Datenmanagementplan
Ein Datenmanagementplan (DMP) wird in der Regel in der Planungsphase eines Projektes erstellt. Er beschreibt den beabsichtigten Umgang mit den Forschungsdaten während und nach Abschluss des Projektes. Inhaltlich umfasst er Informationen zu allen Stufen des Datenlebenszyklus von der Sammlung, Aufbereitung, Speicherung, Archivierung bis zur Veröffentlichung der Daten.
Durch die Erstellung eines Datenmanagementplans sollen sich Forschende rechtzeitig mit den zentralen technischen, organisatorischen, rechtlichen und finanziellen Fragen auseinandersetzen, die für eine erfolgreiche Umsetzung ihres Projektes relevant sind. Ziel ist es, eine möglichst gute Datenqualität und eine einfache Nachnutzbarkeit der Daten sicherzustellen sowie ein transparentes, effizientes Management der Daten zu gewährleisten.
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Bestandteile eines Datenmanagementplans
Folgende Aspekte sollten in einem Datenmanagementplan thematisiert werden:
- Informationen wie z.B. Projekttitel, Förderinstitution, Projektnummer, Kontaktinformationen, Projektbeschreibung, Datum der ersten Version, Datum der letzten Änderung
- Wie werden neue Daten erhoben oder generiert? Wie werden ggf. bestehende Daten nachgenutzt?
- Welche Art von Daten (z.B. Datentyp, Datenformat, Datenvolumen) werden erhoben, generiert und/oder analysiert?
- Welche Metadaten und Dokumentationen werden zum besseren Verständnis der Daten beigefügt?
- Welche Maßnahmen zur Qualitätssicherung der Daten werden ergriffen?
- Wie erfolgt die Speicherung und das Backup der Daten und Metadaten während des Forschungsprozesses?
- Wie wird die Datensicherheit und der Schutz sensibler Daten während des Forschungsprozesses sichergestellt?
- Wenn personenbezogene Daten verarbeitet werden, wie werden die gesetzlichen Vorgaben zu Datenschutz und Datensicherheit eingehalten?
- Wie wird mit anderen rechtlichen Themen, wie z.B. dem Schutz von intellektuellem Eigentum oder Urheberrechten umgegangen?
- In welcher Form werden mögliche ethische Fragen berücksichtigt und welchen Verhaltensregeln wird gefolgt?
- Nach welchen Kriterien werden die Forschungsdaten ausgewählt, die langfristig erhalten werden sollen und wo (z.B. Datenrepositorium oder Archiv) werden sie für welchen Zeitraum (mind. 10 Jahre) archiviert?
- Wie, wann und mit wem werden die Daten geteilt? Gibt es mögliche Restriktionen für das Teilen von Daten oder Gründe für ein Embargo?
- Welche Methoden oder Software-Tools werden benötigt, um die Daten öffnen und nutzen zu können?
- Wie wird die Vergabe eines einzigartigen und dauerhaften Identifikators für jeden Datensatz gewährleistet (z.B. DOI)?
- Welche Ressourcen sind für die Umsetzung des Datenmanagements und die Sicherstellung von FAIRen Forschungsdaten erforderlich?
- Wer ist für welche Datenmanagementmaßnahmen verantwortlich?
Da unterschiedliche Datentypen und Projektdesigns in den Wissenschaftsdisziplinen vorliegen, die unterschiedliche Erfordernisse an den Umgang mit den Daten stellen, kann es keine allgemeine, standardisierte Version eines Datenmanagementplans geben. Stattdessen sind bei der Ausarbeitung der zentralen Themenblöcke in Datenmanagementplänen die unterschiedlichen fachspezifischen Standards und die projektspezifischen Gegebenheiten zu berücksichtigen.
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Vorgaben der Forschungsförderer (Stand: 03/2022)
Zunehmend mehr Forschungsförderorganisationen verlangen, dass den Projektanträgen auch ein Datenmanagementplan beigefügt wird. Der Umfang kann abhängig von den Vorgaben der Forschungsförderer, dem Datentyp, der Projektgröße bzw. der Zusammensetzung des Projektteams zwischen einigen Absätzen und mehreren Seiten liegen. Zentral ist jedoch immer, dass der Datenmanagementplan die Informationen zum Umgang mit Forschungsdaten offenlegt, die von den Drittmittelgebern gefordert werden.
