Hey ChatGPT - Wie geht eigentlich gute Hochschullehre?
Der Tag der Lehre 2025 beschäftigte sich mit der Frage, wie KI-Kompetenzen zukunftsfähig an der Hochschule vermitteln werden können. Die Referent:innen und Teilnehmenden warfen einen Blick auf die fachspezifische Nutzung von KI-Tools, gingen kritischen rechtlichen bzw. ethischen Fragen nach und zeigten kreative Wege auf, KI in die Lehre einzubeziehen.
Das Video zum Tag der Lehre 2025 (Kamera: Benita Artinger, Cathrin Paulsen | Schnitt: Cathrin Paulsen)
Programm
12:00 Uhr: Get-together im Foyer des Z6
Kommen Sie an und mit den ersten Kolleg:innen in Kontakt bei Musik, einer Kleinigkeit zu Essen und der WueDive Abschlussausstellung.
12:30 Uhr: Eröffnungsvorträge und Verleihung der studentischen Preise für herausragende Lehre
- Grußworte vom Vizepräsidenten für Studium, Lehre & Qualitätsmanagement, Prof. Dr. Andreas Dörpinghaus
- Keynote von Prof. Dr. Stephanie Catani: "KI trifft Literatur(wissenschaft). Schreiben, Forschung und Studium im Wandel"
- Keynote von Dr. Klaus Wannemacher: "Forschendes Lernen, Peer-Feedback, Storytelling – wie wir unsere KI-Kompetenzen gemeinsam schulen können"
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Preisverleihung der studentischen Lehrpreise durch Studierendenvertreter:innen. Die Preise werden in diesem Jahr in der Kategorie "Zukunftsorientierte Lehre mit Künstlicher Intelligenz" verliehen.
Künstliche Intelligenz verändert nicht nur den Literaturbetrieb, sondern auch die Art und Weise, wie Literaturwissenschaft heute betrieben und vermittelt wird. Wenn generative Sprachmodelle Texte hervorbringen, werden zentrale Kategorien wie Autorschaft, Werk und Originalität neu verhandelt. Diese Entwicklungen wirken sich auf Formen literarischer Produktion, Publikation und Rezeption aus und eröffnen außerdem neue Möglichkeiten für die literarische Analyse und die wissenschaftliche Praxis. Gleichzeitig stellen sich datenethische Fragen, etwa nach Korpustransparenz, Zugänglichkeit oder den gesellschaftlichen Folgen von Bias in den Daten.
Der Vortrag nimmt diese Dynamik in den Blick und fragt, wie sich Literaturbetrieb, Forschung und Studium unter den Bedingungen des digitalen Zeitalters verändern. Im Zentrum steht dabei die Auseinandersetzung mit generativer Literatur und den daraus resultierenden Verschiebungen im Verständnis von Text, Kreativität und literarischem Wert.
Generative KI-Anwendungen werden an Hochschulen immer häufiger eingesetzt, um neue Lehrszenarien zu erproben, doch auch um Studierende bei Lernprozessen und der Prüfungsvorbereitung zu begleiten. Damit dies gelingt und KI-Technologien sinnvoll und verantwortungsvoll in Lehre und Studium integriert werden können, müssen Lehrende und Studierende ihre KI-Kompetenzen erweitern. Unklar ist dabei vielfach noch, welche didaktischen Konzepte für eine kritische und reflektierte Nutzung generativer KI-Tools besonders hilfreich sind.
Im Rahmen einer explorativen Studie hat HIS-HE die Anwendung von KI-Tools in Studium und Lehre untersucht und dabei insgesamt 77 Use-Cases an den Hochschulen auswerten können. Im Zentrum zahlreicher Cases steht der gemeinsame Erwerb von KI-Kompetenzen durch Lehrende und Studierende, sei es durch Ansätze aus den Bereichen forschendes Lernen, Peer-Feedback oder Storytelling. Eine Analyse der innovativen Cases gibt Einblick in geeignete didaktische Ansätze, mit denen Lehrende und Studierende ihre KI-Kompetenzen kritisch, kreativ und reflektiert weiterentwickeln können.
