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Würzburger Altertumswissenschaftliches Zentrum

Teilen und Fügen. Antike Musiktheorie im Gewand des Mythos

Date: 07/05/2021, 6:15 PM
Category: Veranstaltungen, Vorträge, Ringvorlesung
Speaker: Prof. Dr. Eckhard Roch (Uni Würzburg)

Die antike Musik ist verklungen. Überliefert ist nur die antike Musiktheorie in Traktaten, philosophischen Schriften und oft auch mythologischer Form. Viele der Mythen von den großen Wundern der Musik eines Orpheus, Terpandros oder Amphion wurden zwar immer wieder erzählt, aber mehr oder weniger als pure Spekulation abgetan. Bei genauerer Betrachtung sind sie jedoch durchaus keine bloßen Phantasieprodukte, sondern zeugen von einer elementaren Musikauffassung, wenngleich in einer vorwissenschaftllichen Sprache. Diese mythologische Sprache gilt es zu entschlüsseln, denn eine strikte Trennung zwischen Wissenschaft und Mythos findet in der Antike von den Vorsokratikern bis hin zu Platon nicht statt.
Teilen und Fügen ist ein elementares Muster der Schöpfungsmythen vom sumerischen Enuma elish über die biblische Genesis, den griechischen Mythos von Uranos und Gaia bis hin zu Platons pythagoreischem Dialog „Timaios“. Die Schöpfung der Welt beginnt in nahezu allen Schöpfungsmythen mit der Spaltung einer ursprünglichen Einheit in zwei aufeinander bezogene Teile im Verhältnis 1:2,  d.h. mit der musikalischen „Harmonie“ der Oktave. Nach pythagoreischer Vorstellung gab es zuerst das Apeiron, das Unbegrenzte, aus welchem sich ein erstes Begrenztes, die Zahl 1 absonderte, durch deren fortwährende Teilung die Reihe der natürlichen Zahlen und somit die Welt entsteht. Die Welt ist Zahl nach pythagoreischer Auffassung, aber damit ist sie zugleich auch Musik. Die gleichen Verhältnisse wie im Makrokosmos finden sich auch im Mikrokosmos,  dem Menschen, und sie finden sich auch in den Saitenteilungen am Monochord. Wie auf der Grundlage dieser Analogie die großen Wunder der antiken Musik erklärt werden können, das ist der Inhalt dieser Vorlesung.

Der Vortrag findet digital statt und beginnt um 18:15 Uhr. Um Zugang zum Webinar zu erhalten, klicken Sie bitte auf den dafür eingerichteten Link auf unserer Homepage:
www.uni-wuerzburg.de/forschung/waz/startseite/

Poster

Vortragsflyer

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