Anforderung | Ein DMP ist bislang nicht notwendig. Nach dem Leitfaden für die Antragstellung [04/21] sind jedoch Erläuterungen zum Umgang mit Forschungsdaten innerhalb des Projektantrages (meist unter 2.4) erforderlich. |
Update | Bisher ist keine Aktualisierung der gemachten Angaben während oder nach der Projektlaufzeit notwendig. |
DMP-Inhalte | Laut dem Leitfaden für die Antragstellung sollen sich die Erläuterungen auf Art, Umfang und Dokumentation der Daten, die Speicherung und technische Sicherung während des Forschungsprozesses sowie die geplante Aufbewahrung und die Nachnutzungsmöglichkeiten beziehen. Die fachspezifischen Standards und die fachlich einschlägigen Angebote an Datenrepositorien sind zu berücksichtigen. Je nach Art der Daten kann es notwendig werden, ethische und rechtliche Aspekte zu thematisieren. Zudem sollten immer die Verantwortlichkeiten definiert und die erforderlichen Ressourcen für ein gutes Forschungsdatenmanagement bestimmt werden. Die Checkliste zum Umgang mit Forschungsdaten [Englische Version] gibt genauere Informationen zu den einzelnen Themenfeldern, auf die jeder Antrag Bezug nehmen sollte. |
Einzelne Förderprogramme | Die DFG stellt auf einer Webseite zusätzliche Informationen zum Umgang mit Forschungsdaten in den einzelnen Förderprogrammen bereit. |
Zuwendungsfähige Kosten | Projektspezifische Kosten, die anfallen, um Zugang zu Forschungsdaten zu erhalten, können beantragt werden. Auch die personellen, technischen und finanziellen Aufwände, um Forschungsdaten für die spätere Nachnutzung durch Dritte aufzubereiten sowie in Datenrepositorien abzulegen, können beantragt werden. Genauere Informationen zu beantragbaren Mitteln gibt es auf den Seiten der DFG. |
Leitlinien, Empfehlungen und Checklisten der DFG |
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Anforderung | Die Erstellung eines DMP ist für jedes Projekt erforderlich, das Forschungsdaten generiert oder nachnutzt. Einzureichen ist der DMP allerdings erst in den ersten sechs Monaten der Projektlaufzeit (DMP Template). In der Projektantragsphase sind lediglich in einem Abschnitt (max. 1 Seite) erste Überlegungen zum Forschungsdatenmanagement darzulegen. Nur in Ausnahmefällen, wenn es das Arbeitsprogramm verlangt, ist bereits bei der Einreichung oder bei der Unterzeichnung der Finanzhilfevereinbarung (Model Grant Agreement) ein umfassender DMP vorzulegen. |
Update | Eine Aktualisierung des DMP ist bei wichtigen Änderungen im Projekt (z.B. neue Daten, Änderungen in den Richtlinien oder der Zusammensetzung des Konsortiums), ggf. in der Mitte der Projektlaufzeit sowie am Ende des Projektes erforderlich. |
DMP-Inhalte | Die Europäische Kommission macht einige Vorgaben zum Forschungsdatenmanagement, die jeder DMP thematisieren sollte. Dazu zählt der Umgang mit den Forschungsdaten gemäß der FAIR-Prinzipien und die möglichst frühe Ablage der Daten in einem vertrauenswürdigen Repositorium, in dem ein öffentlicher Zugang zu den Daten sichergestellt wird (möglichst CC-BY, CC-0 oder äquivalente Lizenzen; begründete Ausnahmen sind möglich). Außerdem ist zu thematisieren, ob umfangreiche maschinenlesbare Metadaten (inkl. persistenter ID) in einem standardisierten Format bereitgestellt werden und nach den FAIR-Prinzipien freier Zugang zu diesen Metadaten (möglichst CC-0-Lizenz) gewährt wird. Zusätzlich sollte der DMP darauf Bezug nehmen, ob das Repositorium die Informationen zu