Dr. Klaus Wannemacher ist Seniorberater im Geschäftsbereich Hochschulmanagement des HIS-Instituts für Hochschulentwicklung (HIS-HE). Als Organisationsberater unterstützt er Institutionen des Hochschul- und Wissenschaftssystems und Ministerien mit Beratungsleistungen, Erhebungen und Angeboten zum Wissenstransfer.
Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildet die digitale Transformation in allen Kernaufgabenfeldern der Hochschulen.
14:00 Uhr: Pause und parallele Angebote
Gut 4 Jahre lang entstanden im Projekt WueDive in vielen Fachbereichen unserer Universität moderne und innovative Lösungen zu digitaler Lehre. Mehr als 300 Projektbeteiligte haben WueDive mit ihrem Engagement und ihren Ideen geformt. Wir feierten am Tag der Lehre den Abschluss des Projektes und sehen zuversichtlich in die Zukunft der digitalen Lehre.
Die Gäste konnten wichtige Projektmeilensteine visuell, auditiv und haptisch in einer interaktiven Ausstellung erleben und erfahren, was WueDive am Zentrum für wissenschaftliche Bildung und Lehre hinterlässt.
Die aktuelle Fassung der Leitlinien zum Umgang mit generativer KI an der JMU dient als Arbeitsgrundlage und befindet sich in laufender Abstimmung. Sie berücksichtigt Rückmeldungen aus verschiedenen Fachbereichen, wurde um datenschutzrechtliche Aspekte sowie praxisorientierte Checklisten ergänzt und ist gegliedert in:
- Übergreifende Richtlinien für alle Zielgruppen,
- Praktische und didaktische Aspekte für Lehrende,
- Hinweise für Studierende zum wissenschaftlichen Arbeiten und Kompetenzerwerb.
Am Tag der Lehre hatte die Gäste Gelegenheit, Ihre Rückmeldungen im Gespräch mit Christian Burdack, Referatsleitung Prüfungsamt, loszuwerden, die in eine weiterentwickelte Fassung einfließen.
Im KI-Café kamen die Gäste mit den Schreibtutor:innen des Schreibzentrums | Writing Centers über KI-Tools und deren Verwendung beim akademischen Schreiben und Recherchieren ins Gespräch.
Das Team der Gesunden Hochschule bot aktive Mini-Pausen im Programm an - für extra Wohlbefinden und als Inspiration für den Alltag.
Für das kulinarische Wohl hat HAMI Catering Würzburg gesorgt.
15:00 Uhr: Workshops und Fachvorträge
Workshopleitung: Dr. Thomas Schröter
Künstliche Intelligenz kann im Studium potenziell sehr viel Arbeit abnehmen. Nicht nur spart man durch sie erheblich Zeit, die K.I.-generierten Ergebnisse könnten mitunter auch noch besser sein, als man in dem Moment vermeintlich selbst dazu imstande gewesen wäre. Problematisch wird der Rückgriff auf die neue Technologie dann, wenn sie einem auch das Lernen abnimmt – und leider ist sie gerade darin besonders gut. Abhilfe dagegen kann ein achtsamer Umgang mit K.I. durch die Studierenden schaffen.
In diesem Workshop werden vor dem Hintergrund aktueller Studienerkenntnisse zunächst drei allgemeine Strategien zur Achtsamkeitsförderung von Studierenden vorgestellt. Die Teilnehmenden erhalten danach ausreichend Zeit, im Rahmen eines Design Thinking-Zyklus eine davon für ihre eigene Lehrveranstaltung zu konkretisieren.
