bildete dann bald durch Spenden von Institutionen und Privatpersonen aus Franken den Grundstock der Sammlung. Darin sind die wichtigsten Prinzipien und Hersteller von Digitalrechnern vertreten. Es folgten dann Analogrechner wie Rechenstäbe, Rechenscheiben, Rechenwalzen, Planimeter und weitere spezielle Instrumente zur praktischen Analysis. Diese Geräte wurden in einer Ausstellung in der Teilbibliothek Mathematik 1989 erstmals der Öffentlichkeit gezeigt.

Im Laufe der Zeit wurde diese Dauerausstellung durch wechselnde Ausstellungen von historischen Zeichengeräten, mathematischen Instrumenten zum Messen von Flächeninhalten, Winkeln in Zeichnungen und im Gelände zur Landvermessung und zur Navigation auf See sowie durch Rechenschieber aus der Privatsammlung von Prof. Dr. Hans-Joachim Vollrath ergänzt, der diese Instrumente inzwischen dem Institut für Mathematik geschenkt hat. Damit umfasst die Sammlung derzeit etwa 250 Instrumente.

Man kann diese Sammlung in der historischen Tradition der Julius-Maximilians-Universität sehen. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Mathematik und Naturwissenschaften durch eine Professur für Mathematische Wissenschaften vertreten. Die Lehrmittel wurden im Mathematisch-Physikalischen Kabinett der Philosophischen Fakultät aufbewahrt und gesammelt. Der Bestand dieser Sammlung ist durch Inventarverzeichnisse von 1707, 1812 und 1828 belegt. Wesentliche Bestände der Sammlung wurden 1877 auf Veranlassung des Physikers Friedrich Wilhelm Kohlrausch an das Bayerische Nationalmuseum München verkauft. Das berühmteste Instrument war eine von Georg Neßtfell in den Jahren von 1759 bis 1760 gebaute Planetenmaschine, die noch heute in München bewundert werden kann.

Die Ausstellungen in der Teilbibliothek erinnern ältere Besucher an bekannte und vertraute Instrumente, jüngere Besucher werden durch die Fülle ganz unterschiedlicher einfacher und auch raffinierter Instrumente hoher Qualität beeindruckt. Alle Besucher haben die Chance, an ihnen geniale mathematische und technische Ideen zu entdecken.