Tools und Instrumenten bereitstellt, die für die Nachnutzung der Daten sowie der Validierung der Ergebnisse erforderlich sind. Andere Forschungsoutputs wie z.B. Software, Code, Algorithmen, Protokolle, Workflows oder elektronische Laborbücher sollten, wenn möglich, auch im DMP thematisiert werden und in Übereinstimmung mit den FAIR-Prinzipien offen und mit detaillierten Metadaten in einem Repositorium abgelegt werden. Der Grundsatz der Europäischen Kommission zu Forschungsdaten ist “as open as possible, as closed as necessary”. Wenn berechtigte Gründe dagegensprechen, gibt es die Möglichkeit den freien Zugang zu Forschungsdaten zu beschränken. Diese Gründe sollten im DMP dargelegt werden. Jeder Antrag sollte zusätzlich auf die sieben Themenfelder des Horizon Europe DMP Template eingehen. In den einzelnen Arbeitsprogrammen kann es zusätzliche Vorgaben zum Forschungsdatenmanagement geben. |
Zuwendungsfähige Kosten | Personal- und Sachkosten, die durch das Forschungsdatenmanagement eines Projektes entstehen, sind erstattungsfähig. Allerdings muss die Notwendigkeit der jeweiligen Kosten überzeugend begründet werden. |
Anleitungen, Templates und Tools zu Horizon Europe |
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Nationale Kontaktstellen |
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Anforderung | Fast alle Antragsteller sind seit den Arbeitsprogrammen aus dem Jahr 2017 verpflichtet, einen DMP zu erstellen (Ausnahme u.a. ERC Proof-of-Concept), da seitdem standardmäßig der Open Data Research Pilot angewendet wird. Eine erste Version des DMP ist in den ersten sechs Monaten der Projektlaufzeit einzureichen (DMP Template; Annex 1 der Guidelines on FAIR Data Management in Horizon 2020). Projekte haben jedoch die begründete Möglichkeit zum „Opt-out“, z. B. wenn der Schutz geistigen Eigentums, die kommerzielle Verwertung der Ergebnisse oder ethische oder sicherheitstechnische Gründe dagegensprechen. |
Update | Eine Aktualisierung des DMP ist bei wichtigen Änderungen im Projekt (z. B. neue Daten, Änderungen in den Richtlinien oder der Zusammensetzung des Konsortiums), ggf. in der Mitte der Projektlaufzeit sowie am Ende des Projektes notwendig. |
DMP-Inhalte | Der Europäischen Kommission ist vor allem wichtig, dass Forschungsdaten in Repositorien abgelegt und öffentlich zugänglich gemacht werden. Es soll eine breite, möglichst uneingeschränkte Nachnutzung der Daten ermöglicht werden. Dementsprechend erfolgt der Hinweis CC-BY- oder CC0-Lizenzen zu nutzen und den Daten Kontextinformationen zu den verwendeten Tools und Instrumenten wie Softwarecode, Algorithmen, Analyseprotokolle beizufügen. |
Zuwendungsfähige Kosten | Kosten, die dadurch entstehen, die Daten eines Forschungsprojektes öffentlich zugänglich zu machen, sind erstattungsfähig. Allerdings muss die Notwendigkeit der jeweiligen Kosten überzeugend begründet werden. |
Leitlinien, Tools und Anleitungen zu Horizon 2020 |
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Anforderung | Ein DMP ist bisher nur bei einigen Förderprogrammen erforderlich (z.B. in der Bildungsforschung, der Küsten- und Meeresforschung oder der physikalischen Grundlagenforschung an Großgeräten). Falls ein DMP gefordert wird, ist dieser dem Projektantrag beizufügen. |
Update | Eine Aktualisierung des DMP während oder nach der Projektlaufzeit ist in der Regel nicht notwendig. Ausschlaggebend sind jedoch immer die Regelungen im einzelnen Förderprogramm. |