Dr. Thomas Schröter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Learning and Development (LEAD) der Universität Bern. Abschlüsse: Magister Artium in Englischer Literatur- und Sprachwissenschaft sowie Philosophie an der JMU, Master of Arts "Medien und Bildung" an der Uni Rostock, Geprüfter Darsteller für Clownstheater und Komik am TuT Hannover. Nach Tätigkeiten als Koordinator im Bereich Hochschuldidaktik (ProfiLehre) und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Schreibzentrum | Writing Center JMU promovierte er 2024 am Lehrstuhl für Schulpädagogik an der Universität Würzburg.
Workshopleitung: Dr. Gabriele Blümig (Zentralbibliothek Uni Würzburg)
Der Workshop reflektiert zentrale Aspekte von „KI-Kompetenz“ und wirft die Frage auf, wie diese Kompetenzen auch fachübergreifend in einer One-Shot-Session vermittelt bzw. gestärkt werden können. Mithilfe einer Checkliste lernen die Teilnehmer*innen im Speed-Dating ausgewählte KI-Tools zur Literaturrecherche kennen und bewerten deren Nutzen im Hinblick auf individuelle Recherchebedarfe.
Bitte bringen Sie einen Laptop mit.
Dr. Gabriele Blümig leitet seit 2013 den Bereich Informationskompetenz an der Universitätsbibliothek Würzburg. Nach ihrem Studium und der Promotion in französischer Literaturwissenschaft in Würzburg, absolvierte sie ein Bibliotheksrefrendariat an der UB Heidelberg und der Bayerischen Bibliotheksschule München.
Workshopleitung: Dr. Thorsten Aichele (ZBL, Bereich Hochschuldidaktik), Tobias Haase (ZBL, Projekt WueCast)
In diesem statusgruppenübergreifenden Austauschformat diskutieren Lehrende und Studierende gemeinsam mit Mitarbeitenden des ZBL die Einsatzmöglichkeiten von KI als Unterstützung beim selbstregulierten Lernen. Nach einem kurzen Impulsvortrag zu den bisherigen wissenschaftlichen Befunden der Förderung des selbstregulierten Lernens durch KI sammeln die Teilnehmenden ihre Anforderungen an erfolgreiches eigenständiges Lernen und diskutieren anschließend gemeinsam, wie KI Studierende und Lehrende hierbei sinnvoll unterstützen kann. Die gesammelten Inhalte werden anschließend in einen CustomGPT übertragen, der direkt ausprobiert werden kann. Voraussetzung zur Nutzung des CustomGPT ist ein ChatGPT-Account in der kostenlosen Basisversion oder einer Bezahlversion.
Referent: Prof. Dr. Wolfgang M. Schröder (Professur für Philosophie)
Der Vortrag pointiert Chancen und Risiken der Nutzung von KI in Studium und Forschung mit Fokus auf das Potenzial von KI-basierten Heuristiken, Risiken von Deskilling und ethischen Perspektiven von wissenschaftlicher 'responsible research' bei KI-Nutzung.
Referent: Dr. David Obremski (Psychologie intelligenter, interaktiver Systeme)
Die rasante Entwicklung generativer KI eröffnet neue Möglichkeiten für Forschung und Lehre, bringt jedoch auch Risiken und offene Fragen mit sich. Im Vortrag werden zunächst aktuelle Werkzeuge und Einsatzszenarien generativer KI vorgestellt. Anschließend wird anhand eigener Forschungsarbeiten aus dem Bereich Mensch-KI-Interaktion – unter anderem zur Nutzung von KI in virtueller Realität für psychotherapeutische Anwendungen – gezeigt, wie solche Technologien praktisch erprobt werden. Abschließend werden Impulse für eine verantwortungsvolle Integration generativer KI in die Hochschullehre gegeben.
Studentischer Preis für herausragende Lehre 2025
Der Studentische Preis für herausragende Lehre 2025 in der Kategorie „Zukunftsorientierte Lehre mit Künstlicher Intelligenz“ geht an den Psychologen Prof. Dr. Armin Stock und die Physikdidaktiker Jens Damköhler und Wolfgang Lutz.
