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Afrikazentrum

Deutsche Verwicklungen in den transatlantischen Sklavenhandel und Kolonialismus in Afrika

Lange wurde der transatlantische Sklavenhandel und die damit verbundene Sklaverei in der deutschen Wahrnehmung als ein geschichtliches Ereignis gesehen, das weit weg in Amerika stattfand und Hauptakteure andere Länder wie z.B. England oder Frankreich waren. Diese waren hier sowohl durch den Sklavenhandel selbst als auch durch den Besitz riesiger Überseeplantagen involviert. Deutschland schien an alldem nicht beteiligt gewesen zu sein.

Einer immer mehr an Bedeutung gewinnenden Bewegung im Deutschland der letzten Jahre, welche den historisch gewachsenen und immer noch stark in einem großen Teil der Bevölkerung vorhanden latenten Rassismus in Deutschland aufdecken möchte, ist es zu verdanken, dass auch über eine deutsche Beteiligung an der Geschichte des "Black Atlantic" geforscht wird.

Die Sklaverei in Amerika als Inspiration und ideologischer Wegbereiter für den deutschen Kolonialismus

Ein Teil der Forschung beschäftigt sich mit einer Gruppe Reisender, welche ganz entscheidend für das koloniale deutsche Kaiserreich geworden sind. Carl Peters (1856-1918), ein deutscher Politiker und Publizist, dient hier als Beispiel. Obwohl er später in Ungnade beim Kaiser fiel, gilt er dennoch als einer der wichtigsten ideologischen Wegbereiter für die Gründung der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Seine Reiseberichte zeugen zunächst von einer kritischen Haltung—Sklaverei wäre unsittlich und deutsche Ethik würde sich nicht auf so ein schlechtes System einlassen; das ethisch bessere Deutschland würde ein Lohnsystem für seine Arbeiter anbieten. Wie sehr hier aber eine rassistische Grundhaltung gegenüber den Afrikanern zum Ausdruck kommt, wird wohl durch den Auszug aus Peters‘ Bericht deutlich.

Gegen die „koloniale Amnesie“ der Deutschen – Auszug aus dem Blog Würzburger Studierender

"Deutschland hatte nicht viel mit der kolonialen Geschichte Afrikas zu tun. Es besaß nur wenige Kolonien, war nur kurz dort und andere Kolonialherren haben die indigene Bevölkerung viel schlimmer behandelt als die Deutschen. Stimmt‘s? Nein, stimmt überhaupt nicht. Tatsächlich war das Deutsche Kaiserreich eine der größten europäischen Kolonialmächte. Einige der Probleme, denen sich die betroffenen Länder heute stellen müssen, gehen auf Ereignisse zurück, die in dieser Zeit stattfanden. Deutschlands koloniale Vergangenheit bahnt sich jedoch nur ganz langsam einen Weg ins öffentliche Bewusstsein. Das hat vielerlei Gründe wie z.B. den Lehrplan an deutschen Schulen, der den Schwerpunkt auf den Holocaust legt. Unser Blog will dem entgegenwirken und zu einem tiefergehenden Verständnis beitragen."

Kontakt & Links

PD Dr. Heike Raphael-Hernandez lehrt und forscht in den American Studies der Uni Würzburg. Eines ihrer ausgewiesenen Forschungsgebiete ist die historische und gegenwärtige afrikanische Diaspora. Für das Projekt „Deutsche Verwicklungen in den transatlantischen Sklavenhandel und die Kolonialgeschichte Afrikas“ hat sie zusammen mit Studierenden der Uni Würzburg und der University of California at Merced ein Forschungsseminar über #BlackLivesMatter und Menschenrechte im globalen Kontext gestaltet; der hier vorgestellte Blog der Studierenden entstand als ein Resultat aus diesem Seminar.

American Studies an der Universität Würzburg