DMP-Inhalte | Die Anforderungen an den DMP sind vom jeweiligen Förderprogramm abhängig. In der Bildungsforschung wurde hierfür z.B. eine DMP-Checkliste vom Verbund Forschungsdaten Bildung erstellt. |
Zuwendungsfähige Kosten | Ob projektspezifische Kosten zum Forschungsdatenmanagement erstattungsfähig sind, hängt von der jeweiligen Förderrichtlinie ab. |
Weitere Informationen des BMBF |
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Materialien
Allgemein
- Praktische Anleitung zum Forschungsdatenmanagement (Science Europe, 2021)
- Hinweise und Checkliste zur Erstellung eines Datenmanagementplans (Helbig, K., 2015, HU Berlin)
- Praktische Anleitung zur Entwicklung eines Datenmanagementplans (Jones, S., 2011, DCC - Digital Curation Center)
- Checkliste zur Erstellung eines Datenmanagementplans (DCC - Digital Curation Center, 2013)
- Checkliste zum Forschungsdatenmanagement (Ludwig, J. & Enke, H., 2013, Leitfaden zum Forschungsdaten-Management: Handreichungen aus dem WissGrid-Projekt, S. 83ff.)
Fachspezifisch
- Checkliste zur Erstellung eines Datenmanagementplans in der empirischen Bildungsforschung (Verbund Forschungsdaten Bildung, 2015)
- Checkliste zur Erstellung eines Datenmanagementplans (CESSDA - Consortium of European Social Science Data Archives, 2019)
- Elemente eines Datenmanagementplans (ICPSR - Inter-university Consortium for Political and Social Research)
- Data Management Wizard (KomFor - Center of competence for research data in the earth and environmental science)
Die folgenden kostenlosen Online-Tools erleichtern die Erstellung von Datenmanagementplänen, indem sie Fragenkataloge zur Auswahl bereitstellen, die sich an den unterschiedlichen Anforderungen der wichtigsten nationalen, europäischen und US-amerikanischen Forschungsförderer (z.B. Europäische Kommission, DFG, BMBF) im Umgang mit Forschungsdaten orientieren.
Beim Aufsetzen eines Projekts kann eine Vorlage ausgewählt werden, die den Anforderungen des jeweiligen Förderers entspricht. Nach Beantwortung der Fragen in einer Eingabemaske wird eine Textdatei erstellt, die den DMP enthält.
Allgemein
- Argos (OpenAIRE und EUDAT)
- Data Stewardship Wizard (Elixier, TU Prag und weiteren Partnern)
- DMPOnline (Digital Curation Centre, UK)
- DMPTool (University of California Digital Library, USA)
- RDMO - Research Data Management Organiser (Leibniz-Institut für Astrophysik, Fachhochschule Potsdam, Karlsruher Institut für Technologie)
Fachspezifisch
- GFBio Data Management Plan Tool: Bio- und Umweltwissenschaften
- DataWiz Datenmanagementsystem: Psychologie
- DMP Wizard von CLARIN-D: Geistes- und Kulturwissenschaften (v.a. bei Datenablage in CLARIN-Datenzentren)
Muster-Beispiele
- Muster-Erläuterungen zum Datenmanagement für einen BMBF-Antrag (CMS der HU Berlin)
- Muster-Erläuterungen zum Datenmanagement für einen DFG-Antrag (CMS der HU Berlin)
- Muster-DMP für einen Horizon 2020-Antrag (CMS der HU Berlin)
Beispiele aus der Forschungspraxis
- Datenmanagementpläne im RIOjournal
- Datenmanagementpläne auf Zenodo
- Öffentliche Datenmanagementpläne in Argos
- Öffentliche Datenmanagementpläne im DMPTool
- Datenmanagementpläne für verschiedene Drittmittelgeber im Digitial Curation Center (DCC)
- Sammlung publizierter Datenmanagentpläne aus Horizon 2020 von OpenAIRE Austria
- Data Management Plan Catalogue der LIBER Research Data Management Working Group
Letzte Aktualisierung: 23.11.2022